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Europäische Länder im Vergleich Deutsche Senioren öfter krank

Berlin · 65-Jährige in Deutschland haben statistisch gesehen weniger gesunde und beschwerdefreie Jahre vor sich als andere Europäer. Experten meinen allerdings, gesundheitliches Wohlbefinden sei auch eine Frage der Mentalität.

Europa-Vergleich: Gesunde Lebensjahre nach dem 65. Geburtstag
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Foto: AP

Um die Gesundheit der deutschen Senioren ist es einer europäischen Statistik zufolge nicht gut bestellt. Bei der Frage, wie viele gesunde und beschwerdefreie Jahre noch vor ihnen liegen, kommen nach Angaben des Europäischen Statistikamtes Männer hierzulande auf 6,9 und Frauen auf 7,1 Jahre. Damit liegen sie knapp zwei Jahre unter dem EU-Durchschnitt.

Deutlich schlechtere Werte haben nur die baltischen Staaten sowie Ungarn, Rumänien und die Slowakei. Die Lebenserwartung der Deutschen liegt im internationalen Vergleich hingegen auf gutem Niveau. So können 65-jährige Frauen heute erwarten, dass sie noch knapp 21 Jahre leben. Bei Männern sind es im Durchschnitt knapp 18 Jahre.

Gesundheit ist Frage des Mentalität

Die Frage des gesundheitlichen Wohlbefindens ist nach Ansicht des Wuppertaler Gesundheitsökonomen Hendrik Jürges auch eine Frage der Mentalität. Die Zahl der gesunden Lebensjahre im Seniorenalter hänge auch davon ab, wie die Menschen ihren Gesundheitszustand individuell bewerten. "Da sind wir Deutschen mäkeliger", sagt der Wissenschaftler.

Die Dänen und die Angelsachsen neigen nach Erkenntnis des Gesundheitsökonomen Jürges dazu, die Dinge insgesamt positiver zu bewerten. In der Einzelanalyse der Krankheiten im europäischen Vergleich stehen die deutschen Senioren tatsächlich nicht so schlecht da. Zwar leiden nach einer Studie von Jürges knapp 36 Prozent der Älteren in Deutschland an Bluthochdruck und nur knapp 30 Prozent der älteren Dänen. Beim Thema Arthritis (entzündliche Gelenkerkrankung) sieht die Lage bei den als besonders gesund geltenden Dänen ganz anders aus. Während mehr als jeder vierte dänische Senior daran leidet, ist es in Deutschland nur etwa jeder Achte.

Optimistische Stimmung

Das Phänomen, dass in Deutschland mehr über Krankheiten gejammert wird als anderswo in Europa, benennt auch der Chef der Senioren-Union, Otto Wulff. Insgesamt hält er die Stimmung bei den Senioren aber für optimistisch. "40 Prozent der über 65-Jährigen haben ein Ehrenamt. So etwas nimmt man nur an, wenn man an die Zukunft glaubt", sagt Wulff. Aus seiner Sicht haben die Senioren eine positive Lebenseinstellung. "Dazu zählt auch, dass man die Rohkost einfach mal stehen lässt und sich die Mettwurst mit Grünkohl gönnt", sagt Wulff.

Das persönliche Empfinden, krank zu sein, kann die Gesundheit zusätzlich belasten: Unzufriedenheit mit der eigenen Gesundheit zieht einer Studie der Heidelberger Soziologin Simone Becker zufolge auch eine Scheu vor Sport nach sich. "Je weniger zufrieden Männer und Frauen mit ihrer Gesundheit sind, desto seltener treiben sie Sport", sagt Becker.

Mit steigendem Alter sinkt die Sportaktivität rapide. Während im mittleren Alter von 35 Jahren etwa jeder Dritte regelmäßig Sport macht, sind es bei den über 68-Jährigen nur noch 18 Prozent. Becker spricht sich für mehr dauerhafte und gezielte Sportangebote für Ältere wie beispielsweise Herzsportgruppen aus.

Die Gesundheit der Senioren beschäftigt vor allem die Krankenkassen. Seit einigen Jahren arbeiten sie an Modellen, um die wachsende Zahl Älterer weiter wohnortnah zu versorgen und bei Menschen mit vielen Erkrankungen ein Übermaß an Medikation zu verhindern. Die Versorgung Älterer ist auch eine Kostenfrage. Schon heute sind nach Zahlen der Barmer GEK zwei Drittel aller Krankenhauspatienten älter als 60 Jahre.

Die Zahl der Behandlungsfälle in Praxis und Klinik steigen der Krankenkassen-Statistik zufolge um den 60. Geburtstag der Versicherten herum stark an. Auffällig ist dabei, dass Frauen bis etwa zum 70. Geburtstag häufiger zum Arzt gehen als Männer. Im hohen Alter steigt dann die Zahl männlicher Arztbesucher stark an.

(qua)
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