Foodwatch prangert Etikettenschwindel an Alkoholfreies Bier enthält oft doch Alkohol

Berlin · "Alkoholfreies" Bier enthält häufig noch kleine Mengen Alkohol. Dies sei Etikettenschwindel und täusche Verbraucher, kritisierte die Verbraucherschutz-Organisation Foodwatch am Mittwoch. "Wo alkoholfrei draufsteht, darf auch kein Alkohol drin sein", forderte Foodwatch-Experte Oliver Huizinga.

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Foto: dpa/Marius Becker

Welches Bier sich alkoholfrei nennen darf, ist in Deutschland nicht eindeutig geregelt. Der Deutsche Brauer-Bund verweist deshalb auf die Weinverordnung. Diese legt fest, dass Weine als alkoholfrei gelten, wenn sie weniger als 0,5 Prozent Alkohol enthalten. Foodwatch kritisierte, Verbrauchern sei dies oft nicht klar - sie wollten aber meist wirklich Bier ohne Alkohol trinken, wenn sie alkoholfreies kauften.

Eine Umfrage der Brauerei Warsteiner von 2007 etwa zeigte, dass nahezu jeder zweite Konsument alkoholfreien Bieres sich nicht bewusst war, dass es Alkohol enthalten darf. Einem Großteil der Alkoholfrei-Trinker ist demnach aber äußerst wichtig, dass tatsächlich kein Alkohol in ihrem Bier enthalten ist. Über 80 Prozent fühlten sich laut Warsteiner-Studie von der Bezeichnung "alkoholfrei" daher in die Irre geführt.

Andere Länder sind strenger

In anderen Ländern seien die Regeln teils sehr viel strenger als in Deutschland, monierte Foodwatch. So dürften in Großbritannien etwa nur Biere als alkoholfrei verkauft werden, die weniger als 0,05 Prozent Alkohol enthielten. Darauf hätten sich Brauereien wie Becks eingestellt: Diese verkauften in Großbritannien ein alkoholfreies Bier mit weniger als 0,05 Prozent Alkohol. In Deutschland hingegen sei der Alkoholgehalt des alkoholfreien Becks-Biers deutlich höher.

Hierzulande fanden die Verbraucherschützer bei den großen deutschen Brauereien nach eigenen Angaben überhaupt nur ein einziges Bier, dass tatsächlich 0,0 Prozent Alkohol enthält. "Besonders eklatant" sei die Irreführung der Verbraucher bei der Brauerei Clausthaler, kritisierte Foodwatch. Deren "alkoholfreies Bier" enthalte tatsächlich 0,45 Volumenprozent Alkohol. In anderen Staaten werde es daher auch mit dem Hinweis "wenig Alkohol" verkauft. "Es gibt keine Rechtfertigung dafür, den Kunden auf dem Heimatmarkt unter irreführenden Angaben Alkohol einzuschenken", erklärte Huizinga.

"Keinerlei physiologische Auswirkungen auf den Körper"

Die Radeberger-Gruppe, die Clausthaler produziert, war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen. Der Brauer-Bund erklärte in einem Schreiben an Foodwatch, die "Spuren von Alkohol" bei einem Gehalt unter 0,5 Prozent hätten "keinerlei physiologische Auswirkungen auf den Körper". Dies hätten Studien mehrfach belegt.

Ändern könnte die Vorschriften das Bundesverbraucherschutzministerium, das unter anderem für die Weinordnung zuständig ist. Derzeit gebe es dafür aber "keine Überlegungen", sagte ein Ministeriumssprecher am Mittwoch. Der Alkoholgehalt alkoholfreien Bieres sei aber auch auf dem Portal lebensmittelklarheit.de thematisiert worden. Die dort diskutierten Punkte prüfe das Ministerium auf womöglich notwendige Änderungen.

Foodwatch startete am Mittwoch im Internet eine Beschwerdeaktion. Die Organisation wendet sich mit ihrer Kampagne abgespeist.de gegen irreführende Werbepraktiken von Lebensmittel-Herstellern. Dazu stellt die Organisation auf ihrer Internetseite regelmäßig Produkte vor, die ihrer Ansicht nach nicht das halten, was sie versprechen.

(AFP)
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