Kurzkritiken Anna Netrebko singt Arien des "Verismo"

Schon neulich in Salzburg hat sie in "Manon Lescaut" eindringlich dokumentiert, dass sie eine großartige Puccini-Interpretin ist. Jetzt hat Anna Netrebko die großen Arien des veristischen Fachs gebündelt und auf den Markt geschleudert. "Verismo" heißt sehr einleuchtend ihre neue Platte bei der Deutschen Grammophon; man begegnet "Vissi d'arte" aus "Tosca", "La Mamma Morta" aus "Andrea Chenier" von Giordano, "Io son l'umile ancille" aus Cileas "Adriana Lecouvreur", natürlich auch dem unverwüstlichen "Ebben? Ne andrò lontana" aus Catalanis "La Wally". Als taufrisch-werbewirksame Reminiszenz an ihren jüngsten Auftritt bei den Salzburger Festspielen ist sogar der komplette vierte Akt aus "Manon" zu hören. Man hört dabei ihren etwas angestrengt wirkenden Gatten Yusif Eyvazov (Tenor). Hier fällt jedenfalls auf, was für ein großartiger Begleiter Antonio Pappano mit dem Orchestra dell'Accademia Nazionale di Santa Cecilia aus Rom ist.

Die Überraschung ist aber Netrebkos Doppelauftritt mit "Turandot": Zum einen singt sie das "In questa reggia" der eisumgürteten Prinzessin selbst, zum anderen das flehend-liebende "Signore, ascolta" der Sklavin Liù. Zwei unterschiedlichere Charaktere in einer Oper sind kaum denkbar - und es nimmt nicht wunder, dass Netrebko die Turandot mittlerweile besser trifft als die Liù. Ihre Stimme hat ja an Volumen, Dynamik und Kontur deutlich gewonnen, zugleich ist sie auf vornehme Weise dunkler geworden. Überhaupt ist das eine famose Platte. Die Dame ist nicht grundlos so begehrt. w.g.

(RP)
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