TV-Kritik zur Sendung von Joko und Klaas So langsam wird's was mit "Circus HalliGalli"

Berlin · Was haben sie alle auf die ersten beiden Sendungen von Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf geschimpft. Die Witze zu platt, die Einspieler zu öde, die Moderatoren zu selbstverliebt. Aber keine Sorge: Es ist Besserung in Sicht.

"Circus HalliGalli": Die ProSieben-Show mit Joko und Klaas
10 Bilder

"Circus HalliGalli": Die ProSieben-Show mit Joko und Klaas

10 Bilder
Foto: ProSieben/Claudius Pflug

Das haben die Moderatoren der Pro-Sieben-Show "Circus HalliGalli" in den vergangenen beiden Sendungen bewiesen. Dabei haben sie sich die harte Kritik offenbar zu Herzen genommen. Vor allem der zur Arroganz neigende Klaas Heufer-Umlauf macht nicht mehr ganz so sehr auf dicke Hose, sondern nimmt sich ein wenig zurück. Eine gute Idee.

Diese unterstützt Detlev Buck. Der Regisseur und Schauspieler war neulich zu Gast. Er sagte den beiden während der Sendung fortlaufend, was gut und was schlecht war. Dabei nahmen Buck und die Macher der Sendung die übelsten Kritiken der ersten beiden Shows zur Vorlage — und nahmen denen, die die beiden als "Rotzlöffel" verschrienen Moderatoren so gerne kritisieren würden, den Wind aus den Segeln. Angriff ist manchmal eben die beste Verteidigung.

Das ist Halligalli

Auch die Einspieler werden besser. Wenn ein junger Berliner sich für seinen besten Freund an einem Bungeeseil aus einem Hubschrauber stürzt (damit sein Kumpel einen Fernseher bekommt), und wenn Klaas sich zum Gespött des Düsseldorfer Karnevals macht, indem er die bitterböseste Büttenrede aller Zeiten hält, dann muss man zugeben: Das ist Halligalli.

Und wenn als "Band aus dem Schrank" die Gruppe "Die Kassierer" auftritt und bei einer ihrer Gesangseinlagen splitterfasernackt zwischen Joko, Klaas und ihrem Gast Lena Meyer-Landrut über die Bühne hampelt, dann ist auch das Halligalli. Und ja, wenn als Überraschung kein kleiner Junge ein Lied über Thüringer Klöße singt oder ein Mensch in Walroß-Kostüm sinnfrei über die Bühne robbt, sondern das Publikum die Zuschauertribüne für einige Sekunden zu einem Tanzsaal verwandelt — bunter Konfettiregen und ohrenbetäubende Musik von Faithless ("Insomnia") inklusive — dann ist das Halligalli.

Roadtrip nach Hamburg — wie früher

Nun entführte der Sänger, Lieder- und Witzemacher Olli Schulz, schon bei "Neo Paradise" der heimliche Star der Joko-und-Klaas-Sendung, die beiden nach Hamburg, in seine Heimat. Die Mission: eine Nacht auf der Reeperbahn. Es war alles ein bisschen auf "Hangover" gemacht, was ja nicht schlecht gewesen wäre — hätte Joko Winterscheidt es in der legendären Wolfsrudel-Ansprache des Films von Zach Galifianakis (aka Alan Garner) nicht erwähnt, sondern einfach so laufen lassen.

Natürlich, machen wir uns nichts vor, ist der Handlungsstrang des Roadtrips abgesprochen. In einem Transporter geht es die Autobahn 24 von Berlin in die Hansestadt hoch, auf der Reeperbahn ab in die Ritze und am nächsten Morgen zum Hafen, um die Möwen zu füttern. Aber jeder, der mal eine wilde Party-Nacht in Hamburg verbracht hat, fährt exakt mit genau diesem und keinem anderen Plan hin — und kommt zurück mit Episoden, von denen er noch Jahre später erzählt.

Wie man den Olli auf der Raststätte reingelegt hat, indem man vortäuschte, ohne ihn weitergefahren zu sein, als er Kaffee geholt hat. Wie man den Klaas zu einer Mutprobe gedrängt hat, bei der er auf der Straße wildfremde Menschen mit allerlei vulgären Sprüchen überreden sollte, doch in den einen Stripladen zu gehen, und in keinen anderen. Oder wie der Joko sich in der letzten Bar aus allen Getränke-Resten der noch nicht abgeräumten Flaschen und Gläser ein Indianer-Bier mischen und es trinken sollte. Alles selbst erlebt.

Insider-Witze, die die meisten verstehen

Es ist mit Sicherheit nicht immer der Gag oder Einspieler an sich, der bei jedem zündet. Es sind die eigenen Erinnerungen an ähnliche Situationen und das Wissen um die Scham, die man damals empfunden hat.

Außerdem gibt es diese Insider-Witze, die die Regie immer wieder einblendet. So etwas kann man nur mit Leuten teilen, mit denen man a) auf der gleichen Wellenlänge liegt, oder b) die etwas ähnliches erlebt haben. Licht: Papst Franziskus. Shuttleservice: Kimi Räikkönen.

Im Abspann folgen die wichtigsten Anmerkungen. Nummer eins: "Die Moral von der Geschichte: keine." Nummer zwei: "Reminder: Die Sendung zurückspulen, bevor ihr sie zurückgebt."

(spol)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort