Tag der gesunden Ernährung Wenn Menschen ihre Nahrung nicht vertragen

Aachen/Düsseldorf · Ein Drittel der Menschen in Deutschland glaubt, unter einer Nahrungsmittelallergie zu leiden. Wirklich nachgewiesen wird das aber nur bei rund zwei bis drei Prozent der Menschen. Denn nicht jede Unverträglichkeit ist eine Allergie.

Ernährung – das sind die häufigsten Unverträglichkeiten
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Ernährung – das sind die häufigsten Unverträglichkeiten

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Foto: monticello /Shutterstock.com

Tatsächlich steigt die Zahl der Nahrungsmittelallergiker in den letzten Jahren an, darauf weisen um Tag der gesunden Ernährung die Ernährungsfachleute hin. Das Problem ist zunächst die Unterscheidung zwischen einer Nahrungsmittelallergie und einer reinen Unverträglichkeit, also einer Pseudoallergie auf bestimmte Nahrungsmittel. Letztere beruht zum Beispiel auf einem Enzymdefekt. Meist betrifft sie die Lebensmittel, die wir am häufigsten zu uns nehmen: Milch, Nüsse oder auch Äpfel stehen auf der Liste der Krankmacher. Bei Kindern führt laut aid-Informationsdienst für Ernährung am häufigsten Milch zu Beschwerden, gefolgt von Ei, Fisch und Erdnüssen.

"Die Nahrungsmittelunverträglichkeit ist ein Überbegriff für alle möglichen negativen Reaktionen auf Nahrungsmittel", erklärt Ernährungsberaterin Debora Jehkul. Unter diese reiht sich die Allergie als eine bestimmte Form der Unverträglichkeit ein. Alleine an den Symptomen aber, kann man sie nicht unterscheiden.

Die breite Palette der Symptome

Es kribbelt im Mund, manche fühlen sich ständig müde, leiden unter Bauchschmerzen, Durchfall, Juckreiz, Schwellungen oder Hautirritationen. Hinter solchen Symptomen kann eine Allergie ebenso wie auch eine Unverträglichkeit stecken. Der eine bekommt die Hautreizungen als Reaktion auf ein Lebensmittel am Hals, der andere an den Armen. Häufig liege eine Allergie dann vor, wenn eine direkte Reaktion auf ein Nahrungsmittel stattfinde, sagt Debora Jehkul. Eine gesicherte Diagnose zu bekommen ist allerdings nicht leicht. "Es ist nahezu unmöglich, die Diagnose allein zu stellen", so betonen die Fachleute des Verbands für Ernährung und Diätetik (VFED), der den Tag der gesunden Ernährung ausgerufen hat.

Täglich nehmen wir verschiedenste Lebensmittel zu uns, in denen sich wiederum eine Vielzahl an Inhaltsstoffen verbergen. Was genau ist nun der Auslöser der Beschwerden? Das Lebensmittel, ein Inhaltsstoff wie ein Gewürz oder ein Stabilisator, vielleicht auch etwas, mit dem das Lebensmittel behandelt wurde? Für den Laien ist dieses Rätsel kaum zu entschlüsseln, gelingt dies nach Angaben des VFED nicht mal immer dem Facharzt.

Das hilft bei der Diagnose

Egal ob Allergie oder Unverträglichkeit, Reaktionen auf Nahrungsmittel sollte man ernst nehmen und der Ursache auf den Grund gehen. Die Betroffenen plagt meist ein langer Leidensweg, bis sie die Ursache ihrer Verdauungsbeschwerden gefunden haben. Die meisten beginnen ihre Suche mit einem Gespräch beim Hausarzt, der entweder selbst erste Untersuchungen durchführt, oder zu Fachärzten wie Gastroenterologen oder Allergologen verweist.

Hilfreich ist es für die, wenn der Patient bereits über einige Zeit ein Ernährungstagebuch geführt hat, in das er peinlich genau erfasst, was er isst, wie es zubereitet wurde, wann welche Beschwerden auftraten und wie man das Essen eingenommen hat — zum Beispiel in Ruhe oder Hektik. Dieses Tagebuch wird der Arzt mit detektivischem Spürsinn durchgehen, um vielleicht erste Anhaltspunkte zu finden.

Die Rolle des Histamins

Sowohl bei der Allergie als auch bei der Pseudoallergie spielt der Botenstoff Histamin eine bedeutende Rolle. Dieser Stoff wird vom Körper als Reaktion auf Stoffe freigesetzt, die das Immunsystem als krank machende Eindringlinge erkennt. Der Körper bildet Antikörper und schüttet Histamin aus, das allergische Symptome wie Schwellungen, Fließschnupfen oder Juckreiz verursacht. Bei der Pseudoallergie schüttet der Körper ebenfalls Histamin aus, allerdings ist das Immunsystem hieran nicht beteiligt.

Über einen Haut- und Bluttest kann der Allergologe einer möglichen Allergie auf die Schliche kommen. Mit Hilfe einer diagnostischen Diät hingegen der Unverträglichkeit. Die allerdings sollte man immer unter fachkundiger Anleitung machen, denn "eine Diät ohne sichere Diagnose führt häufig zu rigorosem Weglassen von verdächtigen Lebensmitteln und kann neben einer unnötigen Minderung der Lebensqualität sogar eine Fehl- oder Mangelernährung nach sich ziehen", betonen Ernährungsberaterinnen Elfriede Ehrenschwender und Claudia Schmelmer vom Klinikum St. Elisabeth Straubing.

Die Hintertür bei Unverträglichkeiten

"Bei pseudoallergischen Reaktionen werden kleine Mengen der entsprechenden Lebensmittel oft beschwerdefrei vertragen", erklärt der VFED. Oft stecken hier Zusatzstoffe, natürliche Aromen, Benzoesäure oder Salicylate in Lebensmitteln oder haften ihnen an.

Weiß man hingegen, dass man wirklich Nahrungsmittelallergiker ist, kann man häufig die Allergene einfach entschärfen. Während Erwachsenen rohes Obst oder Gemüse oft Probleme bereitet, sind dieselben Zutaten abgekocht dann bei vielen doch kein Problem. Apfelallergiker reagieren so auf den knackigen Apfel vielleicht hoch empfindlich, können aber ohne anschließende Beschwerden zu bekommen Apfelmus oder Apfelkuchen essen. Das liegt daran, dass es häufig ein bestimmtes Protein ist, was die Allergie auslöst. Dieses wird z.B. möglicherweise durch das Erhitzen zerstört und plagt den Allergiker also nach der Zubereitung nicht mehr.

(wat)
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