Nach Schlafentzug Gen für Müdigkeit entdeckt

Baltimore (RPO). Auf Schlafmangel reagiert der Körper mit Müdigkeit. Allerdings fällt der Grad bei jedem Menschen anders aus. Woran das liegt, haben nun US-Forscher herausgefunden. In einer Studie mit über 100 Teilnehmern konnte ein bestimmtes Gen ermittelt werden.

Sieben typische Schlafmythen
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Foto: dapd

Das betreffende Gen, von dem eine bestimmte Variante mit starker Müdigkeit nach einem Schlafentzug einhergeht, lässt sich in Zukunft möglicherweise als Biomarker einsetzen: Es könnte bei der Vorhersage helfen, wie Menschen auf Schlafentzug reagieren, zum Beispiel bei Schichtarbeit oder bei Reisen in unterschiedliche Zeitzonen. Das berichten die Wissenschaftler um Namni Goel von der University of Pennsylvania in Philadelphia im Fachmagazin "Neurology" (Bd. 75, Nr. 17).

Das Forscherteam konzentrierte sich in seiner Studie auf eine Genvariante mit dem etwas sperrigen Namen DQB1*0602, die bereits in früheren Studien mit Narkolepsie in Verbindung gebracht worden war. Bei dieser Erkrankung haben die Betroffenen auch tagsüber einen starken Schlafdrang und leiden an einer Störung ihres Schlafrhythmus.

Sieben Tage im Schlaflabor

Allerdings entwickelt nicht jeder Träger von DQB1*0602 die Krankheit. Die Wissenschaftler verglichen nun in ihrer Untersuchung die Auswirkungen von Schlafmangel bei 92 gesunden Erwachsenen ohne diese Genvariante und 37 gesunden Trägern des Gens, bei denen die Narkolepsie nicht ausgebrochen war. Die Versuchsteilnehmer verbrachten sieben Tage in einem Schlaflabor. Hier sollten sie in den ersten beiden Nächten zehn Stunden im Bett verbringen und sich vollkommen ausschlafen. In den darauf folgenden fünf Nächten wurde ihre Schlafzeit auf vier Stunden beschränkt.

Die Träger von DQB1*0602 fühlten sich während des gesamten Versuchs deutlich schläfriger und erschöpfter als ihre Mitstreiter ohne das "Schlaf-Gen", zeigte die Auswertung. Außerdem wachten sie während der ohnehin schon kurzen Nächte häufiger auf und hatten deutlich kürzere Tiefschlafphasen.

Von globalem Interesse

Probleme mit Schlafentzug beträfen Millionen von Menschen auf der ganzen Welt, betont Goel. Eine Vorhersage der Auswirkungen von vermindertem Nachtschlaf sei besonders für Menschen interessant, die in Nachtschichten arbeiten, regelmäßig in unterschiedliche Zeitzonen reisen oder aufgrund ihrer vielfältigen Verpflichtungen gegenüber Arbeit und Familie nicht genügend Schlaf bekämen.

Um die Eignung der Genvariante DQB1*0602 als Biomarker zu bestätigen, sei aber noch zusätzliche Forschung nötig, sagt Goel.

(DDP/kpl)
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