ARD-Film "Operation Zucker" schockiert Missbrauch als Milliardengeschäft

Düsseldorf · "Operation Zucker" mit Nadja Uhl und Senta Berger thematisiert das Verbrechen Kinderprostitution.

Bilder aus Operation Zucker
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Die Kinder werden frei Haus geliefert — in einen Herrenclub an der Friedrichstraße und in ein elegantes Berliner Hotel. 1000 Euro oder mehr sind dafür geflossen. Verstört, kreidebleich und unfähig zu weinen, verlassen das zarte Mädchen Fee (Paraschiva Dragus) und Waisenjunge Bran (Adrian Ernst) später mit einer Aufsichtsperson die Orte ihres Schreckens.

Was zwischendurch passiert ist, zeigt Rainer Kaufmanns Film "Operation Zucker" nicht. Der Zuschauer ahnt dennoch das unfassbare Leid der Kleinen, die von Menschenhändlern in Rumänien gekauft wurden.

Kinderhandel und Kinderprostitution sind das Thema der schwer erträglichen, aber unendlich wichtigen Produktion. Die Arbeit des renommierten Regisseurs Kaufmann ("Kalt ist der Abendhauch") ist Fiktion — für die er aber mehr als ein Jahr lang mutig und präzise recherchierte.

Die Stars Nadja Uhl als Kommissarin und Senta Berger als Staatsanwältin wachsen auf der Jagd nach den Verbrechern über sich hinaus.

Die Hintermänner der Kinderprostitution verdienen Milliarden mit dem abartigen Geschäft, in das selbst einflussreiche Kreise von Wirtschaft, Justiz und Politik verwickelt sind. "Nach unseren Recherchen geht das bis in die höchsten Managerebenen: Ganz normale Führungskräfte benutzen die Kinder, um ihre eigene Ohnmacht innerhalb ihres beruflichen Machtsystems zu kompensieren", erklärt Produzentin Gabriela Sperl.

Geschätzte 120 000 bis 500 000 Frauen, Mädchen und auch Jungen werden jährlich aus dem ärmeren Osteuropa nach Westeuropa gebracht und häufig zur Prostitution gezwungen. "Operation Zucker" schildert, dass die Arbeit von Polizei und Justiz bisweilen durch einflussreiche Nutznießer des Geschäfts behindert wird.

So geht auch in Kaufmanns Film eine Razzia ins Leere, weil ein Richter den Clubbetreibern im Vorfeld einen Tipp gegeben hat. Auch ein Politiker ist unter den Kunden und missbraucht regelmäßig Kinder.

Dass dieser Fernseh-Spielfilm aufrüttelt, liegt nicht allein an ausgiebiger Themenrecherche, feinfühliger Umsetzung und sich intensiv einbringenden Schauspielern. Am Ende sind es die Gesichter der Jungen und Mädchen, die im Gedächtnis des Zuschauers bleiben.

(dpa)
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