Ratten erkrankten häufiger an Tumoren Verursacht Genmais Krebs?

Caen · Mit gentechnisch verändertem Mais gefütterte Ratten erkranken häufiger an Krebs als Tiere, die herkömmliche Nahrung erhalten. Die Ergebnisse einer Studie, die in der Fachzeitschrift "Food and Chemical Toxicology" veröffentlicht wurde, hat eine Diskussion über die Zulassung von Genpflanzen in der EU ausgelöst

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Foto: AP

Die Ergebnisse seien "alarmierend", sagte Gilles-Eric Seralini, Professor an der Universität Caen und Experte für gentechnisch veränderte Organismen (GVO) in Nahrungsmitteln, der Nachrichtenagentur AFP.

Für die Untersuchung wurden 200 Ratten zwei Jahre lang beobachtet. Eine Gruppe wurde mit unbehandeltem Genmais der Sorte NK603 gefüttert, eine zweite mit diesem Genmais, der zuvor mit dem Pestizid Roundup behandelt wurde. Beide Sorten gehören dem US-Agrar-Riesen Monsanto. Eine dritte Gruppe erhielt herkömmlichen Mais, der ebenfalls mit Roundup besprüht wurde. Der Mais stellte etwa elf Prozent des gesamten Futters dar - was in etwa den Ernährungsgewohnheiten in den USA entspricht.

Brustkrebs und Nierentumore

Die mit Genmais ernährten Ratten seien deutlich früher gestorben als die anderen, erläuterte Seralini. 17 Monate nach Beginn der Untersuchung seien von den mit Genmais gefütterten Ratten fünf Mal mehr Tiere tot gewesen als in der Vergleichsgruppe. Die meisten Weibchen erkrankten der Studie zufolge an Brustkrebs, die Männchen häufig an Haut- oder Nierentumoren.

Mit der gentechnischen Manipulation würden Maissorten hergestellt, die Pestizide tolerieren oder sogar eigene Pestizide herstellen, sagte Seralini, der in rund 30 Ländern in Fachausschüssen über gentechnisch veränderte Lebensmittel als Berater tätig war. Nach seinen Angaben untersuchte sein Team erstmals gleichzeitig die langfristige Auswirkung von Genmais und Pestiziden auf die Gesundheit. Dies sei eine "Weltpremiere".

"Diese Ergebnisse beweisen, dass Gentechnik-Pflanzen toxisch sein können", warnte die Gentechnik-Expertin Mute Schimpf von der Umweltorganisation Friends of the Earth Europe. Die EU-Kommission müsse angesichts der "alarmierenden Gesundheitsgefahr" die Kriterien für die Risikobewertung von Genpflanzen erneuern.

Monsato hingegen stellt die Ergebnisse der Studie in Frage. Zwar behält sich das Agrarunternehmen eine Bewertung der Studie bis Abschluss einer eingehenden Anaylse vor, trotzdem verweist Monsato auf andere Untersuchungen, die keine Gesundheitsgefährdung durch Genmais festgestellt hätten: "Die wissenschaftliche Literatur kennt umfangreiche Untersuchungen, die dokumentieren, dass das der Verzehr von gentechnisch verändertem Mais keine Auswirkungen auf die Gesundheit hat", heißt es in einer Stellungnahme des Unternehmens.

Bisher nur kurzfristige Wirkung getestet

Während die französischen Forscher nun die langfristigen Folgen von Genmais untersuchten, werden gentechnisch veränderte Pflanzen bislang in der Regel lediglich über einen Zeitraum von bis zu drei Monaten auf ihre gesundheitlichen Auswirkungen getestet, wie ein Sprecher der EU-Kommission sagte.

Die Brüsseler Institution beauftragte nun die Europäische Behörde für Lebensmittelsichgerheit (EFSA) damit, die Ergebniss der neuen Studie zu prüfen. Wenn die Studie neue wissenschaftliche Erkenntnisse erbringe, werde die EU-Kommission Konsequenzen ziehen, sagte der Sprecher. Die liberale französische Europaabgeordnete Corine Lepage forderte die Kommission auf, in einem ersten Schritt die Zulassung der in der Untersuchung eingesetzten Maissorte NK603 auszusetzen.

Zudem müssten die Auswirkungen anderer erlaubter Genpflanzen ebenfalls in Untersuchungen über einen Zeitraum von zwei Jahren geprüft werden. In der Europäischen Union sind der Genmais MON810 von Monsanto und die Kartoffel Amflora des deutschen Unternehmens BASF für den Anbau zugelassen. Weitere Genpflanzen sind zur Verarbeitung in Futter- und Lebensmitteln erlaubt.

Der französische Grünen-EU-Abgeordnete José Bové rief die EU-Kommission auf, die Zulassungen von MON810 und Amflora aufzuheben und den Import von gentechnisch verändertem Mais und Soja zu stoppen. "Diese Studie zeigt endlich, dass der ganze Prozess für die Bewertung von GVO dringend überprüft werden muss", erklärte Bové.

Finanziert wurde die Studie von der Stiftung Ceres. Sie wird von rund 50 Unternehmen getragen - darunter Firmen aus der Lebensmittelbranche, die keine GVO verwenden. Die Gelder der Stiftung werden von einer Gruppe von Forschern verwaltet, deren Vorsitzender Seralini ist.

(AFP)
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