Studie Rockstars sterben früher

London · Rockstars sterben jünger - jedenfalls deutlich früher als Normalbürger, wie eine Studie britischer Wissenschaftler ergab. Dabei sind Solokünstler besonders gefährdet, Mitglieder von Bands kommen etwas besser weg.

Club 27: Diese Rockstars starben durch ihr exzessives Leben
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In Europa ist die Lebenserwartung der Stars niedriger als in Nordamerika. Haben die europäischen Künstler allerdings 25 Jahre lang durchgehalten, nähert sich ihr Sterberisiko wieder dem von Durchschnittsmenschen an, zeigt die Untersuchung der Forscher um Mark Bellis von der John Moores Universität in Liverpool.

Sterberate von 9,2 Prozent

Bellis und Kollegen analysierten die Sterbestatistiken von 1.489 Künstlern aus den Genres Rock, Pop, Punk, R & B und New Age, die zwischen 1956 und 2006 berühmt geworden sind. 137 davon starben innerhalb des untersuchten Zeitraums, das entspricht einem Anteil von 9,2 Prozent. Den Mythos des "Clubs 27" - Jim Morrison, Brian Jones, Jimi Hendrix, Janis Joplin, Kurt Cobain und Amy Winehouse starben im Alter von 27 Jahren - zerstören die Wissenschaftler allerdings: Das durchschnittliche Todesalter von verstorbenen Musikern aus Nordamerika lag bei 45,2 Jahren, von europäischen bei 39,6 Jahren.

Für Solisten, so ergab die im Online-Fachblatt "BMJ Open" veröffentlichte Studie, war das Risiko eines frühen Todes etwa doppelt so hoch wie für Bandmusiker. Dies könne daran liegen, dass Letztere in schwierigen Zeiten mehr Rückhalt in ihrer Gruppe fänden, sagte Bellis.

"Solo-Künstler, auch wenn sie eine riesige Fan-Gemeinde haben", sind möglicherweise sehr isoliert", erklärte er. Der Musikkritiker John Aizlewood ergänzte, Solisten erführen zwar mehr Aufmerksamkeit und Schmeicheleien als Mitglieder einer Musikgruppe, stünden aber auch mehr unter Druck.

"Kreativität bringt Qual mit sich"

Die Forscher gingen auch der Frage nach, warum die Künstler eine so deutlich niedrigere Lebenserwartung als Durchschnittsbürger haben: Ein ausschweifender Lebensstil allein sei keine ausreichende Erklärung, betonten sie. In der Studie beschäftigten sie sich mit einem möglichen Zusammenhang zwischen dem erhöhten Sterberisiko der Künstler und negativen Erfahrungen in deren Kindheit wie häusliche Gewalt oder Missbrauch. Ergebnis: Bei Musikern, die mindestens ein solches Erlebnis in jungen Jahren hatten, war das Risiko, dass sie infolge von Drogen- oder Alkoholmissbrauch oder ähnlichem starben, höher.

Allerdings, so betonte der Kulturwissenschaftler Ellis Cashmore von der Universität in Staffordshire, dürfe man auch nicht den Aspekt der künstlerischen Frustration übersehen: Beispiele von Vincent van Gogh über Ernest Hemingway bis hin zu Brian Wilson von den Beach Boys zeigten "die Qual, die Kreativität mit sich bringen kann".

(APD/anch/rm)
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