Komm, küss mich Eine dicke Lippe riskieren für die Schönheit

Hamburg · "Rote Lippen soll man küssen", singt Cliff Richard. Und so sehen das viele - daher werfen sie beim Flirt auch einen Blick auf den Mund des Gegenübers. Doch unzählige Menschen sind gerade mit dieser Körperpartie unzufrieden. Und wollen sie korrigieren lassen.

Komm, küss mich: Eine dicke Lippe riskieren für die Schönheit
Foto: dpa, Jens Schierenbeck

Zu schmal, zu blass, zu viele Runzeln rundherum: Es gibt viele Gründe, warum Frauen mit ihren Lippen unzufrieden sind. Aber es gibt auch ein paar Tricks, mit denen sich das ändern lässt - entweder auf die sanfte Art durch die richtige Schminktechnik. Oder durch einen medizinischen Eingriff, der immer mit gewissen Risiken verbunden ist. Und je nach Verfahren ist die Sache mehr oder weniger teuer.

Vielen Frauen reicht Lip-Liner oder Lipgloss nicht

Die einfachste Methode, Lippen optisch zu vergrößern, ist ein Lip-Contour-Liner. Mit dem dünnen Farbstift wird das Lippenrot rundherum umrandet und dadurch betont. "Aber vergrößern Sie das M oder Herz der Oberlippe damit nicht zu stark", rät Beatrix Isabel Lied vom Bundesverband deutscher Kosmetiker/innen. "Das sieht sonst künstlich aus, und Sie haben ein spitzes Mündchen." Allenfalls eine Stiftbreite neben dem Lippenrot dürfe die Linie gezogen werden. Anschließend kommt Lippenstift auf die umrandete Fläche.

Verstärken lässt sich der vergrößernde Effekt laut Lied mit Lipgloss. "Alles, was glänzt, macht mehr her", sagt die Inhaberin einer Make-up-Artist-Schule und des Kosmetiklabels Beauty is Life in Hamburg. Und verrät einen Visagistentrick: "Spielen Sie mit hellen und dunkleren Farben für einen dreidimensionalen Effekt." Dort, wo die Lippe voller wirken soll, werde hellerer Lippenstift aufgetragen.

Eine weitere Möglichkeit ist Lied zufolge, die Lippen mit Permanent Make-up zu konturieren. Dabei bringt eine Kosmetikerin wie beim Tätowieren Farbpigmente in die Haut ein. Risiken sind dabei unter anderem: Die Wahl fällt auf einen falschen Farbton, die Kontur gerät schief oder die Hygiene ist schlecht. Das kann Infektionen an den behandelten Partien zur Folge haben. Je nach Anbieter fallen Kosten von 250 Euro oder mehr an.

Manchen Frauen reichen Schminktipps allein ohnehin nicht - insbesondere, wenn sie sich daran stören, dass ihre Haut um die Lippen durch ihr Alter, Sonneneinstrahlung oder Zigarettenkonsum faltig ist. Sie suchen dann zum Beispiel bei Markus Steinert vom Berufsverband der Deutschen Dermatologen Hilfe. Eine vergleichsweise sanfte Methode aus dem Angebot von Hautärzten ist ein regelmäßiges Peeling, zum Beispiel mit Fruchtsäuren. "Damit kratzen Sie aber nur an der Oberfläche, Sie verändern die Hornschicht der Haut ein bisschen", erläutert der Mediziner aus Biberach.

Laser verjüngt Lippen um 10 bis 15 Jahre

Die Durchblutung werde angeregt, die Haut binde wieder etwas mehr Feuchtigkeit und wirke dadurch minimal glatter. "Aber wenn ich mit den Peelings aufhöre, ist der Effekt sofort weg", sagt er.Nebenwirkungen der Behandlung können leichte Rötungen und Schuppungen sein. Nachhaltiger als das Peelen sei es, die Partie rund um den Mund zu lasern. Durch den gebündelten Lichtstrahl werde die Lederhaut (Dermis) zum Schrumpfen angeregt. "Die Haut wird durch den Laser quasi abgeschliffen und biologisch um 10 bis 15 Jahre verjüngt." Die Kosten veranschlagt Steinert mit 1500 Euro.

Patientinnen müssen sich darauf einstellen, dass die behandelte Partie wie abgeschürft aussieht und einige Zeit nässt. Ein bis zwei Wochen lang sei mit Belägen zu rechnen, fügt er hinzu. "Außerdem ist die Haut immer eine Nuance heller als die nicht-gelaserte." Das lasse sich aber mit einer getönten Tagescreme kaschieren. Sei der Behandler unerfahren, bestehe beim Lasern die Gefahr von Verbrennungen und Narbenbildung. Auch örtliche Entzündungen durch Bakterien seien möglich. Um auszuschließen, dass Herpes ausbricht, müsse jeder Patient vor dem Eingriff eine Tablette dagegen nehmen, weil die meisten Menschen das auslösende Virus in sich tragen.

Hyaluronsäure nicht unproblematisch

Hartmut Meyer von der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch Plastische Chirurgie (DGÄPC) greift vornehmlich zur Spritze, um Lippen mehr Fülle zu geben und Runzeln am Mund zu beseitigen. Falten bilden sich durch Muskelzug - vor allem dort, wo die Hautauflage über den Muskeln sehr dünn ist. "In der plastischen Chirurgie unterfüttern wir die Haut von unten", erklärt der Experte für Lippenkorrekturen aus Hamburg. Bestes Mittel der Wahl sei Hyaluronsäure, mit oder ohne Betäubung verabreicht.

Das körperidentische Eiweiß kann sehr viel Feuchtigkeit binden und dadurch die Haut straffen. Es sei extrem gut verträglich und die Komplikationsrate gering, sagt Meyer. Allerdings baut der Körper den Stoff ab, so dass der glättende Effekt mit der Zeit vergeht. Mancher Hersteller verspreche ein bis zwei Jahre Haltbarkeit. "Ich gehe eher von einem halben Jahr aus, aber in Einzelfällen ist die Haltbarkeit bis zu einem Jahr realistisch."

Allerdings erfordert die Behandlung Geschick. Ist das Gewebe zu weich oder wird zu oberflächlich unter die rote Lippenhaut gespritzt, könne sich die Partie ausbeulen. "Das kann man wegmassieren, aber das klappt nicht immer", erklärt Meyer. Wird zu tief gespritzt, verpuffe die Wirkung. Wird zu viel gespritzt, seien unschöne Schlauchbootlippen die mögliche Folge.Sichtbare Blutergüsse gibt es dem Mediziner zufolge selten.Entzündungen seien möglich, wenn unreine Haut vorliegt oder Pickel erkennbar sind. Gefährliche Immunreaktionen sind eventuell eine Folge, wenn ein Patient zuvor schon andere oder unbekannte Substanzen gespritzt bekommen hat. Für eine unaufwendige Behandlung rechnet er etwa mit 450 Euro Kosten.

Ebenfalls mit Spritzen wird bei der Eigenfettbehandlung hantiert.
Sie eignet sich laut Steinert nicht, um feine Fältchen loszuwerden, sondern vor allem, um vollere Lippen und eine andere Form zu erzielen. Der Effekt sei langanhaltend und natürlich, der Aufwand aber recht groß: Das Fett muss erst zum Beispiel aus dem Oberbauch, von der Hüfte oder der Innenseite der Oberschenkel entnommen und aufbereitet werden, bevor der Arzt es in die Lippen spritzen kann. Auch hier sind Schwellungen, Blutergüsse und Infektionen möglich. Außerdem können sich Zysten bilden, die punktiert werden müssen. Und es besteht das Risiko, dass nicht alle Fettzellen anwachsen - wodurch das Ergebnis nicht so üppig ausfällt wie erhofft.

Für welche Methode auch immer sich eine unzufriedene Frau interessiert - sie sollte die Entscheidung gut abwägen und die Risiken genau bedenken. "Eine Lippenkorrektur ist nicht unbedingt für jeden geeignet", ergänzt Steinert. Das gelte insbesondere, wenn die Form der Lippen in seinen Augen bereits perfekt ist.

(dpa)
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