"Germany's next Topmodel" im Quotentief Heidi Klums anstrengende Maske

Düsseldorf · Das Finale von "Germany's next Topmodel"-Staffel mit Heidi Klum war das quotenschwächste in der Geschichte der Sendung. Und als wäre das nicht schlimm genug, geht es für Heidi Klum auch an anderen Stellen allmählich bergab. Die Gründe dafür liegen auf der Hand.

Das Topmodel-Finale in Köln
16 Bilder

Das Topmodel-Finale in Köln

16 Bilder

Heidi Klum ist, was die kommerzielle Seite betrifft, eines von Deutschlands international erfolgreichsten Topmodels. Doch ihr Stern beginnt zu sinken. Erst die Trennung von Ehemann Seal, dann die schwachen Quoten (nur 3,36 Millionen beim Finale) bei der jüngsten "Germany's-Next-Topmodel"-Staffel und jetzt auch noch mögliche Konkurrenz aus den eigenen Reihen. Allmählich wird es enger für die erfolgsverwöhnte Karriere-Frau.

Den Grund dafür liefert sie selbst: Sie wirke künstlich, werfen ihr immer mehr Kritiker vor, kalt und unnahbar. Man kann ihnen nicht widersprechen. So viel wie die 39-Jährige lächelt, so wenig gibt sie sich warm. Manchmal scheint es, als wäre aus dem einst sympathischen jungen Mädchen eine kalte Karrierefrau geworden, die ihren Erfolg gleich einer Maschine kalkuliert und vorantreibt. Gerecht wird man ihr mit diesem Urteil freilich nicht, aber das nützt Heidi Klum herzlich wenig.

Abwesenheit in der eigenen Sendung

Ihre Schwierigkeit liegt darin, dass hinter der kontrollierten Fassade offenbar viel Unsicherheit liegt. Beim Finale der vergangenen Staffel ihrer Model-Castingshow hätte es kaum deutlicher werden können. Mit quietschiger Stimme, konstant mindestens drei Oktaven zu hoch, moderierte sie durch die Live-Show in der Lanxess Arena in Köln. Sie schien überdreht, unnatürlich und angespannt. Ihre Jubelrufe und Lobeshymnen hätten kaum aufgesetzter wirken können. Ein Problem das sich schon in früheren Live-Shows gezeigt hat.

Ihre Co-Juroren Thomas und Thomas waren ihr auch nicht gerade eine Hilfe. Wie schon im vergangenen Jahr untermalten sie die Moderationen des Topmodels mit nervigen und deplatzierten Kommentaren, die nicht minder aufgesetzt klangen. Dazu kam Heidis permanente Abwesenheit während der gesamten Staffel, die die Produktionsfirma nicht eben erfolgreich dadurch auszubügeln versuchte, dass sie die sogenannte "Heidi-Cam" einführte, mit der die vielbeschäftigte Karrierefrau in ihrem Privatleben beispielsweise zum Friseur begleitet wurde.

Angst vor Fehlern

Kein Wunder also, dass die Quoten der Sendung kontinuierlich gesunken sind. Doch wieso schafft es die sonst so sichere und erfolgsorientierte Klum nicht, das Ruder herum zu reißen? Eine Antwort liegt in der erwähnten möglichen Unsicherheit hinter der Fassade. Heidi ist, wie es nach dem Finale im Interview selbst gestand, eben keine Moderatorin und ihre Nervosität vor Live-Auftritten ist entsprechend groß. Eine solche Sendung ist nunmal kein Foto-Shooting bei denen die schlechten Bilder später aussortiert werden können, sondern ein öffentlicher Auftritt, bei dem jeder Fehler unwiderruflich sichtbar wird.

Die Schwierigkeit mit den Fehlern ist, dass Heidi Klum eben vor diesen so große Angst zu haben scheint. Jahrelang hat sie an dem perfekten Image gearbeitet, als Model, Mutter und Ehefrau. Für Fehler war in ihrem Öffentlichkeitsbewusstsein kein Platz. Dass diese scheinbar perfekte Maske durch ihre Trennung und den schleichenden Ansehensverlust mehr und mehr bröckelt, greift ihre Souveränität an. Und hier setzt bei Heidi Klum offenbar ein Teufelskreis ein: Anstatt sich zu öffnen und mit dem menschlichen Scheitern umzugehen klammert sie sich zunehmend mehr an die coole Fassade und versteckt sich hinter der Unnahbarkeit.

Anhaltende Kritik in den Medien

Doch dadurch verliert sie immer mehr Fans und die Kritiker sehen sich zunehmend bestätigt in ihrem Urteil. Und nun verliert sie offenbar auch noch den Rückhalt aus den eigenen Reihen. Ein neues Model-Format auf Prosieben ist geplant — ohne Heidi Klum. Dafür aber mit der zwölf Jahre jüngeren Bar Refaeli.

Ein möglicher Ausweg für Heidi Klum wäre es, wenn sie mehr von sich zeigen würde. In den wenigen Momenten, in denen Heidi sich im wahrsten Sinne des Wortes einmal ungeschminkt präsentiert, kommt nämlich eine andere Frau zum Vorschein. Dann zeigt sich eine sympathische, geradezu natürliche Seite von ihr.

Doch dafür müsste sie viele der lange gepflegten, selbstauferlegten Regeln über Bord werfen.Und genau da schließt sich wieder der besagte Teufelskreis. Gerade die Regeln scheinen ihr Sicherheit zu geben. Diese aufzugeben in einer Zeit, in der sie mehr um Sicherheit zu kämpfen scheint denn je, dürfte keine leichte Aufgabe sein.

(csi/sap/ac)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort