Google-Smartphones im Test Was taugen Pixel 2 und Pixel 2 XL?

Düseldorf · Google schickt die zweite Generation seiner hauseigenen Pixel-Smartphones ins Rennen. Pixel 2 XL und Pixel 2 sind zwei technisch weitgehend identische, optisch aber sehr unterschiedliche Smartphones. Wir haben beide getestet.

Google Pixel 2 und Pixel 2 XL im Test
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Google-Smartphones Pixel 2 und Pixel 2 XL im Test

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Foto: Christoph Schroeter

Seitdem Google 2016 die Smartphones der Nexus-Reihe eingestellt und dafür die Pixel-Geräte aus der Taufe gehoben hat, sind die Geräte auch in eine andere Preisklasse vorgestoßen. Das ändert sich auch in diesem Jahr nicht, die Smartphones aus Mountain View liegen auf einem Niveau etwa mit Apples iPhones oder den Samsung-Flaggschiffen.

Mit den gestiegenen Preisen wurden die Geräte auch edler, was die Materialauswahl betrifft: Kein Plastik mehr, dafür Metall und Glas. Das hat sich bei der neuen Pixel-2-Generation fortgesetzt.

Ob nicht nur das Material, sondern auch der Rest der Smartphones edel genug ist, um die hohen Preise zu rechtfertigen, zeigt unser Test.

  • Gehäuse

Beginnen wir auf der Rückseite. Hier ähneln sich das Pixel 2 und das Pixel 2 XL nicht nur sehr stark, man erkennt auch sofort, dass es sich um Pixel-Smartphones handelt. Wie bereits bei den Vorjahresmodellen hat Google auch diesmal die Rückseite wieder in einen Glas- und einen Metallbereich unterteilt. Das hebt die Geräte aus dem üblichen Einheitsbrei heraus und sieht sehr schick aus. Gegenüber dem Ur-Pixel ist die Glasfläche geschrumpft, nimmt jetzt nur noch etwa ein Viertel statt zuvor ein Drittel ein.

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Foto: dpa, lof

Der Fingerabdrucksensor liegt auf der Rückseite an optimaler Stelle (was keine Selbstverständlichkeit ist, siehe Samsung Galaxy S8), ist in den Metallbereich gewandert und ein wenig kleiner geworden.

Den Designern (Pixel 2: HTC; Pixel 2 XL: LG) ist es erfreulicherweise gelungen, die Antennenstreifen komplett von der Rückseite zu verbannen. Beim Pixel 2 XL sind sie gar nicht mehr zu sehen, beim kleineren Pixel 2 lediglich als winzige Vierecke zwischen Display und Metall-Rand.

Am unteren Rand befindet sich nur noch der USB-C-Anschluss, auf die Kopfhörerklinke hat nun auch Google verzichtet. Den Geräten liegt ein Adapter-Stecker bei.

Am rechten Rand liegen Power-Button sowie die Laut-Leise-Wippe. Warum es Google, respektive HTC und LG, nicht gelungen ist, einen der Knöpfe zu besseren Unterscheidung mit einer aufgerauten Oberfläche zu versehen, ist unverständlich.

Das beste Detail entdeckt man bei beiden Pixels auf der Vorderseite: Lautsprecher, Stereo, einer oben, einer unten. Klasse, wie damals beim HTC One! Wenn die Erinnerung nicht trügt, hatte letzteres damals zwar noch etwas mehr Wumms zu bieten, aber die beiden Mini-Boxen sind - verglichen mit so ziemlich allen anderen Smartphones - wirklich sehr gut. Da kommt auch das iPhone 8 nicht mit. Netflix-Gucken am Smartphone macht endlich wieder Spaß.

Drückt man die Pixel am untern Rand zusammen, startet der Google Assistant, kommende Anrufe lassen sich stummschalten. Ein nettes Feature, das aber noch netter wäre, könnte man die zu startende App oder Aktion frei wählen.

Beide Pixel sind nach IP67 staubdicht und gegen zeitweiliges Untertauchen in Wasser geschützt.

  1. Display

Hier gibt es gravierende Unterscheide zwischen den beiden Modellen. Das Pixel 2 XL glänzt mit einem einigermaßen randlosen Bildschirm im derzeit angesagten 18:9-Format, geschützt durch kratzfestes Gorilla Glass 5. Das Glas läuft seitlich fast nahtlos in das Metallgehäuse über.

Sechs Zoll misst das Display, gegenüber 5,5 Zoll des Vorgängers. Größer ist das Gerät kaum geworden. Das POLED-Display löst mit 2880x1440 Pixeln auf. Es ist ein brillantes Display, extrem blickwinkelstabil und auch in sehr heller Umgebung noch gut ablesbar.

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Foto: dpa

Beim Pixel 2 ist das Display fünf Zoll groß, löst in Full-HD - also mit 1920x1080 Pixeln - auf und kommt im klassischen 16:9-Format daher. Auch hier gibt es an Brillanz und Ablesbarkeit nichts zu meckern.

Sehr altbacken wirken jedoch die unheimlich breiten Ränder, besonders ober- und unterhalb des Displays. Das ist nicht zeitgemäß und verleiht dem Pixel 2 einen leichten Retro-Touch. Die Streckung auf das 18:9-Format hätte dem Pixel 2 deutlich besser zu Gesicht gestanden.

  1. Kamera

Eine gute Smartphone-Kamera wird immer mehr zu dem Kaufargument schlechthin. Und da haben die beiden Pixel 2 ein Pfund, mit dem sie wuchern können. Auch wenn das auf den ersten Blick nicht so scheint.

Denn Google hat sich dem allgemeinen Trend zu einer Doppel-Kamera widersetzt. Auf der Rückseite schaut nur ein Objektiv heraus. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn bei beiden Geräten steht die 12,2-MP-Kamera etwas aus dem Gehäuse hervor. Nicht so deutlich wie beim iPhone 8, aber doch spürbar.

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Foto: dpa-tmn/Crosscall

Google ist primär ein Software-Unternehmen und so wird der beliebte Porträtmodus nicht aus zwei Kamerabildern erzeugt, sondern schlicht errechnet. Und das gelang in unseren Tests erstaunlich gut und lieferte tolle Fotos. Sogar einzelne Haare wurden erkannt und verschwammen nicht wie bei vielen anderen Smartphones mit dem Unschärfebereich des Hintergrundes. Hatten das fokussierte Objekt und der Hintergrund jedoch zu ähnliche Farben, kam die Software an ihre Grenzen. Der Porträtmodus funktioniert übrigens auch mit der 8-MP-Frontkamera, das hebt die Pixel 2 klar von der Konkurrenz ab. Etwas unpraktisch: Der Modus muss über ein Menü aktiviert werden.

Auch bei den "normalen" Fotos spielen die Pixel 2 in der Top-Klasse mit, hier hatte das erste Pixel bereits mit seinem viel gelobten HDR+-Modus vorgelegt. Die Neuen müssen sich nicht hinter Samsung oder Apple verstecken. Was mit der einen Linse nicht machbar ist: Der tolle Weitwinkelmodus wie ihn etwa das LG G6 hat.

Die Videokamera liefert mit einer kombinierten optischen und elektronischen Bildstabilisierung beeindruckend ruckelfrei Videos. Im Test war selbst ein Treppenlauf-Video noch gut anzuschauen.

Mit dem Pixel 2 bis Januar 2021 aufgenommene Bilder und Videos können bei Google Fotos in Originalqualität in unbegrenzter Menge gespeichert werden.

  1. Software

Selbstverständlich, dass beide Geräte mit dem neuen Android 8.0 Oreo ausgeliefert werden. Ein Update hat der Pixel-Launcher bekommen. Die Google-Suchleiste liegt nun am unteren Displayrand, oben findet man Datum und das aktuelle Wetter. Steht ein Termin im Google Kalender an, wird dieser dort eingeblendet.

Das Display ist nun "Always on", Uhrzeit, Datum und Benachrichtigungen sind somit immer sichtbar. Ein nettes Feature ist "Now Playing": Das Pixel 2 zeigt auf dem Sperrbildschirm Titel und Interpret der Musik an, die gerade irgendwo im Hintergrund läuft, sei das im Club, im Café oder im Radio. Hundertprozentig funktioniert das noch nicht, manchmal dauert es sehr lange, bis die Info erscheint, manchmal erscheint auch gar nichts. Die Erkennung passiert lokal auf dem Gerät, es werden keinerlei Infos an Google geschickt. Die Song-Datenbank auf dem Pixel 2 wird jede Woche aktualisiert.

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Foto: rtr, SL/HB

Google Lens, die KI-Bilderkennung, ist in einer Vorabversion auf dem Pixel 2 verfügbar. In aufgenommenen Fotos analysiert die Software das Bild und erkennt Texte, Buchcover oder auch Sehenswürdigkeiten. Das hat im Test bereits ganz ordentlich funktioniert. Bis Lens auch in den Google Assistant integriert ist, wird es laut Google noch ein paar Wochen dauern.

  1. Technisches

Angetrieben werden die Pixel 2 von Qualcomms Top-Prozessor Snapdragon 835, wie auch bereits andere Smartphone-Flaggschiffe. Vier GB Arbeitsspeicher stehen dem Chip zur Seite. Der nicht erweiterbare interne Speicher ist wahlweise 64 oder 128 GB groß.

Als erstes Smartphone überhaupt haben die Pixel 2 eine sogenannte eSim eingebaut. Das soll künftig den Wechsel des Mobilfunkanbieters erleichtern, da keine neuen Sim-Karte ins Gerät eingelegt werden muss. Ein Wechsel wäre theoretisch von jetzt auf gleich möglich. Die Funktion steht jedoch hierzulande noch nicht zur Verfügung, die eSim ist noch nicht aktiviert.

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Foto: Christoph Schroeter

Nicht nur der Doppelkamera, auch dem drahtlosen Laden geht Google aus dem Weg. Auch wenn Apple auf dem Gebiet wohl einen gewissen Hype auslösen wird, ist das Feature aus unserer Sicht verzichtbar, da es keinen wirklichen Vorteil bringt.

Die Akkus sind 2770 mAh (Pixel 2) bzw. 3520 mAh groß. Mit beiden Geräten sind wir während des Tests locker über den Tag gekommen. Wird es mal knapp, verspricht die Schnellladefunktion laut Google nach 15 Minuten Akku-Power für weitere sieben Stunden.

  1. Fazit

Das Pixel 2 XL reiht sich problemlos ein in die Spitzen-Liga der aktuellen Smartphones. Es ist top verarbeitet, liegt klasse in der Hand und bietet beste Performance, sowohl was Arbeitstempo als auch die Kamera betrifft. Mit mindestens 939 Euro ist es aber auch nicht gerade günstig.

Das kleinere Pixel 2 - ab 799 Euro teuer - ist seinem großen Bruder, abgesehen von Akku und Display, technisch ebenbürtig. Beim Design muss es sich jedoch dieselben Vorwürfe gefallen lassen wie das iPhone 8: Mit den übertrieben breiten Rändern sieht es aus wie aus einer anderen Zeit.

Google verspricht mindestens drei Jahre lang Updates für die Pixel-2-Geräte, sowohl Sicherheits-Patches als auch neue Android-Versionen. Wer darauf Wert legt, garantiert und als erster mit dem neuesten Android versorgt zu werden, kommt um ein Pixel 2 nicht herum.

(csr)
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