Ultra HD und Einmessautomatik Was ein AV-Receiver können muss

Düsseldorf · Heimkino-Liebhaber vertrauen ihrem AV-Receiver die komplette Unterhaltungselektronik an. Selbst im mittleren Preissegment haben die Tausendsassas inzwischen Komfortfunktionen wie eine Fernsteuerung per App und präzise Einrichtungsassistenten an Bord.

Für Heimkino-Fans: Was ein AV-Receiver können muss
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Foto: dpa, toh

Im Heimkino hat er das Kommando. Ob Fernseher, Blu-ray-Player oder Lautsprecher - alle hören auf die Befehle des AV-Receivers, der eine elementare Aufgabe hat: Audio- und Videosignale mit bestmöglicher Qualität weiterzuleiten.

Doch die cleveren Schaltzentralen verlieren an Popularität. Nach einer vorläufigen Prognose der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu) wurden 2013 nur 420.000 sogenannte Home-Theater-Systeme verkauft. Im Jahr 2012 waren es rund 100.000 mehr.

Sie sinken aber zu Unrecht in der Gunst der Kunden, findet Carsten Rampacher, Hardware-Chefredakteur beim Online-Portal "AreaDVD.de":"Ein AV-Receiver liefert immer noch eine deutlich bessere Qualität als ein komplettes kleines Heimkinopaket."

Bei der Anschaffung sollten Cineasten vor allem auf vernünftige preisliche Relationen achten. So mache es zum Beispiel keinen Sinn, einen extrem günstigen AV-Receiver mit sehr hochwertigen Komponenten zu mischen. "500 bis 600 Euro für einen AV-Receiver und 800 bis 2500 Euro für ein Lautsprecherset, das ist realistisch", beschreibt Rampacher ein gutes Verhältnis.

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Immer mehr Hersteller spendieren ihren Geräten mittlerweile einen Einrichtungsassistent, der bei der Erstinstallation mit grafischen Menüs sehr verständlich durch das Setup führt. Fast jeder aktuelle AV-Receiver wird darüber hinaus mit einer sogenannten Einmessautomatik geliefert, das per Mikrofon die jeweiligen räumlichen Gegebenheiten ermittelt und die Klangcharakteristika selbst festlegt.

"Während Einsteiger-Geräte sehr einfache Einmesshilfen an Bord haben, arbeiten die aufwendigeren Systeme bei AV-Receivern ab 500 Euro äußerst präzise", sagt Rampacher. Mit den Ergebnissen könne man sehr gut leben.

Am Subwoofer Hand anlegen

Nur mit viel Aufwand ließe sich noch zusätzliche Qualität herauskitzeln. Der Experte weist aber auch auf eine generelle Schwäche fast aller Systeme hin: Aktive Subwoofer werden oft zu niedrig eingepegelt. Hier muss der Besitzer also selbst Hand anlegen.

Wer beim Kauf auf Nummer sicher gehen und einen möglichst praxisgerechten AV-Receiver erwerben will, sollte sich für eine Schaltzentrale mit eingebautem Videoprozessor entscheiden. Das sorgt in der Regel für schönere Bilder, als wenn man die Arbeit dem DVD- oder Blu-ray-Player überlässt - vor allem, wenn dieser schon etwas älter ist.

Ein weiteres wichtiges Kriterium ist die Zahl der HDMI-Anschlüsse: Sieben sind in der Regel Standard. Rampacher empfiehlt, unbedingt einen AV-Receiver zu kaufen, der die neue HDMI-Version 2.0 unterstützt.

Dies dürfte bei kommenden Modellen in allen Geräteklassen der Fall sein, sagt der Experte. Der Vorteil von HDMI 2.0: Der AV-Receiver ist zukunftssicher, unter anderem weil er 4K-Signale weiterleiten kann. Hinter der Abkürzung verbirgt sich die neue Auflösung Ultra HDmit 3840 mal 2160 Bildpunkten.

Praktisch ist eine HDMI-Buchse an der Gerätefront. Sie erleichtert das Anschließen eines Smartphones oder Tablets zum Abspielen von Musik, Fotos oder Videos. Zwei Vorverstärkerausgänge sind nötig, wenn der Nutzer zusätzliche aktive Subwoofer für sattere Bässe andocken will. Und mit AirPlay und DLNAkann der Receiver Kontakt zu den Lieblingssongs auf dem PC oder mobilen Geräten herstellen.

Spotify und Co meistens an Bord

Die Stiftung Warentest lobt in ihrer Zeitschrift "test" (Ausgabe 11/2013) die Möglichkeit, AV-Receiver per App mittels Smartphone oder Tablet-PC über das Netzwerk zu steuern. Dies sei oft deutlich bequemer als mit der klassischen Fernbedienung.

So lassen sich beispielsweise per Touchscreen bestimmte Titel aus einer Musiksammlung vom PC oder USB-Stick oder ein bestimmter Internetradiosender schneller heraussuchen. Allerdings klappt dies nur, wenn die Programme gut gemacht sind. Lob gab es in dem Test für die Apps von Yamaha, Denon und Marantz.

Mit "Gut" bewertete AV-Receiver mit Fünf-Kanal-Verstärker kosten den Angaben nach ab 300 Euro. Wer ein ordentliches Gerät mit sieben Kanälen sucht, muss mindestens 450 Euro einplanen. Auf Netzwerkfeatures, darunter der Zugriff auf Streamingdienste wie Spotify, müssen Nutzer dabei selbst mit den günstigeren Geräten nicht verzichten. Immer häufiger können die Receiver neben regulären MP3-Dateien auch verlustfrei komprimierte Musik im FLAC-Format abspielen.

Deutlich teurere AV-Receiver brauchen vor allem Klassik- und Jazzfreunde. Der Grund: Bei diesen Genres kommt es speziell auf die Feindynamik an. "Ab 1000 Euro geht es für gehobene Ansprüche los", erklärt Carsten Rampacher.

Größere Trafos, eine aufwendigere Kühlung und spezielle Digital-Analog-Wandler sind die Gründe für den höheren Preis. Für Filmliebhaber und Popmusikhörer sind die Vorzüge solcher Technik aber vermutlich kaum wahrnehmbar.

(dpa)
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