Amsterdam Amsterdamer Museen in deutscher Hand

Amsterdam · Drei Deutsche leiten niederländische Top-Häuser. Gregor J. M. Weber aus Düsseldorf gehört dazu.

In Holland ist Deutschland Exportweltmeister - zumindest in Sachen Kultur. Denn mit Axel Rüger aus Dortmund, Beatrix Ruf aus Singen und Gregor J. M. Weber aus Düsseldorf leiten drei Deutsche die Geschicke der Amsterdamer Top-Museen. Rüger ist Chef im Van Gogh Museum, Ruf im Stedelijk und Weber hält als Leiter der Abteilung Bildende Kunst in Hollands Nationalheiligtum, dem Rijksmuseum, ein Auge auf Rembrandt und Johannes Vermeer. Ist das Zufall?

Weber ist überzeugt, dass Kultur immer schon grenzüberschreitend gedacht und gemacht worden ist. "Je mehr Europa Fakt wird, umso mehr wird auch der Austausch von Fachleuten in Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur normal", sagt Weber. Und dennoch, so ganz normal ist die deutsche Präsenz wohl nicht, denn auch Ex-Königin Beatrix ist dieser Umstand aufgefallen. Anlässlich der Eröffnung einer Ausstellung wurde Weber ihr vorgestellt, und sogleich erinnerte sich die Monarchin, dass auch der Direktor des Van-Gogh-Museums Deutscher ist. "Sie meinte, dass man in den Niederlanden nicht auf die Nationalität, sondern auf die Qualität achten würde. Das fand ich schmeichelhaft."

Webers Mitarbeiterstab ist international wie die UN-Hauptversammlung. Eine Polin, einen Engländer, eine Belgierin, einen Chinesen, einen Italiener, eine Deutsche und zwei Niederländerinnen hat er in seiner Abteilung eingestellt. In Holland ist das normal wie Tulpen und Käse. "Es geht um die besten Wissenschaftler, und die Ausschreibungen werden international geführt", so der Kunstgeschichtler.

So war es auch 2009, als Weber im Rijksmuseum anfing und die Konservatorenstelle der Frühniederländischen Malerei mit einem Deutschen besetzte. Der hatte sich gegen einen englischen Konkurrenten durchgesetzt. Dennoch ließ ein älterer Mitarbeiter eine scherzhafte, aber trotzdem schräge Bemerkung fallen. Er sprach von der deutschen "Besatzung". "Aber das war in nunmehr sechs Jahren der wirklich einzige Fall", versichert Weber.

Der deutsch-niederländischen Freundschaft hat das keinen Abbruch getan. Und dem professionellen Museumsmanagement sowieso nicht. Weber: "Das Rijksmuseum verkörpert zu großen Teilen die niederländische Geschichte und Kultur. Es ist damit identitätsstiftend für die Bevölkerung. Auch Touristen, die fasziniert von der holländischen Landschaft und den Städten, den alten Gebäuden und dem offenen Flair sind, finden diese Qualitäten im Museum wieder."

In Amsterdam leben Menschen aus 186 Nationen. Dass sich Weber in einem solch weltoffenen Umfeld wohlfühlt, liegt sicher nicht nur an seiner herausragenden Position. Als Düsseldorfer in Amsterdam ist er quasi in bester Gesellschaft. Denn Kurfürst Jan Wellem hat schon um 1700 seine Düsseldorfer Gemäldegalerie mit niederländischer Kunst vollgestopft und die besten holländischen Maler seiner Zeit angestellt.

(RP)
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