Salzburg Pereira tritt in Salzburg pompös ab

Salzburg · Zum letzten Mal kann der Kulturmanager ein Riesenfestival inszenieren.

Zum Abschied nur das Beste, Teuerste, Edelste - und nach ihm die Sintflut oder zumindest ein Salzach-Hochwasser. In seinem letzten Jahr als Intendant der Salzburger Festspiele wuchtet Alexander Pereira 270 Veranstaltungen an 14 Spielorten vom 18. Juli bis 31. August in die kleine Stadt. Allein die fünf Opern-Neuinszenierungen sind ein Kraftakt - darunter Mozarts "Don Giovanni" und Strauss' "Rosenkavalier". Ein Gigant im Schauspiel: Es bringt Karl Kraus' als unspielbar geltendes Weltkriegsepos "Die letzten Tage der Menschheit" auf die Bühne.

Im kommenden Jahr herrscht dann Fastenzeit. "Wir werden Pereiras Expansionskurs nicht weiterfahren", hatte der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer neulich gesagt. Pereira gelang es, trotz Rekordeinnahmen aus Spenden und Sponsoring das Budget zu sprengen. Schließlich zogen die Politiker die Notbremse, obwohl Pereira, ein begnadeter Fundraiser, auch Rekordeinnahmen beim Sponsoring verzeichnen konnte. Dabei kam ihnen gelegen, dass der 66-Jährige um eine vorzeitige Auflösung seines Vertrags gebeten hatte, weil er neuer Intendant der Mailänder Scala werden wollte.

Dass Pereiras Wachstumskurs gescheitert sei, mochte Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler nach der letzten Kuratoriumssitzung nicht sagen. Sie bestätigte aber, dass der Ball abgeschafft und es künftig nur noch drei Opern-Neuproduktionen geben wird. Die "Ouverture spirituelle" soll bleiben, sozusagen als Pereiras Vermächtnis: Im Gegensatz zum Festspielball und vor allem der puren Menge an Konzertangeboten wollen auch Pereiras Nachfolger die Auftaktwoche mit geistlicher Musik beibehalten. Nach Christentum und Buddhismus geht es 2014 um den Islam. Gleichwohl fehlt die europäische Sakralmusik nicht im Angebot der diesjährigen "Ouverture spirituelle". Eröffnet wird die Reihe am 18. Juli mit "Die Schöpfung" von Joseph Haydn, diesmal mit Bernhard Haitink am Pult des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks.

Unterdessen hat sich der hemdsärmelige Pereira daran gemacht, die als behäbig geltende Scala aufzumischen. Wirbel verursachte ein Geschäft, das der Noch-Festspielchef mit dem Noch-Nicht-Intendanten der Scala abgeschlossen hatte. Er verkaufte vier Salzburger Opernproduktionen nach Mailand, was ihm den Vorwurf einbrachte, die Festspielbilanz aufhübschen zu wollen.

(RP)
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