Kieferchirurgie Ein komplettes Gebiss in nur einer Operation

Düsseldorf (RP). Die Kieferklinik der Universität Düsseldorf hat als erste in Deutschland einer zahnlosen Patientin in einem einzigen Eingriff ein komplettes, implantatgetragenes Gebiss eingesetzt. Möglich macht das ein Computerprogramm, das auf der Grundlage von Computertomographie-Aufnahmen die Position für den Zahnersatz vor dem Operationstermin millimetergenau berechnet.

Auf der Grundlage dieser Daten fertigen Zahntechniker eine Schablone an, die den Zahnärzten im OP zeigt, wo sie die Löcher für die Schrauben bohren müssen. Statt - wie bisher üblich - einzelne, provisorische Zahnprothesen einzusetzen, haben die Ärzte der Uniklinik gleichzeitig jeweils am Ober- und Unterkiefer ein aus einem Stück gefertigtes und zu der Bohrschablone passendes Titangerüst verschraubt, auf dem der endgültige Zahnersatz sitzt.

"Das Verfahren eignet sich für Patienten, die ungerne zum Zahnarzt gehen und den minimalsten Eingriff wollen", erklärt Norbert Kübler, Direktor der Zahnklinik. Die 55-jährige Patientin, die anonym bleiben möchte, musste in der viermonatigen Vorbereitungsphase auf die Operation nur fünfmal zu einer Untersuchung in die Uniklinik kommen.

Beim herkömmlichen Verfahren dauert die Behandlung rund doppelt so lange, umfasst häufigere Behandlungs- und mehrere Operationstermine. Zudem wird bei dem neuen Operationsverfahren weder geschnitten noch genäht. Die Löcher im Zahnfleisch stanzen die Ärzte durch die Bohrschablone hindurch aus.

"Das Verfahren birgt allerdings auch Nachteile", warnt Kübler. Normalerweise setzen die Mediziner in einer ersten Operation die Schraubengewinde in den Kieferknochen ein, nähen das Zahnfleisch wieder zu und geben dem Knochen mehrer Monate Zeit, mit den Implantaten zu verwachsen.

Anschließend befestigen sie in einer weiteren Operation die Zahnprothesen. "Bei der neuen Methode werden die Implantate nach dem dreistündigen Eingriff sofort belastet, ohne dass sie mit dem Knochen verwachsen sind", erklärt Kübler. Dadurch erhöhe sich das Risiko, dass sie sich wieder lösen.

Finanziell unterscheiden sich beide Verfahren nicht. Sie kosten je nach Qualität der Prothesen durchschnittlich 30.000 Euro. Ausschlaggebend ist auch, ob der Kieferknochen zunächst mit Knochenmaterial aus dem Becken aufgebaut werden muss. Die gesetzliche Krankenkasse übernimmt die Kosten nicht. Private Krankenversicherungen entscheiden unterschiedlich.

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