1Live-Krone in Bochum Pussy Riot nehmen Krone entgegen

Bochum · Bis zum Schluss war nicht klar, wie Pussy Riot die 1Live-Krone entgegennehmen - am Donnerstagabend waren zwei Mitglieder persönlich in Bochum. Höhepunkt einer Show mit Längen.

Die Stars bei der 1Live-Krone 2012
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Die Stars bei der 1Live-Krone 2012

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Die Toten Hosen sind bei der 1Live-Krone zur besten Band gewählt worden. Bei der ersten Krone vor zwölf Jahren und dann 2009 wurden die Düsseldorfer Punker schon einmal als beste Band ausgezeichnet, 2006 erhielten sie die Krone für ihr Album "Nur zu Besuch", 2007 dann für ihr Lebenswerk. Die Düsseldorfer um Sänger Campino sind damit die erfolgreichste Band im Wettbewerb um den größten deutschen Radiopreis, der vom Publikum vergeben wird. Campino stand am Donnerstagabend auch mit der Band Kraftklub auf der Bühne, die die Krone für ihr Album "Mit K" erhielt. Gemeinsam sangen sie den Hosen-Klassiker "Opel Gang" von 1983.

Die erste Krone des Abends ging an Cro, den Rapper mit der Panda-Maske, der sich mit "Easy" in der Kategorie "Beste Single" unter anderem vor die Toten Hosen ("Tage wie diese") und die deutsche Eurovision- Song-Contest-Siegerin Lena ("Stardust") setzte. Bester Live-Act 2012 wurde Casper, zum besten "Plan B"-Act wählten die Hörer des Senders die Frittenbude. Bester Künstler wurde Mail-Checker und Weltretter Tim Bendzko.

Längen in der Show

Moderiert wurde die Veranstaltung, die das WDR-Fernsehen erst zeitversetzt ab 22 Uhr übertrug, von den 1Live-Moderatoren Sabine Heinrich und Chris Guse, die gegen einige Längen der Sendung nur schwer ankamen. Schon vor der Verleihung in Bochum standen Michael Mittermeier in der Kategorie "Beste Comedy" und die russischen Untergrund-Punker von Pussy Riot für den "1Live-Krone-Sonderpreis" fest.

Mit Pussy Riot zeichnete 1Live erstmals eine ausländische Band mit der "Sonderpreis"-Krone aus, die den Preis für das Lebenswerk abgelöst hat. Zwei vermummte weibliche Mitglieder der Band, deren Stimmen zudem verfremdet wurden, nahmen den Preis in Bochum entgegen. Die Verfolgung von Musikern in Russland zeige: "Putin hat die Hosen voll", sagte ein Bandmitglied. Der Sender hatte bis zuletzt geheim gehalten, auf welchem Weg er der von den russischen Behörden drangsalierten Band den Preis überreichen wollte. Die Verleihung war der bewegendste Moment der rund zweieinhalbstündigen Sendung, die live nur in der Halle und im Radio übertragen wurde.

Mittermeier steht kurz vor seinem Bühnenjubiläum

Senderchef Jochen Rausch hatte die Entscheidung im Gespräch mit der Rheinischen Post jüngst mit dem mutigen Einsatz und dem hohen Preis begründet, den die Musikerinnen für ihr Engagement gegen staatliche Bevormundung und für das Recht auf freie Meinungsäußerung in Russland gezahlt hätten. Deutschen Musikern hatte Rausch in diesem Zusammenhang geraten, darüber nachzudenken, ob man auch noch über etwas anderes als Liebe singen könne. Die etwas lange Laudatio auf Pussy Riot hielt Ex-Rapper Smudo, der mit Vollbart und im dreiteiligen Anzug in der Jahrhunderthalle auftrat.

Mittermeier erhielt den Preis kurz vor einem persönlichen Jubiläum: Seit fast 25 Jahren steht er auf der Bühne. Der Sender würdigte, dass Mittermeier ab den 90er Jahren die deutsche Stand-Up-Comedy revolutionierte, indem er in Lederhose, T-Shirt und mit umgedrehtem Baseballcap Alltag und Fernsehwelt gnadenlos aufs Korn genommen habe: "Der Surrealismus sinnloser Werbespots, der Irrwitz von Edgar-Wallace-Filmen oder die Fahrt in einer überfüllten U-Bahn — vor Michael Mittermeier, der sein Publikum mit seinen Live-Shows und TV-Auftritten regelmäßig zum Schreien bringt, ist bis heute nichts und niemand sicher", so der Sender. Mittermeier wurde die Krone als fünftem Comedy-Entertainer nach Mario Barth, Kurt Krömer, Christian Ulmen und René Marik verliehen.

(RP/sap/das)
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