Richtige Ernährung bei Krebs Das Märchen von der Krebsdiät

Hamburg/Würzburg · Was für eine einfache Vorstellung, Tumore durch eine passende Diät schlicht und ergreifend auszuhungern. Mediziner und Fachgesellschaften warnen vor solchen Krebsdiäten. Dennoch kann man mit Ernährung einiges bewirken.

Das leistet eine gute "Krebsdiät"
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Das leistet eine gute "Krebsdiät"

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Foto: ddp

Die richtige Ernährung spielt bei Krebserkrankungen eine ausschlaggebende Rolle. Denn Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit und Übelkeit gehören zu den belastenden Begleitern auf dem Weg aus der Krankheit. Chemo- oder Strahlentherapie, Operation oder Antihormontherapie — je nach Krebserkrankung gibt es medizinisch gesehen verschiedenste Möglichkeiten, die Krankheit zu behandeln. Ihnen allen ist gemeinsam, dass sie nur ein Ziel verfolgen: Den Tumor zu beseitigen oder seine Kräfte auszuschalten, die irrsinnig schnelle Zellteilung zu stoppen. Manchmal gelingt das nur dadurch, dass man den Tumor daran hindert, weiter an die Nährstoffe zu gelangen, die ihn zum Wachsen anregen und ihn versorgen.

Das hat zu der kursierenden Meinung geführt, man könne durch gezielte "Krebsdiät" einen Tumor aushungern und ihm durch strenges Fasten und meiden bestimmter Stoffe und Nahrungsmittel die Lebensgrundlage entziehen. Fachgesellschaften und Mediziner warnen jedoch eindringlich vor solchen Diäten.

Diät im anderen Sinne

"Es gibt keine Krebsdiät. Keine, die Krebs verhindern kann und auch keine, die Krebs heilen kann", betont die Deutsche Krebsgesellschaft. Zwar ist die richtige Ernährung für diese Patienten ein wichtiges Thema, doch nur in dem Sinne, Mangelernährung und Gewichtsverlust vorzubeugen. Das Wort Diät bekommt also eine andere Bedeutung: Es geht nicht um Gewichtsreduktion, sondern um ernährungstechnische Hilfen, um trotz einer Krebstherapie durch den Alltag zu kommen.

Wichtig ist für diese Patienten nach Informationen der Deutschen Krebsgesellschaft vor allem, darauf zu achten, dass das Immunsystem durch eine gute Versorgung mit Mikronähstoffen die nötige Unterstützung bekommt, um gut arbeiten zu können. Dahinter steht die Auffassung, alles nötige zu tun, um den Genesungsprozess positiv zu beeinflussen und den Patienten so in der jeweiligen Therapie zu unterstützen.

Falsche Diäten sind eine Gefahr

Manch wissenschaftliche Erkenntnis über die Lebensweise und das Wachstum von Krebszellen hat dazu geführt, dass sich vermeintliche Krebsdiäten, wie die Gerson-Diät verbreitet haben. Schon seit 1924 ist bekannt, dass Krebszellen unglaublich viel Zucker verbrauchen. Sie entziehen dem Körper geradezu diese Energiequelle, um selbst wachsen zu können. Die Gerson-Diät zielt darum darauf ab, möglichst viel Rohkost und wenig Zucker zu sich zu nehmen. Gerade das Essen von Rohkost bedeutet aber für Patienten, deren Schleimhäute in Folge von Krebstherapien entzündet und empfindlich sind, eine große Qual.

Die von Medizinern und Fachleuten als gefährlich eingestuft ist die Breuß-Kur, die Krebspatienten für 42 Tage ein ausschließliches Saftfasten empfiehlt. "Für keine Krebsdiät ist in sogenannten kontrollierten Studien eine Wirksamkeit bestätigt worden", schreibt Ernährungswissenschaftlerin Dr. Gisela Krause-Fabricius in ihrem Ratgeber "Wie ernähre ich mich bei Krebs?", der bei der Verbraucherzentrale erschienen ist.

Körperliche Einschränkung durch Therapie

Was einerseits gewünscht ist — das Tumorwachstum zu stoppen, bringt für die Betroffenen oft hefige Nebenwirkungen mit sich. Zielt eine Therapie darauf ab, das Zellwachstum zu verhindern, so verändert sich auch der Stoffwechsel der Tumorzelle. Das, was der Körper sonst braucht, um Zellen wachsen zu lassen, wird durch Medikamente verhindert. Während beim gesunden Menschen Blutgefäße dafür sorgen, dass neue Zellen mit Nährstoffen versorgt werden, versucht man das eben beim Krebspatienten zu unterbinden. Der Tumor schließlich soll genau mit diesen Nährstoffen nicht versorgt werden.

Leider lassen sich die Therapieformen nicht immer auf Körperregionen, an denen der Tumor sitzt, begrenzen. Auch gesundes Gewebe wird bei zum Beispiel einer Bestrahlung in Mitleidenschaft gezogen. Daraus resultieren körperliche Beschwerden, die man durchaus mit einer angepassten Ernährung günstig beeinflussen kann.

Was richtige Ernährung bei Krebspatienten leisten kann

So führt eine Chemotherapie zu Veränderungen der Nasen-Rachen-Schleimhaut. Denn die meisten Chemotherapien enthalten zytotoxische Substanzen, um die Krebszellen zu zerstören. Leider wirken diese auch auf gesunden Zellen, wie die Haarwurzelzellen und besonders auch die Schleimhautzellen. Dadurch leiden die Patienten oft unter Kau- und Schluckbeschwerden oder Entzündungen der Magen- und Darmschleimhaut.

Öl, Sahne oder Creme Fraiche helfen, das Essen gleitfähiger zu machen. Gedünsteter Fisch oder fein gekörnte Fleischware wie Tartar, Leberkäs oder Würstchen sind leichter zu schlucken. Auch Cremesuppen oder milde Sahnesaucen mit Glasnudeln werden dann als wohltuend wahrgenommen.

Der Kampf gegen den Gewichtsverlust

Je nach Beschweren gibt es durch eine passende Ernährung die Möglichkeit, sich gehaltvoll zu ernähren, um einem Gewichtsverlust vorzubeugen und gleichzeitig die Beschwerden der Therapienebenwirkungen zu lindern. Ernährungswissenschaftlerin Dr. Gisela Krause-Fabricius kennt zahlreiche Tipps, zu denen auch die Anwendung von Tees und Spülungen gehören. Salbei, Thymian, Eibisch, Isländisch Moos oder Fenchel und Kamille gehören auf ihre Hitliste, um sich bei Mundtrockenheit, Entzündungen oder bei der Schleimhautpflege zu behelfen.

Fette Eiweiß sind die Stoffe, die gesunde Menschen nicht im Übermaß zu sich nehmen sollten. Für Krebspatienten hingegen liefern sie nach Auffassung von Wissenschaftlern der Universitäten Mannheim und Würzburg Substantielles, um das Gewicht zu halten und der schweren Krankheit körperlich begegnen zu können. Normalkost oder sogar eine fettreduzierte Ernährung ist darum in der Regel kontraproduktiv.

Viel Energie und genug Nährstoffe

Der Körper braucht mehr Energie und mehr Nährstoffe, um den Wiederaufbau beschädigter Zellen zu unterstützen und die Abwehrkräfte zu stärken. Aus diesem Grund empfiehlt die Deutsche Krebsgesellschaft eine ausgewogene und vollwertige Ernährung mit hochwertigem Eiweiß - wie es u. a. in Vollkornprodukten und Kartoffeln steckt -, viele Kohlenhydrate, Vitamine, Mineralstoffe und Fett, um den Energiebedarf zu decken. Krebskranke können Fette und Fettsäuren deutlich besser verwerten als gesunde Menschen. Bestätigt ist das durch aktuelle Untersuchungen der Universitätsklinik Würzburg.

(wat)
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