Resistenz gegen Antibiotikum Tripper bald nicht mehr heilbar?

Genf/Berlin · Im Vergleich zu Aids mag der Tripper harmlos erscheinen. Doch die Bekämpfung der "Kavaliersinfektion" werde immer schwieriger, warnt die WHO. Auch sie könne zum Tod führen.

Für Millionen von Menschen, die sich mit der Geschlechtskrankheit Tripper infizieren, könnte es in absehbarer Zeit keine Heilung mehr geben. Davor warnt die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Gegen ein Breitband-Antibiotikum, das bislang allgemein als letzte Behandlungsmöglichkeit für die sogenannte Gonorrhoe galt, seien in vielen Ländern Resistenzen beobachtet worden, erklärte die WHO in Genf.

Jährlich 106 Millionen infizierte

Dadurch steige die Gefahr, dass sich ein mutmaßlich "harmloser" Tripper zu einer schweren und schließlich tödlichen Erkrankung auswachse. "Die Gonorrhoe wird durch hohe Infektionsraten und schwindende Behandlungsmöglichkeiten zu einer bedeutenden Herausforderung für das Gesundheitswesen", sagte die zuständige WHO-Expertin Manjula Lusti-Narasimhan. Jedes Jahr würden sich weltweit 106 Millionen Menschen - fast ausschließlich beim Geschlechtsverkehr - mit der Krankheit infizieren.

In Deutschland besteht seit Einführung des Infektionsschutzgesetzes im Jahr 2001 keine Meldepflicht mehr. Neuere Zahlen gibt es allerdings aus Sachsen, wo die Daten noch erhoben werden müssen. Dort waren die Zahlen stark angestiegen von 6,8 Infektionen pro 100.000 Einwohner im Jahr 2003 auf 14,3 Infektionen pro 100.000 Einwohner im Jahr 2010, wie das Robert Koch-Institut im vergangenen Jahr berichtete. Aufgrund der begrenzten Daten konnten damals keine genauen Angaben zu Resistenzen gemacht werden.

Nach Auskunft der WHO gibt es alarmierende Berichte unter anderem aus Australien, Frankreich, Japan, Norwegen und Schweden über Resistenzen der als Gonokokken (Neisseria gonorrhoeae) bekannten Erreger gegen Cephalosporine, eine Gruppe von Breitband-Antibiotika. Für die Eindämmung der Tripper-Gefahren veröffentlichte die WHO am selben Tag einen umfangreichen Globalen Aktionsplan.

Neben erheblich größerer "Wachsamkeit" von Medizinern bei der Anwendung von Antibiotika zur Bekämpfung von Gonorrhoe seien dringend Forschungen zur Suche nach alternativen Behandlungsmethoden erforderlich, forderte Lusti-Narasimhan. "Wenn Gonokokken unheilbar werden, sind die Folgen für die Gesundheit äußerst schwerwiegend", warnte sie.

Infektion kann auf Organe übergreifen

Die Tripper-Bakterien heften sich an Schleimhautzellen der Harnröhre oder des Gebärmutterhalses fest und schädigen das Gewebe durch Entzündung mit eitrigem Ausfluss. Ohne Behandlung können die Infektionen leicht auf andere Organe übergreifen. Durch die Wunden im Genitalbereich wird zudem das Risiko der Übertragung des Aids-Erregers HIV erheblich erhöht.

Antibiotikum-Resistenzen (AMR) wie sie in letzter Zeit verstärkt bei der Gonorrhoe beobachtet worden seien, "können töten", heißt es in dem WHO-Bericht. Zumindest aber würden sie Behandlungen erheblich schwieriger machen, die Leiden von Patienten und deren Familien vergrößern und zu erheblichen Kostensteigerungen führen. Zu den vermeidbaren Ursachen gehöre eine zu häufige, leichtfertige und nicht zielgerichtete Anwendung von Antibiotika, aber auch die Verwendung von Medikamenten schlechter Qualität.

(dpa)
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