Wirkung ähnelt einer Impfung Stress stärkt das Immunsystem der Haut

Washington · Jetzt ist es sogar medizinisch belegt: Stress kann doch zu etwas gut sein. Kurze Stressphasen können nämlich ähnlich wie eine Impfung wirken und das Immunsystem der Haut verstärken.

Das entdeckten amerikanische Forscher bei Untersuchungen an Ratten und Mäusen. Das gestärkte Verteidigungssystem hilft der Haut, Infektionen zu bekämpfen und kleine Wunden schneller zu heilen, kann aber auch allergische Reaktionen oder Hautirritationen verschlimmern. Das berichtete Firdaus Dhabhar von der Staats-Universität von Ohio auf dem Jahrestreffen der amerikanischen Akademie für Dermatologie in Washington.

Die Forscher hatten ihre Testnager in zwei Gruppen aufgeteilt: Die eine Hälfte wurde für zwei Stunden in einen engen Käfig gesperrt, während die andere Hälfte in Ruhe gelassen wurde. Anschließend brachten die Wissenschaftler die Haut der Tiere mit so genannten Antigenen in Kontakt - Substanzen, auf die das Immunsystem mit der Bildung von Abwehrzellen und Antikörpern reagiert. Um die Stärke der Immunantwort zu bestimmen, verglichen die Forscher, welche und wie viele Immunzellen und Proteine die Haut der Nager gebildet hatte.

Das Ergebnis war eindeutig: Die Immunreaktion der gestressten Tiere war zwei- bis viermal so stark wie die ihrer ungestressten Artgenossen. Als die Wissenschaftler ihren Test einige Wochen oder Monate später wiederholten, fanden sie genau das gleiche Muster: Auch dabei reagierten die dem Stress ausgesetzten Tiere viel stärker als die ungestressten auf die Antigene. Wahrscheinlich habe die starke erste Immunantwort zur Bildung eines effizienteren oder größeren Fundus an "Gedächtniszellen" geführt, vermutet Dhabhar. Diese Zellen "merken" sich bestimmte Antigene und können dann bei erneutem Kontakt die Immunreaktion stark beschleunigen.

Das sei besonders interessant für die Entwicklung neuer Impfstoffe, schreibt Dhabhar: Wenn erst der Mechanismus aufgeklärt sei, wie der Stress die Bildung von "Gedächtniszellen" verstärke, könne dieses Prinzip mit herkömmlichen Impfverfahren kombiniert und so bessere und länger wirkende Impfungen entwickelt werden. Die Ergebnisse der Forscher erklären offenbar auch, warum Menschen mit Allergien, Hautirritationen und chronischen Entzündungen in Stressphasen mehr unter ihren Erkrankungen leiden: Durch das auf Hochtouren laufende Immunsystem werden auch Autoimmunerkrankungen wie Neurodermitis und Kontaktallergien verstärkt.

(afp/chk)
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