Bewegen statt Rumsitzen Rückenschmerzen bei Grundschülern vorbeugen

Hamburg (RPO/tmn). Rückenschmerzen müssen keine Alterserscheinung sein - bereits Kinder leiden daran. Der Grund ist oft Bewegungsmangel, der mit der Einschulung noch größer wird. Um Rückenschmerzen vorzubeugen, ist auch ein sinnvoll eingerichteter "Arbeitsplatz" des Kindes wichtig.

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Foto: TK

Die Einschulung ist ein großer Tag im Leben eines Kindes. Ein Tag mit einschneidenden Veränderungen, auch in Sachen Bewegung: Die Kinder sollen in der Schule ruhig sitzen, das gleiche gilt für die Hausaufgaben am Nachmittag.

In der Freizeit hocken sie oft vor einem Bildschirm und bewegen sich nur noch, wenn nötig. Das viele Sitzen und der Bewegungsmangel führen zu Verspannungen - häufige Folgen sind Rückenschmerzen.

Spürbarer Zuwachs

Generell bewegen sich die Kinder in Deutschland immer weniger und werden immer dicker. Kein Wunder, dass Folgeerkrankungen bereits in jungen Jahren nicht ausbleiben. Nach einer Studie der Krankenkasse DAK in Hamburg haben unter anderem Rückenschmerzen beim Nachwuchs in den vergangenen 10 Jahren spürbar zugenommen. Besonders häufig betroffen sind Kinder im Alter zwischen 11 und 14 Jahren.

"Mit der Einschulung kommt die Bewegung zu kurz", erklärt Detlef Detjen von der "Aktion Gesunder Rücken" (AGR) in Selsingen (Niedersachsen). Er meint, dass jedes Kind Sport treiben sollte. Denn Bewegungsmangel - vielleicht sogar noch in Kombination mit einseitiger Ernährung und Übergewicht - kann vor allem im Wachstum üble und langfristige Folgen haben, unter anderem für Rücken und Gelenke. Es drohen chronische Erkrankungen.

Mehr übergewichtige Kinder

"Ein Grundschulkind bewegt sich im Schnitt eine Stunde täglich", sagt Dieter Breithecker, Sportpädagoge und Leiter der Bundesarbeitsgemeinschaft für Haltungs- und Bewegungsförderung in Wiesbaden. Sinnvoll seien vier bis fünf Stunden Bewegung pro Tag. Die Zeit, in denen Kinder frei spielen würden, habe sich in den vergangenen 20 Jahren halbiert. In derselben Zeit habe sich die Zahl der übergewichtigen Kinder verdoppelt.

Breithecker moniert, dass Kinder "nicht mehr wie Kinder" heranwachsen dürften, sondern überbehütet würden. Dies sei eine wesentliche Ursache auch für Rückenschmerzen. Kinder müssten spielen, sich ausprobieren und an Grenzen gehen dürfen. "Da müssen Eltern auch mal die Augen zumachen", rät er. Die Kinder würden so ihre Freude an der Bewegung entdecken - diese bleibe ihnen nach einem kurzen Einbruch während der Pubertät ihr Leben lang erhalten.

Frühe Drucksituation

"Die Eltern nehmen das Problem schon wahr, aber es verändert sich trotzdem zu wenig", ist der Eindruck von Detjen, den Breithecker teilt. Eltern sollten mit gutem Beispiel voran gehen und sich bewegen, fordert er. Außerdem sollten sie ihr Kind nach Möglichkeit etwa zu Freunden oder in die Schule laufen lassen. Seiner Meinung nach fokussieren sich Eltern und Ärzte jedoch zu sehr auf die Rückenschmerzen als Symptom. "Das Kind wird dann in die Rückenschule geschickt, wo es sich kontrolliert bewegt. Aber auf sein eigentliches Bedürfnis zum freien Spielen wird nicht eingegangen."

Hinzu kommt, dass Kinder heute bereits in der Grundschule unter Druck stehen. Gesellschaftlich wird ein möglichst hoher Bildungsabschluss gefordert, um im Leben zu bestehen. In der Grundschule entscheidet sich, ob das Kind anschließend das Gymnasium besucht oder nicht. Dieser psychische Druck kann ebenfalls Rückenschmerzen auslösen, sind sich Detjen und Breithecker einig.

Der Ranzen und der Arbeitsplatz

Am Thema Ranzen scheiden sich die Geister: Breithecker hält dieses Thema für völlig überbewertet. "Die Kinder tragen den Ranzen maximal fünf bis zehn Minuten. In dieser Zeit kann auch ein schwerer Ranzen nichts kaputt machen." Detjen meint, dass ein schlechter Ranzen zu Fehlbelastungen und damit zu Schmerzen führen könne.

Er plädiert dafür, beim "Arbeitsplatz" des Kindes auf Rückenfreundlichkeit zu achten. So sollte sich der Stuhl problemlos in der Höhe verstellen lassen und die Sitzfläche beweglich sein, damit das Kind zum Beispiel wippen kann. Der Stuhl hat die richtige Höhe, wenn beide Füße mit der ganzen Sohle auf den Boden kommen. Auch der Schreibtisch sollte sich leicht in der Höhe verstellen lassen, um ihn dem Wachstum des Kindes anzupassen.

Die richtige Höhe hat er, wenn sich die Ellenbogenspitzen des Kindes bei herabhängenden Armen und aufrechtem Sitz etwa zwei bis drei Zentimeter unter der Tischkante befinden. Die Tischplatte sollte für eine ergonomische Kopfhaltung um mindestens 16 Grad geneigt sein.

(tmn/erer)
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