Erste-Hilfe-Maßnahmen Richtig verhalten bei Verbrühungen und Verbrennungen

Köln · Brandbeschleuniger in der Grillkohle oder der Topf mit kochendem Wasser, der vom Herd rutscht: Zu Verbrennungen und Verbrühungen kann es schnell durch Leichtsinn oder Unachtsamkeit kommen. Wichtig ist dann umgehende Erste Hilfe.

Erste-Hilfe-Tipps bei Verbrennungen und Verbrühungen
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Foto: dpa, Andrea Warnecke

Unfälle mit heißer Flüssigkeit oder am glühenden Grill sind schnell passiert. Sie tun nicht nur höllisch weh. Das Gewebe nimmt bei einer Verbrühung oder Verbrennung auch großen Schaden. Dieser ist umso geringer, je schneller die richtigen Erste-Hilfe-Maßnahmen eingeleitet werden. Noch besser ist, es gar nicht erst so weit kommen zu lassen.

Typische Verbrühungsunfälle ereignen sich in der Küche. "Hier sind Kinder besonders gefährdet, zum Beispiel wenn sie einen Topf samt heißem Inhalt vom Herd ziehen oder mit dem Kabel des Wasserkochers spielen und diesen umstürzen", erläutert Stefan Markus vom Malteser Hilfsdienst in Köln. Solche Gefahren lassen sich verringern, indem man Herdschutzgitter einsetzt, die hinteren Platten verwendet und Kabel außer Reichweite bringt. Das gilt auch für Tassen mit heißen Getränken. "Eine einzige Tasse kann bis zu 30 Prozent der Körperoberfläche verbrühen", erläutert Adelheid Gottwald von Paulinchen, einer Initiative für brandverletzte Kinder.

Verbrühungen dehnen sich schnell aus

Falsch eingestellte Armaturen sind für Menschen jeden Alters gefährlich: Wer nicht schnell genug ausweicht, verbrüht sich schlimmstenfalls am ganzen Körper. Eine andere Temperatureinstellung oder ein eingebauter Widerstand können das verhindern. Das Tückische an Verbrühungen: Die heiße Flüssigkeit fließt sehr schnell den Körper hinunter. Damit dehnen sich Verbrühungen schneller aus als Verbrennungen.

Diese sind begrenzt auf die Körperteile, die direkt mit der Hitzequelle in Berührung kommen. Der Klassiker sind Verbrennungen bei der Grillparty. "Dabei ist die häufigste Unfallursache der unsachgemäße Umgang mit Brandbeschleunigern", sagt Markus. Ähnlich verheerend wirken zum Beispiel Missgeschicke im Haushalt wie der Kontakt mit dem heißen Bügeleisen.

Die Art der Schäden ist bei Verbrennungen und Verbrühungen vergleichbar: Sie führen zu einer Schädigung der Haut. Ihre Schwere hängt ab von der Tiefe und der Größe der betroffenen Fläche. Je mehr Hitze einwirkt, desto tiefer wird die Gewebezerstörung. Deshalb ist die erste Devise bei einem Unfall: weg aus der Gefahrenzone.
Brennende oder glimmende Kleidungsreste werden mit Wasser gelöscht.

"Solange verbrannte Kleidung noch nicht fest mit der Haut verbunden ist, sollte sie vorsichtig entfernt, jedoch keinesfalls in Panik abgerissen werden", rät Hans-Richard Paschen, Bundesfeuerwehrarzt und Intensivmediziner am Amalie Sieveking-Krankenhaus in Hamburg. Bei einem Personenbrand werden die Flammen mit einer Wolldecke, die keine synthetischen Fasern enthält, erstickt. Man sollte den brennenden Mensch jedoch auf keinen Fall auf dem Boden wälzen - dabei würde die brennende Kleidung auf die Haut gedrückt und könnte festbrennen. "Bei einer Verbrühung muss umgehend die durchtränkte Kleidung entfernt werden", ergänzt Gottwald.

Kühlen bei kleinen Verbrennungen

In punkto Erste Hilfe galt lange Zeit die Empfehlung: "kühlen, kühlen, kühlen". Der Grund dafür war die Annahme, dass sich damit die Tiefenwirkung der Hitze verhindern lässt. Heute weiß man, dass das nicht der Fall ist. Bei kleinflächigen Verbrennungen oder Verbrühungen ersten Grades, etwa am Finger, kann der erste Schmerz gelindert werden, indem die betroffene Stelle einige Minuten unter fließendem, handwarmen Wasser gekühlt wird. Ergänzend kann ein Gel oder eine Salbe eingesetzt werden.

Die Präparate sind allerdings nicht unumstritten. "Ein Weg ist, prophylaktisch beim Arzt zu erfragen, ob und welche Salbe er empfiehlt, und diese dann in die Hausapotheke zu legen", rät Markus. Schädigungen ersten Grades sind mit solchen Sofortmaßnahmen meist gut versorgt.

Anders großflächige Hautschäden: "Hier birgt kaltes Wasser die Gefahr, dass der Körper durch eine Unterkühlung zusätzlich geschädigt wird", warnt Markus. Das kann Infektionen nach sich ziehen. Genau wie der Hamburger Notfallmediziner empfiehlt er, großflächige Verbrennungen ruhig zu halten, bei Bedarf mit einem sterilen Tuch abzudecken und dann vom Arzt behandeln zu lassen.

Dieser sollte größere Schädigungen zweiten Grades auf jeden Fall untersuchen. "Bei Erwachsenen ist die Verletzung lebensbedrohlich, wenn zehn Prozent der Körperoberfläche betroffen sind, bei Kindern bei fünf Prozent", warnt der Mediziner vom Malteser Hilfsdienst.

Darüber hinaus sollte ein Arzt hinzu gezogen werden, wenn Gesicht, Genitalbereich oder Gelenke betroffen sind oder wenn der Verdacht auf eine Infektion besteht - also bei Rötungen rund um die verbrannte Stelle oder bei Eiterbildung. Verbrennungen und Verbrühungen dritten Grades müssen immer ärztlich behandelt werden.

Früher häufig genannte Hausmittel wie Zahlpasta oder Mehlteig sind nicht sinnvoll. "Darauf sollte man unbedingt verzichten", warnen Gottwald und die beiden Mediziner nachdrücklich. Denn sie erschweren oft die anschließende ärztliche Behandlung und die Wundheilung.

(dpa)
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