Umstrittene Entscheidung Gewalttätige Türken: ARD-Film "Wut" wird verschoben

Hamburg (rpo). Vor dem Hintergrund der abgesetzten Mozart-Oper "Idomeneo" ist die ARD in die Kritik geraten. Der Sender hatte den Film "Wut" von Mittwoch, 20.15 Uhr auf Freitag, 22 Uhr verschoben. In dem Jugenddrama drangsaliert ein gewalttätiger türkischer Jugendlicher eine liberale, gut gestellte deutsche Familie.

Szenenbilder aus "Wut"
23 Bilder

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In dem Film von Regisseur Züli Aladag macht der Anführer einer türkischen Jugendgang erst dem Schüler Felix (Robert Höller) das Leben schwer. Und dabei bleibt es nicht. Can (Oktay Özdemir) terrorisiert immer mehr die gesamte Familie inklusive der Eltern Simon und Christa (August Zirner/Corinna Harfouch). Die Situation eskaliert zunehmend.

Der Sprecher der SPD-Rechten im Seeheimer Kreis, Johannes Kahrs, hat die Entscheidung der ARD-Intendanten, den umstrittenen Fernsehfilm ins Spätprogramm zu verschieben, scharf kritisiert. Kahrs sagte der "Bild"-Zeitung: "Die Verschiebung des Films ist indiskutabel. Wir können als Demokratie nicht dauernd irgend welchen Radikalen nachgeben und die Werte, die wir uns Jahrhunderte lang erkämpft haben, einfach aufgeben."

Auch der Fernsehfilmchef des Westdeutschen Rundfunks, Gebhard Henke, kritisierte die Entscheidung: "Ich finde es falsch, wenn man so tut, als wäre es ein Skandal, einen jungen Türken als gewalttätig zu zeigen. Das ist nun einmal ein Teil der heutigen Realität."

Der ARD-Vorsitzende Thomas Gruber verteidigt die Entscheidung mit Verweis auf den Jugendschutz. Die ARD sei an den Jugendmedienschutz-Staatsvertrag sowie an weitere ARD-weit gültige Richtlinien und Kriterien gebunden: "Das und nur das ist der Grund, weshalb die vom WDR eingebrachte Produktion 'Wut' nicht vor 22.00 Uhr im Ersten gezeigt werden kann."

WDR-Intendant Fritz Pleitgen hatte erklärt, die ARD habe eine Mehrheitsentscheidung getroffen. "Wir sind gänzlich anderer Ansicht, aber wir akzeptieren das Ergebnis."

Nach den ARD-Kriterien zur Sicherung des Jugendschutzes darf Gewalt in Spielhandlungen "nicht als Mittel der Konfliktlösung propagiert werden". In "Wut" wird nach Ansicht der ARD-Jugendschutzbeauftragten "Gewalt als Mittel der Konfliktlösung in Form von Selbstjustiz" ausgeübt.

Der Film "Wut" wird Freitag, 22.00 Uhr in der ARD ausgestrahlt. Danach folgt eine Diskussionsrunde.

(afp)
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