Nasenbluten stoppen Eiskrawatte und aufrecht sitzen wirken direkt

Freiburg · Es sieht dramatischer aus, als es ist, wenn plötzlich Blut aus der Nase rinnt. Meist ist das harmlos und mit kleinen Hausmittelchen schnell zu stoppen. Sogar vorbeugen kann man.

Nasenbluten - Ursachen und Gegenmittel
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Nasenbluten - Ursachen und Gegenmittel

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Foto: dpa, Silvia Marks

Wer schon mal einen Ball auf die Nase bekommen hat, sich zu stark geschnäuzt hat oder unglücklich auf die Nase gefallen ist, bekommt erstmal einen Schreck: Denn dann strömt hellrotes, reines Blut und ist oftmals nicht so leicht zu stoppen. Das ist zwar unangenehm, aber in der Regel völlig unbedenklich. Vor allem gilt als erste Regel: Ruhe bewahren. Und was lange als erstes Mittel galt, sollte man tunlichst vermeiden: nämlich den Kopf nach hinten neigen und sich flach hinlegen.

Der Kopf sollte aufrecht bleiben

"Wenn man sich hinlegt, blutet es umso mehr", sagt Michael Deeg vom Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte. Denn dann laufe das Blut leicht in den Rachen. Das sei zwar ungefährlich, aber für viele unangenehm, und verursache möglicherweise auch noch Übelkeit, die zu Erbrechen führt. "Besser ist es, man setzt sich aufrecht hin, beugt sich sogar leicht nach vorne und drückt mit Daumen und Zeigefinger die Nasenflügel direkt unter dem Knochen sanft zusammen", rät der in Freiburg tätige Arzt. Damit lasse sich in der Regel die Blutung recht schnell stoppen.

Schnelle Linderung kann auch die sogenannte Eiskrawatte bringen. "Da legt man etwas Kaltes in den Nacken, etwa ein Kühlkissen, einen mit Eiswürfeln gefüllten Waschhandschuh oder ein nasses Tuch", erklärt Ulrich Fegeler vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte. Dadurch ziehen sich die Blutgefäße in der Nase zusammen, die Blutung wird gestoppt.

Die Ursachen sind meistens harmlos

Die Gründe für das Nasenbluten sind in der Regel harmlos. "Die kleinen Blutgefäße in der Nase liegen sehr oberflächlich und sind stark durchblutet, so dass sie leicht reißen können", erklärt Deeg. Ursache könne im Winter sehr trockene Heizungsluft und im Sommer die Klimaanlage sein. Auch ein Infekt oder eine Allergie könne die Schleimhaut angreifen und damit die Blutgefäße reißen lassen.

Luftbefeuchter oder traditionelle Nasensalben können helfen, die Schleimhäute feucht und geschmeidig zu halten. "In Skandinavien ist außerdem Sesamöl sehr beliebt", sagt Urban Geisthoff, Oberarzt an der HNO-Klinik im Krankenhaus Holweide in Köln. Das sollte man aber unbedingt in der Apotheke oder einer Drogerie kaufen und nicht das Speiseöl mit seinen Eiweißen verwenden, da besonders diese Allergien hervorrufen können. Auch andere Wege, um das Naseninnere zu befeuchten und Krusten zu vermeiden wie regelmäßiges Inhalieren, Nasensalben, -gele oder -duschen mit Kochsalzlösungen können vorbeugend wirken. Auch wer zu wenig trinkt, wird eher über eine trockene Nase klagen.

"Bei Kindern ist das Nasenbluten häufig einfach durch Popeln herbeigeführt oder weil sie sich irgendetwas in die Nase gesteckt haben", sagt der Kinderarzt Fegeler. Bei älteren Kindern führe auch manchmal ein starker Wachstumsschub gerade während der Pubertät zum Nasenbluten.

Wann der Gang zum Arzt ratsam ist

Bei wem jedoch immer wieder starkes Nasenbluten auftritt, sollte die Gründe unbedingt beim Arzt abklären lassen, auch wenn "stark" und "häufig" nur schwer zu quantifizieren seien, wie Geisthoff einräumt. Allerdings seien häufige Blutungen, Schmierblutungen und blutiger Schleim beim Nasenputzen bedenkliche Anzeichen, fügt Deeg hinzu.

Bluthochdruck, Nierenerkrankungen und Blutgerinnungsstörungen, aber auch Medikamente oder gewisse Lebensmittel können ein Grund für Nasenbluten sein. Bei älteren Menschen werden zudem die Gefäße brüchiger. "Deswegen ist oftmals auch eine interdisziplinäre Untersuchung, also etwa mit einem Internisten sehr sinnvoll", sagt Geisthoff.

Zu den weniger harmlosen Ursachen von Nasenbluten zählt Morbus Osler. Das ist eine genetisch bedingte Gefäßerweiterung in der Nase, Lungen oder auch im Gehirn. "Gerade wenn die Lunge von Morbus Osler betroffen ist, kann das eine tickende Zeitbombe sein, weil dadurch Gerinnsel und Bakterien schneller ins Gehirn gelangen können und dort Schlaganfälle hervorrufen können", erklärt Urban Geisthoff vom Morbus-Osler-Zentrum des Krankenhauses Köln-Holweide. Symptome dieser Krankheit seien kleine Gefäßveränderungen vor allem im Gesicht, also Rötungen, die nicht weggingen, auch Atemnot könne auf Morbus Osler hinweisen. "Die Bedrohung kann man erkennen und auch ausschalten."

Fast alle Morbus-Osler-Patienten litten unter Nasenbluten. "Auch für sie gilt es, die Nase mit Gelen, Ölen oder Salben geschmeidig zu halten", sagt Geisthoff. Zudem gebe es Medikamente, mit denen man das Nasenbluten systematisch behandeln kann und operative Methoden. "Bei harmloseren Fällen ist das Veröden mit dem Laser eine einfache und sehr wirksame Lösung", sagt der HNO-Arzt. Zudem gebe es operative Methoden, die aber nur bei sehr schweren Erkrankungen und hohem Leidensdruck empfehlenswert seien.

(dpa)
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