Streit ums Impfen Die Politik erwägt eine Masern-Impfpflicht

Berlin · 2013 gab es schon mehr als 1000 Fälle – mehr als sonst in einem ganzen Jahr.

2013 gab es schon mehr als 1000 Fälle — mehr als sonst in einem ganzen Jahr.

Der erneute Ausbruch von Masern in diesem Jahr hat die Gesundheitspolitiker über Parteigrenzen hinweg alarmiert. Union und SPD erwägen, eine Impfpflicht einzuführen. Allerdings setzen die Politiker darauf, zunächst erneut mit Aufklärung und Kampagnen die Bürger dazu zu bewegen, sich und ihre Kinder per Nadelstich vor Masern und anderen Krankheiten schützen zu lassen.

"Wenn sich herausstellt, dass sich innerhalb eines Jahres die Impfquote nicht entscheidend verbessert, müssen wir über eine Impfpflicht nachdenken", sagte Unionsfraktionsvize Johannes Singhammer (CSU).

Karl Lauterbach, im Kompetenzteam von Kanzlerkandidat Peer Steinbrück zuständig für das Thema Gesundheit, sieht dies ähnlich. Wenn das Werben für mehr Impfungen nicht helfe, "dann müssen wir eine Impfpflicht erwägen", betonte Lauterbach, der selbst Mediziner ist. Der Nutzen der Impfung gegen Masern überwiege mögliche Risiken von Nebenwirkungen bei Weitem, sagte Lauterbach.

Auch Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) hat bereits eine Impfpflicht in Betracht gezogen. In der Bevölkerung kommen solche Erwägungen gut an: Nach einer Forsa-Umfrage im Auftrag der Krankenkasse DAK sind 79 Prozent der Deutschen dafür.

Das Robert-Koch-Institut registrierte seit Anfang des Jahres mehr als 1000 Masern-Fälle. Normalerweise kommt es in Deutschland in einem ganzen Jahr zu deutlich weniger als 1000 Erkrankungen. Ziel der Weltgesundheitsorganisation ist es, die Masern auszurotten. Dies kann nur gelingen, wenn 95 Prozent der Bevölkerung zwei Impfungen erhalten haben.

In Deutschland können derzeit bei den Schuleingangsuntersuchungen allerdings nur etwa 92 Prozent der Kinder beide Impfungen vorweisen. Insbesondere im Umfeld von Waldorfschulen gibt es zahlreiche Eltern, die Impfungen ablehnen.

(RP)
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