Datentransfer zu den Sendern und Google Auch Ihr TV-Gerät spioniert Sie aus

Düsseldorf · Inzwischen dürfte wohl jedem klar geworden sein, dass man, wo man geht und steht, ausspioniert wird. Sei es die NSA, die allgegenwärtigen Überwachungskameras, das eigene Smartphone. Und selbst vor dem eigenen TV-Gerät kann man nicht mehr sicher sein. Denn moderne Flachbildfernseher bringen das Internet nicht nur in die gute Stube, sondern senden auch ungeniert Daten in die weite Welt.

Neue TV-Geräte der Oberklasse
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Das berichtet das Computermagazin "c't". Schon beim Zappen erfahren Fernsehsender und dadurch häufig auch Google unsere Programm­vorlieben. Wer das persönliche Fernsehverhalten nicht mit Gott und der Welt teilen will, der hat nur eine Möglichkeit: HbbTV, der Online-Dienst der Fernsehsender, muss ausgeschaltet werden.

HbbTV, kurz für Hybrid Broadcast Broadband TV, ist ein Angebot der TV-Sender, über das die Fernseher aus dem Internet Zusatzinformationen zum Programm oder passende Werbung nachladen. Doch HbbTV bietet nicht nur Service, es fungiert eben auch als Datenpetze.

"Noch bevor ich den roten Knopf auf der Fernbedienung drücke, um mehr über die Sendung zu erfahren, übermittelt der Browser die IP-Adresse des heimischen Internet-Anschlusses sowie Informationen über das eingesetzte TV-Gerät", erläutert Ronald Eikenberg, Redakteur bei "c't".

Damit wissen die Sender, wann ich das Gerät eingeschaltet habe. Die meisten privaten Sender — aber auch der deutsch-französische Kultursender Arte — nutzen zudem Google als Dienstleister, so dass hier ebenfalls Informationen fließen.

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Den meisten TV-Zuschauern ist das nicht bewusst, denn HbbTV ist inzwischen bei vielen neu gekauften Smart-TVs im Auslieferungszustand aktiviert. Aufgeklärt wird der Konsument über die damit verbundenen Tracking-Maßnahmen nicht.

Schon die Verarbeitung der IP-Adressen gilt rechtlich als höchst problematisch, da es sich nach Ansicht der meisten Juristen um personenbeziehbare Daten handelt. Diese unterliegen den Vorschriften des Datenschutzes.

Was kann man tun? Um die Ausspähaktionen der TV-Sender und Google zu unterbinden, kannmman entweder die Internetverbindung des Gerätes komplett abschalten oder speziell das HbbTV-Angebot muss deaktiviert werden. Das ist jedoch häufig verbunden jmit einem tiefen Eintauchen in die Menüstrukturen des TV-Gerätes. Einfach wollen es die Hersteller einem nicht machen.

Das Magazin "c't" bietet eine weitere Möglichkeit: "Wer weiterhin auf die HbbTV-Angebote der Sender zugreifen möchte, um etwa in Mediatheken nach verpassten Sendungen zu recherchieren, der kann über den Browser des Fernsehers einen Dienst von 'c't' ansurfen", rät Eikenberg. "Unter ct.de/hbbtv kann man auf die Senderportale zugreifen, ohne dass man gleich sein Zapp-Verhalten offenbaren muss."

(csr)
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