Smartphones und Tablet-PCs in Krankenhäusern Wie Patientendaten fliegen lernen

Düsseldorf · Wenn in Zukunft der Arzt mit dem Smartphone am Krankenbett steht, dann eher nicht, um eine Nachricht bei facebook zu posten, sondern um sich aktuelle Laborergebnisse auf das Display zu holen. Auch in den Kliniken machen neue IT-Entwicklungen nicht Halt, doch schreiten sie nur gemächlich voran.

Neuheiten auf der Medica 2011
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Rund 26 Millionen Deutsche nutzen Smartphones. Auch für Ärzte können die handlichen Teile eine Hilfe sein, um Patienten effektiver und schneller zu behandeln. Für Hausärzte gibt es eine App, die das Screening zur Hautkrebsvorsorge vereinfachen, auch ein Blutdruckmesser, der sich über eine Schnittstelle mit dem Handy verbinden lässt, ist auf dem medizintechnischen Markt zu bekommen. Die Stiftung Warentest hat jüngst getestet und festgestellt, dass diese Geräte und auch solche zum Blutzuckermessen nicht schlechter sind als herkömmliche.

Was möglich wäre

Und die Ideen der Software- und Endgerätehersteller geht noch weiter: Auf Dauer sollen Klinikärzte unterwegs am Patientenbett oder im Operationssaal überall und zu jeder Zeit gezielt Informationen in Text und Bild abrufen können, die ihnen die Arbeit erleichtern und dem Patienten nutzen. Im Krankenhausalltag sei es erforderlich, in Notfallsituationen oder während der Behandlung von Patienten zügig auf Patientendaten, Röntgenbilder oder ähnliches zurückgreifen zu können, erklärt Prof. Dr. Florian Gebhard, Ärztlicher Direktor der Klinik für Hand- und Unfallchirurgie am Universitätsklinikum Ulm.

Testwirklichkeit ist das bereits in der Charité Berlin. Dort testen die Ärzte, wie der Zugriff auf Röntgenbilder und Laborinformationen mobil funktioniert und wo es noch Probleme gibt. Schwierigkeiten bereitet es zum Beispiel, das Krankenhausinformationssystem KIS mit den mobilen Geräten zu verheiraten. Eingaben über Fingerbedienung sind bei Smartphones und Tablet-PCs üblich, das KIS kennt sie hingegen nicht.

Das sind die Hürden

"Voraussetzung für die tägliche Nutzung von Smartphones und Tablett-PCs im Klinikalltag ist darum die Integration in das Krankenhausinformationssystem, die Verfügbarkeit von W-LAN im Krankenhaus und die technische Sicherheit der Applikationen", erklärt Gebhard. In den letzten Jahren stieg die Zahl von Softwareentwicklungen für den mobilen Zugriff auf Röntgenbilder und Befunde der Patienten.

"Praxistests haben jedoch gezeigt, dass in Abhängigkeit der Gerätegröße, der Displayauflösung und der darauf laufenden Applikationen die Nutzer den Systemen unterschiedlich positiv gegenüberstehen", so Gebhard. Oft entscheide eine zu kleine Schriftgröße oder eingeschränkte Bedienbarkeit über die Nutzungsmöglichkeiten derartiger Geräte.

Es gibt zudem weitere Hürden, die zu nehmen sind, bevor Smartphone und Tablet-PCs flächendeckend in Kliniken zum Einsatz kommen können. Heiß diskutiert wird in den einzelnen Bundesländern noch der Datenschutz, sagt Prof. Dr. Wolfgang Riedel vom Institut für Krankenhauswesen.

Wo und wann darf ein Arzt Zugriff auf Patientendaten haben? Wie macht man sie sicher gegen unerlaubte Zugriffe? Das sind Fragen, die ebenfalls geklärt werden müssen. Zudem spielt die Hygiene von Touchscreens eine Rolle. Schließlich spielt die Gefahr von Keimübertragungen im Klinikalltag eine wichtige Rolle.

Die Möglichkeiten reifen aber weiter und in den Krankenhäusern ist nach Einschätzung der Technikexperten, aber auch der Ärzte Bedarf. Allein die Möglichkeit, per Apps direkt vom Smartphone oder Tablet-PC aus diagnostische Daten oder Therapieanweisungen zu dokumentieren, würde die Arbeit der Ärzte und des Pflegepersonals vereinfachen. Ob es der OP-Plan auf dem Display wäre, die Möglichkeit, mobil Daten am Krankenbett zu erfassen, Arztbriefe zu diktieren oder in einer Medikamenten-Datenbank individuell das richtige Präparat zu suchen: Anwendungsmöglichkeiten in der Praxis gibt es viele. Die Entwicklung der letzten Jahre hat gezeigt, dass hier ein Markt wartet, zu dem allerdings noch einige Türen geöffnet werden müssen.

(wat)
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