Mäuse, Ratten, Kaninchen Diese Kosmetik ist frei von Tierversuchen

Düsseldorf · Ab 2013 soll innerhalb der EU ein Verbot für Tierversuche gelten. Doch viele Verbraucher wollen schon jetzt auf Produkte verzichten, für die Tiere leiden mussten. Lesen Sie hier welche Kosmetikhersteller auf derartige Prozeduren verzichten.

Diese Produkte sind frei von Tierversuchen
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Foto: dpa, Bernd Thissen

Ob bio, vegetarisch oder pelzfrei, immer mehr Verbraucher denken um. Sie wählen chemiefreie Lebensmittel aus regionalem Anbau und nutzen ihren Alltag, um sich aktiv für den Tierschutz einzusetzen. Während dieser Bio-Boom vor allem in der Lebensmittelindustrie viele Unternehmen zum Umdenken veranlasst, ist das in der Kosmetikindustrie noch nicht der Fall. Viele Inhaltsstoffe gängiger Cremes, Schminke oder Deodorants wurden und werden nach wie vor an Tieren getestet, bevor sie auf den Markt kommen.

Was bedeutet "tierversuchsfreies Kosmetikprodukt"?

Doch vor allem in den Regalen von Bioläden finden sich immer mehr Firmen, die auf Tierversuche bei der Entwicklung ihrer Produkte verzichten. Trotzdem ist es für den Verbraucher nicht immer leicht, diese Hersteller zu erkennen. Die Bezeichnung "tierversuchsfrei" ist bis heute für kosmetische Produkte nicht auf dem Markt, da fast jeder in Kosmetika vorkommende Stoff irgendwann einmal an Tieren getestet wurde.

Allerdings können sich Unternehmen verpflichten, neue Wirkstoff und Produkte nicht an Tieren zu testen, und nicht mit ausländischen Zulieferern von Rohstoffen zusammen zu arbeiten, in deren Produktionsländer Tierversuche erlaubt oder sogar vorgeschrieben sind.

Ein Beispiel für eine konsequente Unternehmensphilosophie ist die Firma Paul Mitchell. Der Produzent von Haarpflegeprodukten, hat sich entschieden keine Produkte mehr auf dem chinesischen Markt zu verkaufen. Da die Behörden für die Zulassung von kosmetischen Produkten auf dem chinesischen Markt Tierversuche sogar explizit vorschreiben.

Wie man "tierversuchsfreie" Produkte erkennt

Um heraus zu finden, welche Hersteller auf Tierversuche verzichten, haben Verbraucher zwei Möglichkeiten. Zum einen können sie sich auf den so genannten "Positiv-Listen" von Tierschutzorganisationen wie Peta informieren. Sie werden regelmäßig aktualisiert, und listen nur solche Unternehmen auf, die Peta schriftlich zugesichert haben weder Tierversuche durchzuführen, noch entsprechende Zulieferer zu beschäftigen.

Zum anderen haben Unternehmen die Möglichkeit ihre Produkte mit vier verschiedenen Siegeln zu kennzeichnen. Der "hüpfende Hase" steht für den "International Human Cosmetics" Standard. Der "Hase mit schützender Hand" wird vom internationalen Herstellerverband gegen Tierversuche vergeben, und vom Tierschutzbund überprüft. Mit diesen Siegeln gekennzeichnete Produkte enthalten keine Inhaltsstoffe von toten Tieren, können aber Produkte von lebenden Tieren wie Wachs oder Wollfett enthalten. Ebenfalls für Vegetarier geeignet ist das "Siegel für kontrollierte Naturkosmetik".

Die "Vegan-Blume" - eine Sonnenblume mit der Unterschrift "vegan" - zeigt dagegen an, welche Kosmetikprodukte weder an Tieren getestet wurden, noch tierische Inhaltsstoffe enthalten.

Tierversuche in der EU und Deutschland

In Deutschland wurden Tierversuche mit einzelnen Inhaltsstoffen im Jahr 1998, mit dem fertigen Kosmetikprodukt 2004 verboten. Allerdings gibt es einige Ausnahmen von dieser Regel.

So ist der Augentest an Kaninchen in Deutschland immer noch der Standardtest dafür, ob ein Mittel den Augen schadet oder nicht. Auch der Tierversuch auf Hautreizungen wird noch durchgeführt. Dabei wird dem Tier die Substanz für bis zu vier Stunden auf die Haut geschmiert. Immerhin sind für diesen Test inzwischen tierfreie Testmethoden entwickelt worden, die die Prüfung ätzender Stoffe an Tieren unnötig machen.

Darüber hinaus bietet das Gesetz laut Tierschützern einige Lücken. Im Arzneimittel-, Chemie- und Futtermittelgesetz etwa, sind Tierversuche nach wie vor zugelassen. Da viele Inhaltsstoffe in Kosmetik beispielsweise auch in Medikamenten Verwendung finden, können die Firmen das Verbot leicht umgehen. Außerdem nutzen viele Unternehmen Zulieferer aus dem Ausland. In vielen Fällen ist die Gesetzeslage dort in Sachen Tierversuche sehr offen.

Ab 2013 will die EU dem jedoch ein Ende bereiten. Sollte dann das angestrebte neue europaweite Tierschutzgesetz tatsächlich in Kraft treten, wird auch die Einfuhr von an Tieren getesteten Kosmetikprodukten verboten, und die Ausnahmen abgeschafft. Nachdem die EU-Kommission in einem Bericht 2011 deutlich machte, dass es nicht genügend Alternative Möglichkeiten zu Tierversuchen gebe, befürchten Tierschützer allerdings, dass die als Ausnahmen deklarierte Tierversuche auch in Zukunft zugelassen werden könnten.

Firmen, die weiter testen

Laut der Tierschutzorganisation Peta gibt es aktuell noch sehr viele Unternehmen, die Tierversuche durchführen. Allerdings geben die wenigsten diese Information der Öffentlichkeit Preis. Wie Peta auf seiner Internetseite beschreibt, sind diese Praktiken bislang beispielsweise von den Großunternehmen Unilever und Procter & Gambler bekannt.

Eine Liste der tierversuchsfreien Kosmetikprodukte finden Sie in unserer Bilderstrecke.

(ham)
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