Smartphone-Test So schlägt sich das HTC 10 gegen Galaxy S7 & Co.

Düsseldorf · Das HTC 10 ist angetreten, weit oben in der Smartphone-Liga mitzuspielen. Ganz nebenbei soll es auch noch den angeschlagenen Hersteller aus Taiwan retten. Wie sich das Gerät schlägt, zeigt unser Test.

Testbericht: HTC 10 - das Top-Smartphone
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HTC 10 -Top-Smartphone im Test

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Foto: Christoph Schroeter

Verglichen mit den anderen Top-Smartphones, die wir hier in den vergangenen Monaten in der Redaktion hatten - darunter das Nexus 6P, das Huawei P9, das Samsung Galaxy S7 und das S7 Edge sowie das iPhone SE -, gleich vorab das subjektive Urteil: Das HTC 10 war das schönste Gerät.

Mit der Aluminium-Rückseite, die in der Mitte zwar recht dick geraten ist, dafür zum Rand hin aber sehr dünn zuläuft - der zudem rundherum stark angeschliffen ist - liegt das HTC 10 sehr gut in der Hand.

Das Huawei P9 etwa drohte hier oft wegzurutschen; die beiden Samsung-Galaxy-Modelle haben eine Glasrückseite, die sich zum einen nicht so wertig anfühlt, zum anderen permanent mit Fingerabdrücken übersät ist.

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Foto: Christoph Schroeter

Obwohl sich bei der Abmessung kaum etwas gegenüber dem Vorgänger HTC One M9 geändert hat, ist das Display auf die für Smartphone optimale Größe von 5,2 Zoll gewachsen. Zum einen sind die Gehäuseränder etwas schmaler geworden und HTC hat auf den breiten Riegel unterhalb des Displays mit seinem Logo verzichtet.

Zudem sind die drei Bedientasten für "Home", "Zurück" und "Taskmanager" aus dem Display unter den Bildschirm gerückt. Die "Home"-Taste hat zudem einen Fingerabdrucksensor integriert. Der funktioniert zwar meist ohne zu mucken, aber dennoch nicht ganz so gut wie etwa beim iPhone SE oder dem Nexus 5X.

Das Display löst nun auch in QHD auf, es zeigt also 2560x1440 Pixel an. Beim One M9 hatte HTC noch darauf verzichtet - und gleich Kritik eingesteckt. Doch allen Ernstes, vielleicht kann ein Adler einen Unterschied ausmachen, ein normaler Mensch könnte mit einem Full-HD-Display genau so gut leben.

Ob nun QHD oder Full-HD, das Display des HTC 10 ist jedenfalls knackscharf. Auch bei direkter Sonneneinstrahlung lässt sich noch etwas darauf ablesen, wenn auch nicht besonders viel. Im Gegensatz zum Bildschirm des Samsung Galaxy S7 lässt sich beim HTC 10 der Bildschirminhalt auch noch problemlos erkennen, wenn man das Gerät stark zur Seite kippt. Beim S7 tauchte in unserem Test sehr schnell ein violetter Schleier auf.

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Foto: Christoph Schroeter

Als Antrieb stehen dem HTC 10 Android 6.0.1, ein Qualcomm Snapdragon 820, vier Gigabyte Arbeitsspeicher sowie für die Grafikpower eine Adreno 530 GPU zur Verfügung. Da muss man nicht viele Worte verlieren, das reicht dicke für alle möglichen Anwendungen.

Spannender für den Nutzer ist das schon das Thema interner Speicher. Der liegt wie bei vielen anderen Herstellern auch bei 32 Gigabyte. Was HTC jedoch etwa von Samsung oder Sony unterscheidet - und das ist sehr löblich: Die Taiwaner erlauben das von Google mit Android Marshmallow eingeführte Feature "Flex Storage", auch "Adoptable Storage" genannt.

Bedeutet: Eine eingelegte Micro-SD-Karte kann quasi so mit dem System verschmolzen werden, dass sie vom Gerät als vollwertiger interner Speicher anerkannt wird. Und das HTC 10 versteht sich mit SD-Karten mit bis zu zwei Terabyte Größe (auch wenn es die bislang noch gar nicht gibt).

Ebenfalls als Kaufargument gelten bei einem Smartphone die Kameras, schließlich ersetzen Handys zunehmend den klassischen kompakten Fotoapparat. Und da hat HTC endlich mal von Anfang an einen guten Job gemacht.

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Foto: afp, js/mpb

Wie ungefähr jeder Smartphone-Hersteller behauptet auch HTC, mindestens die beste Kamera überhaupt verbaut zu haben. Das stimmt so nicht (ebenso wenig wie bei Samsung, Apple, Huawei & Co.). Aber immerhin spielt die 12-MP-Knipse mit vergrößerten Pixeln locker auf einem Niveau mit der Konkurrenz. Vorhanden ist auch ein Profi-Modus, der zahlreiche Einstellungen erlaubt und das Abspeichern der Fotos im RAW-Modus. Insgesamt sind die Einstellungen jedoch recht knapp gehalten, da haben uns die Möglichkeiten beim Huawei P9 besser gefallen.

Zudem - und das ist tatsächlich bislang einmalig - hat die 5-MP-Selfie-Kamera des HTC 10 einen optischen Bildstabilisator verbaut. Ein beim derzeitigen Sefie-Wahn nicht zu unterschätzender Vorteil.

Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal, mit dem HTC weiter protzen kann, sind die Boom-Sound-Boxen. Die haben sich gegenüber den Vorgängern One M7 bis One M9 zwar leicht verändert, liefern aber noch immer einen Sound, den man von einem Smartphone eher selten geboten bekommt.

Statt wie bisher zwei Stereolautsprecher zu verbauen, einen oberhalb, einen unterhalb des Displays, ist nun einer - für die Höhen zuständig - in der Ohrmuschel angebracht, der andere für die Bässe sitzt auf der Unterkante des Gerätes, rechts neben der USB-C-Ladebuchse.

Seine neueste Version der Bedienoberfläche Sense hat HTC ordentlich abgespeckt und nähert sich stark einem nackten Stock-Android an. Das werden viele zu schätzen wissen, die sich mit überladenen Oberflächen wie Samsungs Touchwiz nicht anfreunden können. Man ist sogar so weit gegangen, auf eigene Apps zu verzichten, wo eine Google-App aus HTC-Sicht die bessere Variante ist. So fehlt beispielsweise die Galerie-App, Fotos werden standardmäßig mit Google Fotos verwaltet.

Abschließend noch ein Wort zum Akku. Der hat eine gegenüber dem One M9 leicht erhöhte Kapazität von 3000 mAh. Zwar zieht das QHD-Display auch mehr Saft, doch im Test sind wir mit einer Ladung gut über den Tag gekommen. Falls mal etwas mehr Power benötigt wird: Dank USB-C-Buchse und Quick Charge 3.0 ist der Akku nach nur 30 Minuten wieder zur Hälfte gefüllt.

Fazit: Sicherlich ist das HTC 10 mit 699 Euro kein Schnäppchen. Doch für das Geld bekommt man ein Smartphone, mit dem man locker über die nächsten Jahre kommt. Tolles Design, klasse Kamera, Spitzen-Sound und ein interner Speicher, der künftig auf über zwei TB erweitert werden kann.

Bei der abgespeckten Sense-Oberfläche und der engen Zusammenarbeit zwischen HTC und Google kann vielleicht sogar auf schnellere Android-Updates gehofft werden. Das wäre wirklich mal ein Fortschritt und ein Pfund, mit dem HTC wuchern könnte.

(csr)
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