Kleve Ende der Sekundarschule ist besiegelt

Kleve · Der Klever Stadtrat entschied überraschend in einer Kampfabstimmung: Ab dem kommenden Schuljahr werden an der Sekundarschule keine Schüler mehr angenommen. Dafür soll schnell eine zweite Gesamtschule gegründet werden.

 Im ehemaligen Johanna-Sebus-Gymnasium an der Ackerstraße ist derzeit die Sekundarschule untergebracht. Ab kommendem Schuljahr sollen dort keine Schüler mehr aufgenommen werden dürfen, beschloss der Rat.

Im ehemaligen Johanna-Sebus-Gymnasium an der Ackerstraße ist derzeit die Sekundarschule untergebracht. Ab kommendem Schuljahr sollen dort keine Schüler mehr aufgenommen werden dürfen, beschloss der Rat.

Foto: Klaus-Dieter Stade

In zwei knappen Sätzen formulierte CDU-Fraktionschef Wolfgang Gebing das Ende der Sekundarschule in Kleve und Bedburg-Hau: "Wir beantragen die Neugründung einer Gesamtschule zum Schuljahr 2017/18. Die Sekundarschule läuft aus." Genauso so kam es: Nach fast zweistündiger, hitziger Diskussion beschloss der Klever Stadtrat mit denkbar knapper Mehrheit von CDU und Grünen den schleichenden Tod der Sekundarschule und die Einrichtung einer zweiten Gesamtschule in Kleve mit Teilstandort in Bedburg-Hau.

Diese Entscheidung kam völlig überraschend, denn eigentlich hatte sich in den vergangenen Wochen folgende Lösung angedeutet: Die Sekundarschule wird in eine zweite Gesamtschule umgewandelt. So hatte es auch die Stadtverwaltung empfohlen. In diesem Fall hätten Schulleitung und Kollegium der Sekundarschule bleiben könnten. Die Sekundarschule hätte als Gesamtschule eine Oberstufe erhalten, und die Schüler hätten die Chance gehabt, dort einen Gesamtschulabschluss oder ihr Abitur zu machen. Dies alles geht nun nicht mehr.

Bei der SPD löste der überraschend aufgetauchte Vorschlag der CDU Entsetzen aus. Petra Tekath, die Fraktionsvorsitzende der Klever Sozialdemokraten, sprach von "einsetzender Schnappatmung" bei ihr. "Nach Wochen und Monaten kommt die CDU jetzt plötzlich mit zwei knappen Sätzen. Wir nehmen den Kindern auf der Sekundarschule jede Chance, wenn wir die Umwandlung nicht beschließen. Die Schüler werden dann mit einem Zeugnis der Sekundarschule entlassen. Ich entschuldige mich bei Eltern, Lehrern und Schülern, wenn das durchkommt. Das ist für mich hier Fremdschämen ", sagte Tekath.

Daniel Rütter, Fraktionsvorsitzender der FDP, erläuterte, weshalb die Liberalen gegen den CDU-Vorschlag stimmten. "Wir sind gegen ein neues Schulexperiment. Wir sind auch gegen eine Umwandlung. Wir sollten die Sekundarschule so weiterlaufen lassen, am alleinigen Standort Kleve, ohne Bedburg-Hau. Der Bedarf für eine zweite Gesamtschule ist nicht da."

Auch die Offenen Klever stimmten gegen den Vorschlag, die Sekundarschule auslaufen zu lassen. "Wir wollen die Umwandlung. Es ist nicht sinnvoll, wenn parallel die Sekundarschule abgewickelt und eine neue Gesamtschule aufgebaut werden muss", sagte Fraktionschef Fabian Merges. Hedwig Meyer-Wilmes von den Grünen hielt dagegen: "Nur bei einer Neugründung als Gesamtschule hat die Sekundarschule eine echte Chance. Damit setzen wir die Bezirksregierung unter Druck und nicht die Bezirksregierung uns."

Am Ende fiel die Abstimmung für das Auslaufen der Sekundarschule ab dem 1.8.2017 und die Errichtung einer weiteren Gesamtschule mit 23 zu 21 Stimmen aus. Die neue Gesamtschule soll sechs Züge erhalten, vier am Standort Kleve und zwei in Bedburg-Hau.

Beim folgenden Tagesordnungspunkt war es wieder die CDU, die vorpreschte. Sie beantragte, die Karl-Kisters-Realschule im kommenden Schuljahr vierzügig laufen zu lassen. Dieser Antrag fand jedoch keine Mehrheit. Am Ende stimmte der Rat mit einer Mehrheit aus SPD, Grünen und Offenen Klevern, die Karl-Kisters-Realschule auf drei parallele Klassen pro Jahrgang zu beschränken. Über Ausnahmen soll Bürgermeisterin Sonja Northing entscheiden.

(RP)
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