Testbericht Motorola X4 - tolle Kamera, funkelnder Rücken

Düsseldorf · Teenager und junge Erwachsene, die ihre Fotos auf dem kürzesten Weg in die sozialen Netzwerke hieven möchten - für diese Zielgruppe hat Motorola das Moto X4 gebaut. Allzu teuer ist es auch nicht geraten. Wir haben das Moto X4 einem Test unterzogen.

Motorola X4 - Kamera-Wunderkind
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Motorola X4 - Kamera-Wunderkind

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Foto: Christoph Schroeter

Mit dem Moto X4 fällt man auf. Das liegt allein schon am seltsam silberblau funkelnden und edlen Metall-Glas-Gehäuse des Smartphones. Motorola richtet sich mit dem Mittelklasse-Androiden an die Zielgruppe weit unter 30 - an Nutzer, für die Instagram und Snapchat beinahe schon wieder zu alt sind. Bei diesem Smartphone dreht sich alles um Fotos, ihre Bearbeitung und Verbreitung - und das zu einem relativ geringen Preis.

Zwei Kameralösungen stehen dafür bereit. Eine Doppellinse auf der Rückseite mit einmal 12 Megapixeln (MP) Normalwinkel und 8 MP Weitwinkel, dazu eine Doppelblitz-LED und ein flotter Autofokus. Das Gespann beherrscht die mittlerweile üblichen Tricks: Fotos mit Tiefenunschärfe und nachträglicher Fokussierung, Full-HD- und 4K-Video, Gesichter erkennen und Barcodes scannen.

Auf Wunsch lassen sich im Profi-Modus viele Einstellungen von Hand wählen. Außerdem gibt es einen lustigen Filtermodus, der Gesichter erkennt und sie mit Geweih, Katzenohren, Einhornhörnern oder Astronautenhelmen versieht. Weil die Aufnahme schon im quadratischen Instaformat geschossen wird, kann sie mit einem Klick ins Netz.

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Foto: Samsung

Tiefeneffekt der Kamera liefert gute Ergebnisse

Für Selfies, Livestreams und sonstige Imagepflege gibt es eine 16-MP-Frontkamera. Auch sie beherrscht die Gesichtsfilter und kann mit dem "Bildverschönerungsmodus" einige durchfeierte Nächte aus dem Gesicht glätten - möge die Jugend zumindest digital ewig andauern.

Ungewöhnlich ist der Panorama-Selfie-Modus. Man richtet das X4 auf sich, kippt es einmal leicht nach rechts, dann nach links, fertig ist das Panorama. Ein nettes Feature, wenn man etwa eine größere Gruppe um sich herum aufnehmen möchte.

Für ein Gerät dieser Preisklasse können sich die Kameralösungen durchaus sehen lassen. Vor allem der Tiefeneffekt liefert gute Ergebnisse. Wunder sollte man aber nicht erwarten. So verzeichnet das Weitwinkelobjektiv massiv, und die Qualität der Aufnahmen mit Gesichtsfilter taugt nicht für mehr als einen Schnappschuss. Das Experimentieren mit den Kameras macht trotzdem Spaß, mit weiteren Apps aus dem Play Store sind kreativen Fotolösungen keine Grenzen gesetzt.

System belegt sehr viel Speicher

Auch sonst ist das Moto X4 ein solides Telefon - im besten Sinne. Das relativ pure Android 7.1.1 ist bereits etwas veraltet, verzichtet dafür aber bis auf einige Ausnahmen auf unnützen Spielkram. Die Kritik an dem alten Android soll hier nicht allzu stark ins Gewicht fallen, da Motorola ein Oreo-Update bereits angekündigt hat. Verglichen mit anderen Herstellern - etwa Samsung oder Huawei - ist Motorola auch recht fix mit der Verteilung neuer Android-Versionen.

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Foto: dpa-tmn/Crosscall

Der Achtkernprozessor bringt Apps flüssig auf den Bildschirm und berechnet flott Fotoeffekte. Eine Akkuladung reicht gut für einen Tag mit vielen Bildern.

Nutzer haben außerdem die Wahl, den Steckplatz für die zweite SIM-Karte lieber für eine Speicherkarte zu nutzen. Dann ist auch der mit 32 Gigabyte Speicher eher mittelgroß bemessene Speicher kein Problem mehr. Zumal allein das System mit 13,1 GB ungewöhnlich viel Platz belegt. Zum Vergleich: Android 8.1 belegt beim Oberklasse-Smartphone Pixel 2 XL lediglich 10 GB.

Kamera mit integrierte Objekterkennung

Als Alleinstellungsmerkmal liefert Motorola mit Moto Display und Moto Actions ein praktisches Bedienkonzept. Im Display erscheinen dann Kurzinfos zu eingehenden Nachrichten.

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Foto: dpa, tsn

Mit einem Fingertipp lassen sich auch bei gesperrtem Display Apps bedienen und Infos abrufen. Außerdem gibt es eine Vielzahl an Gesten für Schnellzugriffe, und der Fingerabdrucksensor lässt sich zum Ersatz für die Android-Bedienungsleiste machen. Praktisch.

Weniger gelungen ist (noch) die in die Kamera integrierte Objekterkennung. Sie soll Objekte analysieren und relevante Informationen im Netz ausspucken. Schritt eins klappt meist gut, wenn er auch mit locker zehn Sekunden viel zu lange dauert.

Die Kamera erkennt etwa problemlos eine Banane. Warum dann allerdings der Wikipedia-Artikel über die "blaue Banane" genannte Bevölkerungszone der EU erscheint? Ein Geheimnis. Um Obst dreht sich kein einziger Suchtreffer.

Anderes Beispiel: Die Software erkennt eine Bierflasche und dass sie aus Glas ist, nennt die richtige Marke - und verweist auf einen Versandhändler für Apothekenflaschen. Vor der Machtübernahme durch die künstliche Intelligenz muss man sich (noch) nicht fürchten.

Alexa! Wo bist du?

Ebenfalls nicht funktionstüchtig: Amazons Sprachassistent Alexa. Die App Moto Alexa ist gar nicht auf unserem Testgerät installiert. Macht nichts, es gibt sie ja im Play Store. Die nächste Ernüchterung: Dort bekommen wir die Meldung: "Dein Gerät ist nicht mit dieser Version kompatibel." Merkwürdig. Ist aber auch nicht weiter schlimm, der Google Assistant funktioniert tadellos.

Was aber richtig nervt: Bei der Einrichtung will Motorola erst erhebliche Nutzerdaten für "die Verbesserung" des Services erheben. Dann wird versucht, diverse Apps unter dem Deckmantel der "Personalisierung" unterzuschieben. Schlussendlich wird man mehr oder weniger zur Nutzung der vorinstallierten Outlook-App "überzeugt".

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Foto: dpa-tmn/Garmin

Nur wer aufpasst wie ein Höllenhund, umgeht diesen Bloatware- und Promo-Spießroutenlauf. Ebenfalls schon ab Werk an Bord ist das Karrierenetzwerk LinkedIN - es ist fraglich, ob sich solch kundenunfreundliches Verhalten für Motorola lohnt. Die beiden Apps lassen sich nicht deinstallieren, lediglich deaktivieren.

Fazit: Für knapp 350 Euro ist das Moto X4 ein konkurrenztüchtiges Android-Smartphone mit einem robusten, eleganten Design und cleveren Kamera-Lösungen. Auch das hauseigene Bedienkonzept gefällt.

Und für alle, die ihn tatsächlich benötigen: Das X4 hat einen 3,5-Millimeter-Kopfhörerstecker. Luft nach oben gibt es noch bei den Zusatzlösungen wie der Objekterkennung oder Alexa. Was nicht klappt, muss auch nicht auf das Telefon.

(csr)
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