Karten-Desaster beim neuen iPhone 5 Tim Cooks erste Bewährungsprobe

Düsseldorf · Apple-Kunden sind treu und geduldig. Jahrelang warten sie sehnsüchtig auf ein neues Produkt. Vielen iPhone 5-Kunden aber dürfte der Spaß bereits vergangen sein. Der Kartendienst ist eine Blamage für Apple und für Chef Tim Cook die erste echte Bewährungsprobe.

iPhone 5 - Der erste Verkaufstag in Deutschland
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Mit diesen Reaktionen hatte Tim Cook nicht gerechnet. Kurz nach dem Verkaufsstart sollte das iPhone 5 eine Welle der Begeisterung bei den darbenden Apple-Jüngern auslösen. Was übrig geblieben ist sind Frust und Enttäuschung.

Schmelzende Brücken, falsch gesetzte Ortsmarken und große Städte, die vom Erdboden verschluckt sind - der US-Technologiekonzern Apple hat sich mit seinem ersten eigenen Kartendienst, der im neuen Multimediahandy iPhone 5 die beliebte Anwendung Google Maps ablöste, mächtig blamiert.

Cook steht in der Kritik

Insbesondere Konzern-Chef Tim Cook, der den Posten des verstorbenen Unternehmensgründers Steve Jobs am 24. August 2011 übernommen hatte, steht mit dem Karten-Desaster in der Kritik. Experten fragen sich: Wie geht Cook mit seiner ersten echten Bewährungsprobe um? Wie verhält sich Apple seinen enttäuschten Kunden gegenüber?

Für das Unternehmen ist es bereits der zweite gravierende Fehler innerhalb von zwei Jahren: Während die Kunden im Juli 2010 beim iPhone 4 über die Antenne meckerten, die bei ungünstiger Handhabung zu Gesprächsabbrüchen führte, klagen die Nutzer des neuen Smartphones über irreführende Wegbeschreibungen. Damals glättete Jobs die Wogen. Dieses Mal muss Cook für das Desaster gerade stehen.

Apple spricht von Verbesserungen

Nach der massiven Kritik von Nutzern verspricht der US-Konzern Verbesserungen und bittet um Geduld. Apple arbeite permanent an Korrekturen, und "je mehr Menschen den Dienst nutzen, desto besser wird er", hatte eine Sprecherin dem US-Blog "All Things D" erklärt.

Doch ist das das Krisenmanagement, das die erregten Apple-Jünger erwarten? Dabei gäbe es eine einfache Lösung: Um die Kunden schnellstmöglich zu besänftigen, müsste Cook bei Google lediglich die Lizenzierung der Map-Software kaufen.

Zweifel sind erlaubt

Zweifel sind erlaubt, ob Apple dies tun wird: Im Juni erst hatte der Konzern bekanntgegeben, die Zusammenarbeit mit dem Internet-Giganten zu kappen. Ein strategischer Schritt, der missglückt ist. Und für den muss Cook gerade stehen.

US-Blogger wie Charles Moore schüttelten mit dem Kopf als sie im Sommer die Nachricht hörten, Cook wolle Google Maps auf dem neuen iPhone nicht mehr anbieten, dafür aber eine eigene "inhouse"-Variante. "Wie soll es Apple in so kurzer Zeit gelingen, etwas derart anspruchsvolles und komplexes wie einen Kartendienst zu entwickeln?" Das Resultat gibt den Technik-Bloggern recht.

Nutzer reagieren mit Galgenhumor

Die iPhone-Nutzer reagierten jedenfalls mit Galgenhumor auf die Pannen. Mit teils bissigen Kommentaren tauschten Nutzer in sozialen Netzwerken ihre Erfahrungen mit dem neuen Kartendienst aus, der Teil von Apples neu aufgelegtem Mobilbetriebssystem iOS 6 ist.

Auf dem Mikroblogging-Dienst Tumblr enstand eine Seite mit dem Namen "Diese erstaunlichen iOS 6-Karten". Auf einem Bild wird dort der Justizpalast in Wien mit der Ortsmarke Justizpalast Nürnberg versehen. Schwedens zweitgrößte Stadt Göteborg scheine sich in Luft aufgelöst zu haben, schrieb ein weiterer Nutzer und fügte ein Beweisfoto an.

"Apple hat ein neues Produkt gemacht, das schön aussieht, aber dumm ist", schrieb Anil Dash, Mitgründer der New Yorker Technologie-Beratungsfirma Activate, in seinem Blog. Noch schlimmer sei, dass Apple ungeachtet der schlechteren Qualität der eigenen Anwendung seine Position dazu nutze, um den Kartendienst der Konkurrenz auszubooten.

(rpo/nbe/sap)
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