Kritik an Facebook-Posting Claudia Roth im Shitstorm

Düsseldorf · Mit einem unglücklichen Kommentar zur Atom-Katastrophe hat Grünen-Politikerin Claudia Roth den Zorn der Facebook-User auf sich gezogen. Auch eine prompte Entschuldigung konnte den Shitstorm nicht mehr aufhalten.

Grüne sprechen Claudia Roth Mut zu
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Foto: dpa, Carsten Rehder

Auf den Candy-Storm folgt der Shitstorm: Am Montag hatte Grünen-Chefin Claudia Roth auf ihrer Facebook-Seite an die Katastrophe von Fukushima erinnert. Der Super-Gau habe erneut gezeigt, dass die Atomktraft nicht sicher und beherrschbar sei — dies würde wohl die Mehrheit der Bundesbürger unterschreiben.

Im zweiten Abschnittt hatte ihr Posting jedoch den Eindruck erweckt, dass die 16.000 Toten und immer noch 2700 Vermissten allein durch die Kernschmelze umgekommen seien. Von dem verherrenden Erdbeben war an keiner Stelle die Rede.

"Grüne Propaganda"

Die Reaktion bei Facebook ließ nicht lange auf sich warten. "Einfach nur peinlich", "Widerlich", "Abartig", "grüne Propaganda" so einige der Kommentare zu Roths Posting. Viele User warfen der Politikerin vor, sich auf Kosten der Opfer profilieren zu wollen und die Katastrophe für ihre politischen Ziele zu instrumentalisieren. Auch den Vorwurf der absichtlichen Geschichtsfälschung musste sich Roth gefallen lassen. Manch einer forderte gar ihren Rücktritt.

Die derart Gescholtene meldete sich schon wenige Stunden später zu Wort und entschuldigte sich. Es sei der "Knappheit des Textes" geschuldet, dass der Eindruck entstanden sei, alle Toten seien Opfer der Katastrophe von Fukushima. Der Fehler sei unbeabsichtigt passiert.

Entschuldigung abgelehnt

Doch steckt man einmal im digitalen Fettnäpfen, kommt man so schnell nicht wieder raus. Roths Entschuldigung beziehungsweise die des "Teams Roth", wie das Posting unterzeichnet ist, kam nicht gut an. "Fadenscheinige Ausrede" gehört noch zu den netteren Antworten.

Kaum ein User nahm der Politikerin ab, dass die falsche Darstellung unbeabsichtigt gewesen ist. Auch dass Roth die Entschuldigung offenbar nicht selbst verfasste, sondern damit das "Team Roth" beauftragte, führte zu neuerlichem Hohn und Spott. Der FDP-Politiker Burkhardt Müller-Sönksen schloss sich den Rücktrittsforderungen im Netz an und rief Roth via Bild-Zeitung auf, vom Amt der Bundesvorsitzenden zurückzutreten.

Nach dem Candy-Storm als Reaktion auf ihr desolates Ergebnis bei der Urwahl der Grünen im November erlebt die streitbare Parteisoldatin nun die negative Seite von politischer Teilhabe im Internet. Konnte sich Roth vom Candy-Storm noch tragen lassen und den medialen Zuspruch geschickt für ihre Wiederwahl zur Bundesvorsitzenden nutzen, gilt es nun sich zu ducken und die Häme über sich ergehen zu lassen. Denn egal, um welche Art Sturm es sich handelt: Früher oder später gehen sie alle vorüber.

(seb)
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