Mit Internet verbundene Geräte Bundesamt warnt vor Sicherheitslücken beim Smart-TV

Berlin · Moderne, mit dem Internet verbundene Fernseher werden zunehmend zum Sicherheitsrisiko. Experten raten Nutzern zur Vorsicht, verlangen aber auch mehr Vorbeugung durch die Hersteller.

WM 2018 - Bundesamt warnt vor Sicherheitslücken beim Smart-TV
Foto: dpa

Der Präsident des Bundesamts für die Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), Arne Schönbohm, hat vor den Gefahren durch die neue Generation von Fernsehgeräten gewarnt, den sogenannten Smart-TV. Angesichts der im Vorfeld der Fußball-WM im Juni vom Handel erwarteten zahlreichen Verkäufe der neuen Geräte forderte Schönbohm die Verbraucher dazu auf, nicht nur auf den Preis zu achten, sondern auch die IT-Sicherheit der Geräte in ihre Kaufentscheidung einfließen zu lassen. Aber auch Hersteller und Händler müssten sich stärker um die Sicherheit der Geräte kümmern, forderte der BSI-Chef.

In der vergangenen Woche hatte für Schlagzeilen gesorgt, dass bislang unbekannte Täter den Fernseher von NRW-Umweltministerin Christina Schulze Föcking gehackt hatten. Dabei wurden Szenen einer Landtagsdebatte über die Schweinehaltung im Familienbetrieb der Ministerin auf das mit dem Internet verbundene TV-Gerät gespielt.

Digital-Fachleute haben eine ganze Reihe von Möglichkeiten identifiziert, wie Fremde mit Schadsoftware in fremde Wohnungen eindringen und Kameras, Mikrofone, Fernsehgeräte oder auch weitere Rechner eines Heimnetzwerks kontrollieren können. Die Angriffe erfolgen meist über ungesicherte Internetverbindungen, aber auch über mit Viren verseuchte Apps, Datensticks oder Videodateien aus unsicherer Quelle.

Nach Angaben von Konsumforschern verfügt inzwischen jeder dritte Haushalt in Deutschland über mindestens ein Smart-TV. Die jährlichen Verkaufszahlen liegen bei mehr als vier Millionen Geräten, der Marktanteil von internetfähigen Fernsehapparaten stieg auf 64 Prozent.

"Hersteller und Händler müssen ihrer Verantwortung nachkommen und die IT-Sicherheit bereits bei der Entwicklung und der Inbetriebnahme der Geräte mitdenken", forderte Schönbohm. Er rief dringend dazu auf, den Internetzugang des Fernseher nur dann zu nutzen, wenn er auch gebraucht werde. Zudem sollten die Nutzer darauf achten, Software-Aktualisierungen, sogenannte Firmware Updates, regelmäßig aufzuspielen, um aktuelle Sicherheitslücken so schnell wie möglich zu schließen. Diese würden jedoch nicht von allen Herstellern dauerhaft gepflegt. Vor allem ältere Geräte könnten deswegen zum Sicherheitsrisiko werden.

Der BSI-Präsident sorgt sich vor allem um Zusatzeinrichtungen, die bei Missbrauch die Privatsphäre des Nutzers unmittelbar bedrohen, also etwa eine integrierte Webcam für Online-Konferenzen oder ein Mikrofon zur Bedienung per Sprachsteuerung. "Sie sollten sorgsam verwendet und im Zweifel deaktiviert werden", empfiehlt Schönbohm.

Das BSI verweist zudem auf die zusätzlichen Informationen, die bei bestimmten TV-Geräten als Begleitung zum laufenden Programm aus dem Internet abgerufen und präsentiert werden. Durch diese Einbindung gäben die Benutzer unter Umständen Informationen über ihr Fernsehverhalten preis, etwa welche Filme sie zu welcher Tageszeit konsumiert hätten.

Sportliche Großereignisse wie Fußballturniere werden immer stärker außerhalb der klassischen Fernsehgeräte über Smartphones und andere internetfähige Geräte verfolgt. Dahinter lauere ebenfalls ein oft unterschätztes Risiko. "Cyber-Kriminelle nutzen Themen mit hohem Aufmerksamkeitswert, um Informationssuchende und sportbegeisterte Internetnutzer in die Falle zu locken", warnt das BSI. Speziell angelegte Nachrichtenportale, Gewinnspiele oder Tipprunden könnten jedoch leicht mit Schadcode infiziert sein.

(may-)
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