Unseriös Lebensmittelallergie: Mediziner warnen vor Tests

Hamburg (rpo). Mediziner warnen vor Tests zum Nachweis von Nahrungsmittel-Allergien, wofür der Patient auf Immunglobulin G (IgG) untersucht wird. Der Ärzteverband Deutscher Allergologen (ÄDA) und die Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAI) meinen, dass sich bei IgG-Tests im Gegensatz zur Untersuchung von spezifischen IgE-Antikörpern keine Allergieauslöser nachweisen ließen.

Professor Thomas Werfel von der Hautklinik der Medizinischen Hochschule Hannover erläutert, warum IgG-Tests keinen Anhalt für Allergien liefern: "Blutuntersuchungen auf spezifisches IgG zeigen keine Krankheit an, sondern spiegeln nur die ganz normale Auseinandersetzung des Immunsystems mit bestimmten Substanzen wider. So sind bei jemanden, der viel Milch trinkt, ganz natürlich auch viele spezifische IgG-Antikörper gegen Milch im Blut nachweisbar und ein IgG-Test fällt positiv aus, obwohl keine Allergie auf Milcheiweiß vorliegt".

Individuelle Beratung

Den Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB) erreichen jede Woche Anfragen von Menschen, die viel Geld für einen IgG-Test bezahlt haben, ohne dass ihnen das Ergebnis in irgendeiner Weise genutzt hat. "Mit dem Testergebnis wird eine Liste der zu meidenden Lebensmittel verschickt, die viele Fragen aufwirft. Eine individuelle Beratung erfolgt nicht und auch nicht die Empfehlung, einen Allergologen zu Rate zu ziehen," kritisiert Sonja Lämmel vom DAAB das Vorgehen der Firmen, die solche Tests anbieten.

Häufige Symptome einer Nahrungsmittel-Allergie sind Missempfindungen und Schwellungen im Bereich der Mundschleimhaut, Hautveränderungen und Übelkeit oder Erbrechen. Am häufigsten treten Kreuzallergien auf: Viele Menschen mit Heuschnupfen reagieren mit Juckreiz in Mund und Rachen nach dem Essen von Nüssen oder Kernobst, weil darin ähnliche Eiweiße vorkommen wie in bestimmten Pollen.

Bei Verdacht auf eine Nahrungsmittel-Allergie empfehlen die Experten, einen auf Allergien spezialisierten Arzt aufzusuchen. Er weist die Allergieauslöser mit Hauttests und mit der Bestimmung spezifischer IgE-Antikörper nach. Diese Untersuchungen werden auch von den Krankenkassen bezahlt.

(afp)
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