Kulturbeutel Horrorpunker hält für Borussia

Köln (RPO). Jede Woche füllen hier Musiker, Schauspieler und andere bekannte Menschen den "Herzrasen-Kulturbeutel". Hinein packen sie für uns alles, was ihnen lieb ist. Diesmal macht das Thorsten Wilms alias Rod Usher, Sänger von The Other aus Leichlingen, der bekanntesten Horrorpunkband Europas.

 Jetzt bloß nicht die Treppe hochrennen, sonst gibt es kein Entrinnen - Rod Usher und seine Band The Other.

Jetzt bloß nicht die Treppe hochrennen, sonst gibt es kein Entrinnen - Rod Usher und seine Band The Other.

Foto: Heilemania

Köln (RPO). Jede Woche füllen hier Musiker, Schauspieler und andere bekannte Menschen den "Herzrasen-Kulturbeutel". Hinein packen sie für uns alles, was ihnen lieb ist. Diesmal macht das Thorsten Wilms alias Rod Usher, Sänger von The Other aus Leichlingen, der bekanntesten Horrorpunkband Europas.

Mein Lieblingswort Nach dem Spiel gegen Kaiserslautern ist mein Lieblingswort "Wiederaufstieg", denn objektiv betrachtet besteht für meinen Lieblingsverein Borussia Mönchengladbach kaum eine Chance auf den Verbleib in der ersten Liga. Somit muss der direkte Wiederaufstieg her. Meine Familie stammt zum Teil übrigens aus Mönchengladbach - daher die Liebe zur Raute - der Rest von The Other allerdings sympathisiert entweder mit Bayer Leverkusen oder hat kein Interesse am Fußball. Unverständlich! Als ich allerdings einmal zur Probe mit der Idee für einen Gladbach-Song erschien, der mir mitten in der Nacht eingefallen war, erklärten sich die anderen aber sogar bereit, ihn mit mir umzusetzen. Ich warte heute noch darauf.

Meine Lieblingsband KISS. Ich bin Die-Hard Fan der Maskenrocker, seit ich neun Jahre alt bin. Die Mischung aus treibendem Rock mit Mitsingfaktor, Comic-Image und Grusel-Touch hat mich sofort beeindruckt. Seitdem habe ich die Band über 30 Mal live gesehen, bin sogar in die USA geflogen, um mir vier Shows in New York anzusehen und sammle KISS-Merchandise. Einmal habe ich sogar mit Gene Simmons telefoniert; meinem Traum, einmal KISS zu supporten, sind wir dadurch aber noch nicht näher gekommen. Das bisherige Highlight waren die Shows mit Alice Cooper, Bela B., The Cult und Misfits.

Mein Lieblingsalbum Hier stehe ich mit meiner Liebe fast allein auf weiter Flur, denn das KISS-Album "The Elder" ist wohl das unbeliebteste Werk der Band. Ein Konzept-Album mit vielen ungewöhnlichen Tönen, aber für mich gerade deshalb so spannend, weil es KISS von einer ganz anderen Seite zeigt. Etwas Orchestrales könnte ich mir auch für The Other mal vorstellen… Dann würden uns unsere Fans allerdings wohl genauso hassen, wie es bei KISS der Fall war.

Mein Lieblingsautor Ich verehre Autoren wie Poe und Lovecraft, aber für mich gibt es nur einen König und der heißt mit Vornamen Stephen. Ich weiß noch genau, wie ich als Kind "Shining" las und bis mitten in der Nacht nicht aufhören konnte, die Seiten zu verschlingen. An Schlaf war danach nicht zu denken, das ganze Haus knackte und ächzte und ich war vor Angst wie gelähmt. Seitdem habe ich alles gelesen, was Stephen King veröffentlicht hat, diverse Artikel in Magazinen über ihn publiziert und meine Magisterarbeit über sein Werk geschrieben. Ein Song unseres aktuellen Albums "New Blood" dreht sich um die Kleinstadt "Castle Rock", in der King viele seiner Geschichten angesiedelt hat. Seinen Sohn Joe Hill — ebenfalls ein bekannter Autor — traf ich kürzlich in Frankfurt zum Interview. Er ist großer KISS-Fan, wir verstanden uns also blendend.

Mein Lieblings-Technikgerät Ich habe mich in diesem Jahr mit einigen neuen Spielzeugen eingedeckt, unter anderem einem 3D-Fernseher mit passendem Blu-Ray-Player. Aber besonders begeistert bin ich von meinem Smartphone. Damit wird jede Wartezeit angenehmer und dank des synchronisierten Band-Terminkalenders, auf den alle anderen Jungs Zugriff haben, verpasst keiner mehr eine Probe. Wenn ich jetzt noch meine Gitarre daran anschließen könnte, um Songs aufzunehmen.

Mein Lieblingsfilm "Der Exorzist" ist für mich der beste Horrorfilm aller Zeiten. Er war 1973 schockierend und ist es heute noch. Speziell den "Director's Cut", in dem endlich der berüchtigte "Spiderwalk" zu sehen ist, muss man gesehen haben. Für The Other ist es eine große Ehre, bei der Horror-Convention "Weekend of Horrors" in Bottrop am 7. Mai live zu spielen und sogar ein Fotoshooting mit "Exorzist"-Hauptdarstellerin Linda Blair zu haben. Auch "Zombie"-Vater George Romero werden wir treffen, da lacht mein Fanboy-Herz!

Mein Lieblingsbuch Hier kann ich mich schwer entscheiden, da "Shining" mich sehr früh geprägt hat. Sehr eindrucksvoll fand ich auch "Less Than Zero" von Bret Easton Ellis, da der Stil der Erzählung so ungewöhnlich war, die Darstellung der Gewalt so explizit aber distanziert, und zudem die Handlung in der Dekade spielt, in der ich aufgewachsen bin. Zugegeben: So krass wie in Hollywood ging es in meiner Heimat Leichlingen nicht zu. Ebenfalls ganz oben in meiner Literaturliste: Die Kurzgeschichtensammlungen von Poe und Lovecraft, "Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde" von Robert Louis Stevenson, "Hell House" von Richard Matheson und "The Girl Next Door" von Jack Ketchum.

Mein Lieblingsschauspieler Ich bin großer Fan der alten Horrorfilmschule um Schauspieler wie Bela Lugosi, Boris Karloff und Lon Chaney Jr. Der beste Mime aller Zeiten ist für mich allerdings jemand, der erst ein paar Jahre später bekannt wurde: Vincent Price. Price ist der Gentleman unter den Grusel-Schauspielern und wurde nie — wie beispielsweise Bela Lugosi — auf eine Rolle reduziert, dafür war er zu vielseitig. Nebenbei sammelte Price Kunstwerke und schrieb Kochbücher. Als Roderick Usher in "Der Untergang des Hauses Usher" ist er unübertroffen. Da können sich die ganzen austauschbaren Teenie-Schauspieler, die heute Hochglanzwerke wie "Twilight" bevölkern, auch noch so bemühen, die Klasse von Vincent Price werden sie nie erreichen!

Meine Lieblingsstadt Ich lebe in Köln und liebe Köln. Wenn ich allerdings über Deutschland hinausschaue, dann war London die Stadt, die mich immer fasziniert hat. Für Shopping oder kulturelle Angebote gibt es kaum eine bessere Gegend und gerade die Alternativ-Szene ist dort noch immer sehr mitreißend. Wir haben leider erst zwei Mal in London gespielt, aber beide Gigs waren einfach großartig und das Publikum euphorisch. Ärgerlich ist nur, dass ich noch immer nicht den Jack-The- Ripper-Rundgang absolviert habe. Das steht als Nächstes auf der Liste.

Horrorpunk ist ein schwer zu fassendes Genre. Thorsten Wilms definiert den Stil "als die perfekte Mischung aus Punk-Rock, Rockabilly, Gothic und Heavy Metal, gepaart mit der Atmosphäre klassischer Horrorfilme und dem Trash-Faktor der 50er Jahre Grusel-Comics." Die aktuelle CD von The Other heißt "New Blood". Sie ist für knapp 13 Euro erhältlich.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort