WDR-Intendant kündigt Umbau des Senders an Tom Buhrow befürchtet Defizit von 1,28 Milliarden Euro

Köln · WDR-Intendant Tom Buhrow hat nach seinen ersten 100 Tagen einen massiven Umbau des Senders angekündigt. Steuere der Sender nicht um, werde er trotz jährlicher Einsparung von 50 Millionen Euro bis 2022 ein Defizit von 1,28 Milliarden Euro anhäufen.

Die Zeit läuft: Ab 2014 läuft der WDR trotz jährlicher Einsparung von 50 Millionen Euro voll ins Minus. Tom Buhrow will nun massiv gegensteuern.

Die Zeit läuft: Ab 2014 läuft der WDR trotz jährlicher Einsparung von 50 Millionen Euro voll ins Minus. Tom Buhrow will nun massiv gegensteuern.

Foto: Ulli Tückmantel

Um Zeit zu gewinnen, will Buhrow zunächst 2014 weitere 30 Millionen Euro einsparen und mit dem Abbau von 50 Stellen quer durch alle Bereiche beginnen. Trennen will sich Buhrow unter anderem vom Kunstfundus des WDR, aus dem sich Mitarbeiter Bilder für ihr Büro aussuchen dürfen. Er rechne mit einem Erlös von etwa drei Millionen Euro.

Mit den ersten Einsparungen will Buhrow sich "Zeit kaufen", um ab dem Jahr 2015 in einen strukturellen Umbau des Senders einzusteigen. Bis dahin sollen auch Finanzmittel für bauliche Sanierungen gestreckt und freiwillige Engagements des WDR gekürzt werden. "Dies könnte auch die NRW Filmförderung treffen, bei der der WDR mehr tut, als er müsste", kündigte der Intendant an. Buhrow stellte das Umbauprogramm am Morgen auf einer Betriebsversammlung des WDR vor, bevor er am frühen Nachmittag vor die Presse trat.

Der WDR-Intendant räumte ein, dass er mit dieser Wucht der Sparnotwendigkeiten bei seinem Amtsantritt am 1. Juli nicht gerechnet habe, nahm seine Vorgängerin Monika Piel aber gleichzeitig vor dem Vorwurf in Schutz, schlampig gehaushaltet zu haben. Nun aber sei ein "Einstieg in den Umbau des WDR" unabwendbar. Den von ihm vorgenommenen Kassensturz bezeichnete Buhrow als "Blick in den Abgrund".

Gleichzeitig kündigte Buhrow ein crossmediales Zusammenrücken des Senders an. Diese solle in den Redaktionsbereichen Wirtschaft, Sport, Wissenschaft, den Radio-Nachrichten, den Regionalprogrammen und den Auslandsstudios New York, Brüssel und Moskau beginnen. Den Standort Wuppertal wolle er zum crossmedialen Labor-Studio umbauen, so Buhrow. Redaktionell will Buhrow eine feste Anlaufstelle für investigative Recherchen schaffen, die auch für "Hinweise von außen" offen sein soll.

Um den innovativen Anspruch des Senders trotz seiner Sparanstrengungen zu betonen, stellte Buhrow eine App vor, mit der Zuschauer der "Aktuellen Stunde" künftig abstimmen, Beiträge kommentieren, aber auch Fotos und Videos an die Redaktion hochladen können. Mit der Vorführung wär der Intendant allerdings etwas weiter als die Technik seines Senders: Tom Buhrow präsentierte die App auf seinem iPhone. Erhältlich ist sie vorerst jedoch nur für das Betriebssystem Android; eine Apple-Version soll später folgen.

(spol)
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