Wrestling Catch Me If You Can

Heßdorf · Alex Wright ist der einzige deutsche Wrestler, der es in einer US-Profi-Liga je zu etwas gebracht hat. Anstatt nach dem Ende der Karriere sein Geld in Beton oder Aktien zu investieren, steckt er es in Träume. In seine und die anderer.

 Würden Sie diesem Mann Ihr Kind anvertrauen? Können Sie aber, Alex Wright guckt nur manchmal böse.

Würden Sie diesem Mann Ihr Kind anvertrauen? Können Sie aber, Alex Wright guckt nur manchmal böse.

Foto: NEW

So darf es nicht enden. Alex Wright ist es gewohnt, ein Ausrufezeichen zu sein. 1,93 Meter groß, zwei Zentner schwer, Jahrgang 1975, Wrestler. Er hat vor zehntausenden Zuschauern in den größten Hallen der USA gekämpft. Vor 30 Millionen am Fernseher. Aber am 3. Mai 2011 ist er nervös. Er muss die 15 Ratsmitglieder aus Heßdorf, Regierungsbezirk Mittelfranken, 3500 Einwohner, überzeugen, seinem Bauantrag zuzustimmen. Der Rat gestattet ihm, sein Vorhaben zu erläutern. Also spricht er. Mit fränkischem Dialekt. Mit funkelnden Augen. Das, was jetzt noch eine leere Lagerhalle im Gewerbegebiet ist, soll eine Wrestlinghalle für Training und Veranstaltungen werden. Auch für Kinder und Jugendliche. Auch für TV-Aufnahmen seiner Liga. Doch es gibt Bedenken bei einigen Ratsmitgliedern. Sie wissen kaum, was Wrestling überhaupt ist. Nicht dass da dunkle Gestalten aufkreuzen. Und gibt es bei jeder Veranstaltung ein Verkehrschaos?

 Alex Wright betritt die Manege. Natürlich geht er voran.

Alex Wright betritt die Manege. Natürlich geht er voran.

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Das darf nicht das Ende sein von dem Traum, mehr Leute in Deutschland fürs Wrestling zu begeistern. Vier Jahre hat Alex gesucht. 250 Hallen hat er sich angesehen. Und nur diese passt. 30 Kilometer nordwestlich seiner Heimat Nürnberg. Der Rat stimmt ab. 10:5. Gewonnen. Ein paar Tage später wird der Bürgermeister, ein Unterstützer des Vorhabens, in der Lokalzeitung zitiert: "Ich habe ehrlich gedacht, dass wir mit diesem Antrag keine Chance haben."

 Ob gespielt oder nicht - richtig angenehm wird dieser Würgegriff nicht sein.

Ob gespielt oder nicht - richtig angenehm wird dieser Würgegriff nicht sein.

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Ursus stößt einen Urschrei aus

 In der NEW gibt es zwar nicht so viel zu verdienen wie in amerikanischen Wrestlingligen. Das aber heißt nicht, dass die Kämpfer nicht Kopf und Kragen riskieren.

In der NEW gibt es zwar nicht so viel zu verdienen wie in amerikanischen Wrestlingligen. Das aber heißt nicht, dass die Kämpfer nicht Kopf und Kragen riskieren.

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Ein regnerischer Freitagnachmittag im Februar 2013. Die 700 Quadratmeter große Halle, die zum Zentrum des deutschen Wrestlings werden soll, steht gegenüber einem Hotel. Wer dort hinfährt, passiert Supermärkte, eine Bäckerei, ein China-Restaurant, ein Casino. In der Halle grauer Betonboden, graue Wände, eine Theke. Daneben die Tür zu den Umkleiden. Rechts in der Ecke ein Wrestling-Ring, in der Mitte der Halle ein weiterer, umgeben von knapp 170 schwarzen Klappstühlen aus Plastik. Es ist 15 Uhr. In fünf Stunden werden dort Zuschauer sitzen und den ersten Kampf des Events "Provocation 2" sehen. Im Moment sitzen dort Wrestler und Helfer.

 Ursus gehört zu jenen Typen, denen man weder im Hellen noch im Dunkeln begegnen möchte.

Ursus gehört zu jenen Typen, denen man weder im Hellen noch im Dunkeln begegnen möchte.

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Alex Wright steht vorm Ring. Der 37-Jährige trägt einen schwarzen Pullover, Jeans und Turnschuhe und blickt auf die Stahlrampe, die aus dem Backstage-Bereich auf ihn zuführt. Er will, dass Ursus durch die Vorhänge schreitet, die Rampe hinuntergeht, einen Urschrei ausstößt, die Muskeln spielen lässt, in den Ring steigt. Ursus ist ein etwas molliger Typ mit Bart und braunen Haaren, trägt einen engen Ringeranzug mit langen Beinen. Es wird sein erster Auftritt sein, da muss er noch seinen Einmarsch üben. Im wahren Leben heißt Ursus Daniel, ist Lehramtsstudent und Wrights Schüler. Immer wieder lässt Alex ihn zu einer Musik herunterlaufen, die klingt wie aus einem Fantasyspiel. Erklärt geduldig. "Du musst es spüren, es soll nicht einfach eine Abfolge von Bewegungen sein." Dann bittet Alex seine Frau, die andere Musik abzuspielen. Birgit Wright steht auf dem Technik-Turm neben der Theke. Kurz darauf läuft Metal. Muskeln spielen lassen, Urschrei, zum Ring. Alex sagt "War schon besser" und beschließt: Du läufst zu Metal ein. Als er backstage verschwunden ist, fragt einer der Anwesenden die Kollegen, ob sie die erste Musik nicht auch besser fanden. Einige nicken. "Na ja", sagt er, "er ist der Chef, er hat Recht."

Ja, Alex Wright ist der Chef. Der einzige deutsche Wrestler, der sich je in einer US-Profiliga durchgesetzt hat. Der in den 90ern in der WCW kämpfte, in derselben Liga wie Hulk Hogan. Nach seiner Rückkehr aus den USA wächst die Idee heran, eine Wrestlingschule zu gründen. Er ist nicht der Typ, der rumsitzt. Er will seinen Schülern den Traum vom Wrestling erfüllen. Lebensstandard halten wäre auch nicht schlecht. Er weiß, das könnte auch schön danebengehen. Wrestling ist in Deutschland kein Breitensport. Aber die Angst vorm Scheitern ist nicht so groß wie die Angst, später zu sagen: "Ach, hättest du doch damals…". 2007 geht es los, die Schule nennt er "The Wright Stuff". Zunächst noch in seiner Heimat Nürnberg, in einer Turnhalle, die er sich mit anderen teilen muss. Doch es ist zu aufwändig, jedes Wochenende den Ring auf- und abzubauen. Er tut sich mit einem seiner Schüler zusammen, dem Bestatter Christian Flammersberger. Noch so ein Verrückter. Wright mietet die Halle in Heßdorf und steckt zusammen mit Flammersberger jede Menge Schweiß und mehr als 150.000 Euro in den Ausbau. So eine Wrestlinghalle hat sonst niemand in Deutschland.

Der Ruf könnte besser sein

Danach ist auch die Zeit, mit seiner Liga durchzustarten, New European Championship Wrestling (NEW). Damit will er Wrestling in Deutschland populärer machen. Dafür kloppt er 90-Stunden-Wochen. Sitzt unter der Woche daheim im Büro, obwohl er Papierkram überhaupt nicht mag, und wiegt deshalb 20 Kilo mehr als zu seinen besten Zeiten. Steht am Wochenende in der Halle und trainiert seine Schüler, knapp 100 sind es. Alex ist kein Drill Instructor, der den Willen brechen will, eher ein älterer Freund. Manchmal hilft sein Vater, der ebenfalls Wrestler war. Einige fahren hunderte Kilometer. Aus Österreich, Schweiz, England. Einige von ihnen hat er in seine Liga übernommen.

Seine Wrestler kann er lange nicht so gut bezahlen, wie er möchte. Leben können sie davon nicht, das schafft in Deutschland nur eine Handvoll. Er sagt ihnen, dass jeder Abstriche machen müsse, damit die Liga nicht gleich wieder dichtmachen muss. Gewinn ist für die NEW in den nächsten Jahren nicht zu erwarten. Woher soll das Geld auch kommen ohne Sponsoren? Die investieren nur zögerlich in einen Sport, der in Deutschland vielerorts ungefähr einen Ruf wie Kirmesboxen hat. Die freiwilligen Helfer, die selbst wrestlen, entschädigt Wright mit Gratis-Unterricht. Fast 50 Euro kostet eine Stunde Einzeltraining beim Champion.

Wer in Deutschland in Wrestling investiert, hat deutlich mehr Herzblut als Kapital. In Deutschland in Wrestling zu investieren verspricht ungefähr einen so raschen Erfolg wie einen Verlag für Lyrik zu gründen. Eine schnelle Mark zu machen, ist nicht drin.

In den 60er und 70er Jahren füllte Wrestling auch in Europa die Hallen. Damals hieß Wrestling noch Catchen, es ging mehr um den Sport als um die Show. Mit dem Siegeszug der amerikanischen Wrestlingligen WWF und WCW änderte sich das. Zwar wurden die Veranstaltungen auch in Deutschland im Fernsehen übertragen, auf RTL2 und DSF, und sorgten für eine neue Popularität, doch weil das amerikanische Wrestling mehr Wert auf Entertainment legt, wollten immer weniger die europäischen Shows besuchen. Bret Hitman Hart und Hulk Hogan waren auch in Deutschland die Idole, zu denen Teenager aufsahen. Die WWF kam für jährlich dutzende Shows auch nach Deutschland. Als aber die WCW 2001 eingestellt wurde und die WWF in Deutschland immer schlechtere Sendeplätze im Free-TV bekam und schließlich fast völlig verschwand, schwand auch das Interesse an Wrestling wieder.

Der Rückzug der amerikanischen Ligen aus Deutschland Anfang des Jahrtausends schuf aber immerhin Raum für deutsche Ligen. Diese aber mussten quasi bei Null anfangen und hatten das alte Problem: Die Zuschauer waren US-Wrestling gewohnt, ein Millionen-Business, in Deutschland aber fehlte das Geld für professionelle Produktionen. Das gilt bis heute. "Was das Entertainment angeht, so gibt es keinen Weg vorbei an WWE. Hier kann die deutsche Szene nicht mal ansatzweise mithalten", sagt Daniel Hille von der Wrestling-Website Genickbruch.com. Zahlreiche Ligen wurden gegründet, viele davon machten nach kurzer Zeit wieder dicht.

Wrestling entwickelt sich — langsam

Momentan gibt es neben der NEW nur noch eine handvoll weiterer Ligen, die einigermaßen regelmäßig Kämpfe veranstalten und auch Wrestlingtraining anbieten. Die wichtigste ist die westside Xtreme Wrestling (wXw) aus Oberhausen. Die veranstaltet auch einmal im Jahr das wichtigste Wrestlingevent Deutschlands, das dreitägige 16 Carat Gold, zu dem pro Tag knapp 500 Zuschauer kommen. "Wenn eine Show in Deutschland mehr als 300 Besucher hat, dann ist das schon ein überdurchschnittlich gutes Ergebnis", sagt Sven Theibach von Cagematch.de. Laut einem der Betreiber, Tassilo Jung, macht die wXw immerhin einen sechsstelligen Jahresumsatz. Der Umsatz der WWE lag 2012 bei 600 Millionen Dollar.

Das Wrestling in Deutschland entwickelt sich, aber es entwickelt sich sehr langsam. Alle Ligen haben ein großes Problem: Sie sind nicht im TV zu sehen. Nur so käme mehr Geld ins System. Weil sich dann auch Sponsoren interessieren würden. So aber fehlt Geld, um es in Technik, in professionellere DVDs, in bessere Shows und Gagen der Wrestler zu stecken. Doch ins Fernsehen zu kommen ist fast unmöglich, noch schwerer, als Sponsoren zu gewinnen Nicht nur, weil den Ligen das Geld fehlt, um die Sender mit spektakulären Shows wie in den USA zu beeindrucken, sondern eben auch, weil das Image nicht das beste ist.

Noch dreieinhalb Stunden bis "Provocation 2". Auch Alex Wright will mit seiner Liga ins Fernsehen, ZDF Neo oder RTL Nitro könnte er sich gut vorstellen. Er hat das im Hinterkopf. Auch bei der Besprechung, zu der er Wrestler, Ringrichter, Kameraleute, knapp 30 Leute, hinter die Kulissen ruft. In die erste Etage, die durch einen Vorhang von der Halle getrennt ist. Er sitzt auf einem Klappstuhl hinter einem Tisch mit angebrochenen Plastikflaschen. Neben ihm seine Frau. Sie wird später mit einer Kamera um den Ring laufen. Das Event erscheint auf DVD, Clips werden ins Internet gestellt. Alex gibt die Verhaltensregeln für den Abend durch: Kein Fuck-You-Finger. Das ist familienfreundliches Wrestling. Richtiger Impact. Wir sind Wrestler, keine Schachspieler. In die Kameras schauen. Wer ins Waschbecken blutet, wischt das Blut auch weg.

Respekt vor Alex

Alle hören zu. Danach schickt er sie raus und ruft die Duellanten nach und nach zu sich herein, um über die Kämpfe zu sprechen. Über die Schultern gucken lässt er sich dabei nicht. Es ist zwar kein Geheimnis, dass der Ausgang eines Wrestlingkampfes festgelegt ist, in diesem Fall von Alex, aber was darüber hinaus noch abgesprochen wird, sollen Außenstehende nicht erfahren. Die Wrestler, die noch unten warten, gehen mit ihrem Gegner schon mal Aktionen durch. Wer wen im Kampf wie auf die Bretter legen könnte. Wrestling hat genauso viel von Eiskunstlaufen wie von Kampfsport.

Dass die Wrestler so viel Respekt vor Alex haben, liegt nicht nur daran, dass er der Chef ist und ein Mensch, dem Respekt sehr wichtig ist. Er hat auch eine Biografie, mit der er alle anderen in der Halle übertrumpft. Als Alex 1975 in Nürnberg zur Welt kommt, ist sein Vater Steve ein erfolgreicher Wrestler, ständig in Europa unterwegs. Der Junge will das auch. Schon als Kleinkind klettert er in den Ring. Er ist kaum drei, da bringt ihm Steve die ersten Ringergriffe bei. Mit 16 Jahren erhält er einen Vertrag bei der deutsch-österreichischen Catch Wrestling Association (CWA). Die Ausbildung zum Versicherungskaufmann macht er nur, um seinem Vater einen Gefallen zu tun.

Es liegt auch an Margarete Schreinemakers, dass es weiter aufwärts geht. Die holt ihn mit 18 Jahren als Gast in ihre Sendung. In der sitzen auch Wrestler der US-Profi-Liga WCW, sie touren gerade durch Deutschland. Ein Agent der WCW lädt ihn ein, sich die Show in München anzusehen. Vater Wright rät ihm, seine Sportklamotten mitzunehmen. Als habe er es geahnt. Ein Wrestler verletzt sich, Alex springt ein und macht den Rest der Tour mit. Am Ende sagen sie: Komm mit in die USA, wir geben dir einen Profi-Vertrag. Er hat eine Woche Zeit zu überlegen. Na klar.

Im Disneyland muss er nicht anstehen

Das erste Jahr ist hart. Er ist in den USA nicht volljährig, kann nicht mal ein Auto mieten, hat Probleme mit Behörden und Banken. Weil die WCW ihn noch nicht kämpfen lässt, gibt es auch kein Geld. Er macht Schulden, arbeitet als Türsteher. Irgendwann beschwert er sich beim Chef. Fortan kämpft er und verdient Geld. Um die Schulden schnell loszuwerden, isst er manchmal nur einmal am Tag, schläft bei befreundeten Wrestlern im Hotelzimmer auf dem Boden. Dann geht es aufwärts. Er holt seine Verlobte nach. Die Fans feiern ihn als "Wunderkind". Er ist der durchtrainierte Typ mit frisierten Haaren und dem engen Höschen, der vor dem Kampf zu Techno im Ring tanzt. Ein Techniker, kein Rüpel. Er wird einer der Stars der Liga. Nicht so groß wie Hulk Hogan, aber berühmt genug, um im Disneyland nicht anstehen zu müssen. Wie viel er damals verdient, will er nicht sagen. Sehr, sehr gut, sagt er.

2001 ist Schluss. Durchs Fernsehen erfährt er, dass der Konkurrent WWF die in Geldnot geratene WCW kauft. Alex nutzt die Gelegenheit, sitzt seinen gut dotierten Vertrag aus, lehnt Angebote der WWF ab. Es ist einfach genug. Bis zu 350 Tage im Jahr unterwegs. Weit weg von seiner Frau. Die Tage eine Abfolge von Flug, Training, Kampf, Schlafen. Knochenbrüche, Gehirnerschütterungen, Bandscheibenvorfälle. Disziplin beim Essen. Das Gekungel hinter den Kulissen. Nach neun Jahren kehrt er 2003 mit seiner Frau zurück nach Nürnberg. Zwei, drei Jahre lebt er von seinem Bankkonto, baut sich ein Haus, arbeitet bei einer Fitnesskette, hat aber schon andere Pläne. Und so beginnt Alex Wright 2007 sein zweites Leben im Wrestling. Und wird Vater.

19 Uhr. Einlass. Metal setzt ein. Alex‘ Eltern und die seiner Frau kümmern sich um Bier und Würstchen hinter der Theke und um die Abendkasse. 21 Euro für Erwachsene, 14,50 Euro für Kinder. Die Wrestler ziehen sich hinter die Kulissen zurück, Alex geht in den Besprechungsraum. Immer wieder guckt er zwischen den Vorhängen nach unten in die Halle, übt für sich die Rede, die er zur Eröffnung halten will. Läuft dabei vor und zurück. Über seinem Pullover trägt er nun eine dunkle Lederjacke.

Wer schnappt sich das Stahlrohr?

Sein Schädel glänzt, als er um kurz nach acht in den Ring steigt. Einige Stühle sind frei geblieben, knapp 140 Zuschauer sind in der Halle. Männer, Frauen, Kinder. Die meisten aus der Region. "Es war ein gutes 2012, auch wegen euch", sagt er. Aber dieses Jahr werde richtig geil. Dann verlässt er den Ring. Er wird sich die Veranstaltungen vom Technik-Turm ansehen. Auch dabei lässt er sich nicht über die Schultern gucken. Er sieht, wie Ursus mit Urgewalt die Rampe herunterläuft und mit Urgewalt seinen Gegner erledigt. Er sieht, wie ein Mann mit dem Kampfnamen Kratos nach seinem Sieg den Schiri niederwirft, woraufhin ein pummeliger junger Mann in Trachten-Lederhose, der Schorschi, in den Ring kommt und Kratos fortschickt.

Er sieht, wie ein Wrestler im Schottenrock sich auf das Gesicht seines Gegners setzt. Er sieht, wie ein Wrestler seinen Titel gegen fünf Gegner hintereinander verteidigt. Wer die Leiter unter dem Ring herauszieht und aufstellt, kann sich ein Stahlrohr schnappen, das an der Decke baumelt, und es einsetzen. Er sieht, wie einige schon wie der sichere Sieger aussehen und noch verlieren. Die Zuschauer machen keinen Dauerlärm wie die Fankurve eines Fußballstadions, aber sie applaudieren laut bei spektakulären Aktionen. Nach dem letzten Kampf um kurz vor elf schießt Glitter aus den Ringecken. Einige Zuschauer bleiben noch zurück, um sich Autogramme zu holen, die anderen steigen ins Auto und fahren. Ohne Verkehrschaos.

Ein Trainingstag. Seit halb neun knallen die Körper auf die Holzplanken. Geduldig erklärt Wright zwei Wrestlerinnen, wie man jemandem in den Rücken tritt, ohne ihm dauerhaft zu schaden. Also bloß nicht in die Nieren. Er fragt einen erschöpften Wrestler "Musst du kotzen?". Als der nickt, sagt Alex: "Okay, kurze Pause". Er feuert eine Wrestlerin an, Judorollen zu machen. Bis sie keuchend auf dem Boden liegt. "Alles okay?" Einige Wochen später wird sie zum ersten Mal in der NEW kämpfen.

Alex‘ Leben ist kein Wrestlingkampf, denn der Ausgang ist nicht abgesprochen.Es gibt verschiedene Definitionen von Erfolg, und nach einigen von ihnen ist Wright noch weit von einem Erfolg entfernt, nach einigen hat er ihn bereits.

Sein vierjähriger Sohn hat auch schon angefangen, in den Ring zu klettern.

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