Wuppertal Adolphe Binder leitet Bausch-Theater

Die 48-Jährige stellt ihr erstes Programm für das Wuppertaler Haus vor.

Sie sei aufgeregt, sagt Adolphe Binder, als sie ihr erstes Programm für das Tanztheater Wuppertal Pina Bausch vorstellt. Dann aber wirkt sie sehr selbstsicher und mutig. Mut braucht die 48-Jährige auch, denn sie tritt als erste Externe die Leitung der Compagnie der Choreografin an, die 2009 gestorben ist. Der Mut verbindet sie mit Pina Bausch. Denn diese hatte gegen Widerstände ihre Form des neuen Tanztheaters durchgesetzt und es zur Weltmarke gemacht.

Adolphe Binder will das Tanztheater Wuppertal nun in die Zukunft führen, ihm eine neue Identität geben, gleichzeitig aber das Repertoire der 46 Stücke Pina Bauschs lebendig halten. Zwei Uraufführungen soll es kommende Spielzeit geben. Zwei Choreografen wurden eingeladen, mit dem 37-köpfigen Ensemble im Alter von 23 bis 67 Jahren, bestehend aus 19 Nationalitäten, zu arbeiten: Dimitris Papaionnou und Alan Lucien Øyen. Papaionnou ist bildender Künstler und Comiczeichner. Über die Begegnung mit dem Theater von Pina Bausch kam er zur darstellenden Kunst. Einem großen Publikum bekannt wurde der Grieche durch seine Inszenierung der Eröffnungs- und Abschlussfeier der Olympischen Spiele in Athen 2004.

Der Norweger Øyen war Tänzer, etwa bei Pretty Ugly in Köln, bevor er selbst choreografierte. Seit 2006 ist er Leiter von Winter Guests, einer interdisziplinären Tanzcompagnie, die in ihren Stücken Bewegung und Text miteinander verbindet.

Paris und London sind Koproduzenten beider neuen Stücke. Damit nimmt die Tanzkuratorin Adolphe Binder, die selbst nicht choreografiert und zuletzt das Göteborg Tanzensemble in Schweden geleitet hat, eine Tradition von Bausch wieder auf. Mit 30 Aufführungen in Wuppertal und 40 Gastspielen im Ausland liegt ein Schwerpunkt weiterhin in den internationalen Auftritten. In Wuppertal werden die Stücke "1980", "Masurca Fogo" und eine Neueinstudierung von "Die sieben Todsünden" gezeigt, ein Stück mit Liedern von Brecht und Weill von 1976, bei dem Sänger der Wuppertaler Bühnen beteiligt sind.

"Der Kern des Tanztheaters wird immer Pina Bausch sei", verspricht Binder. Bei Bausch stand der Mensch im Mittelpunkt, so hat auch Binder, eine Deutsche mit rumänischen Wurzeln, Choreografen gesucht, die sich für den Menschen interessieren. Für ihre Arbeit sei es essenziell, dass das Tanzzentrum Wuppertal entsteht. "Das war für mich ein Grund und ein wichtiger Anreiz, hierher zu kommen", sagt Binder. Das ehemalige Schauspielhaus soll mit Mitteln von Bund, Land und Stadt bis 2022 umgebaut werden. Allerdings gibt es noch keine Zusagen für die Betriebskosten.

(RP)
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