Alle Kultur-Artikel vom 22. Januar 2003
Eyes Adrift: Eyes Adrift

Eyes Adrift: Eyes Adrift

Vom berstenden Zorn ihrer frühen Jahre haben sie abgelassen: Curt Kirkwood (Gitarre, Gesang), Krist Novoselic (Bass, Gesang) und Bud Gaugh (Schlagzeug) sind Eyes Adrift und spielen einen umsichtigen Erwachsenen-Rock. Interessanter jedoch ist, was die drei in ihrer "Zorniger-Junger-Mann-Phase" waren: In den späten Achtzigern und frühen Neunzigern spielte Bud Gaugh bei Sublime, einer hoffnungsvollen Ska-Rock-Formation (die besseren No Doubt, ist man versucht zu sagen); Curt Kirkwood bei den Meat Puppets, einer der am meisten verehrten US-Underground-Bands dieser Zeit, der jedoch größerer Erfolg verwehrt blieb; Krist Novoselic bei Nirvana dazu bedarf es keiner weiteren Worte. Beim gemeinsamen Jammen haben sich die drei nun zu einer richtigen Band verbunden und bringen dieser Tage ihr Debütalbum auf den Markt. Es ist ganz schön geworden. Nicht so mitreißend wie das ungestüme Werk ihrer früheren Bands; nicht so komplex und außergewöhnlich, wie man es sich vielleicht von alten Underground-Helden erhofft hätte. Aber Eyes Adrift verstehen es, verschiedene Einflüsse zu einem angenehmen Gesamtsound zu bündeln: Manchmal reiten sie sattelfest hinaus aufs Country ("Blind Me", "Dottie Dawn & Julie Jewel"), manchmal rocken sie noch recht rüstig ("Alaska", "Telescope") und einmal drehen sie sogar völlig ab ("Pasted", über 15 Minuten lang). Keine begeisternde Platte aber eine, die gefällt.

2Pac: Better Dayz

2Pac: Better Dayz

Im September 1996 wurde der Rapper 2Pac ermordet, und seitdem hat es kontinuierlich Veröffentlichungen aus aus seinem Nachlass gegeben. "Better Dayz", ein Funken sprühendes Doppelalbum, besteht aus Stücken Pacs so genannter Makaveli-Phase, seiner persönlichen Adaption des florentinischen Philosophen Machiavelli. Politische Taktik und Umgang mit Macht wird hier in 2Pacs düsterer, zwischen Hoffnung, Wut und Fatalismus lavierender Rap-Poesie übersetzt. Während einige Stücke die Energie alter Giftpfeile wie "Hit Em Up" erzeugen, an vorderster Front das schäumend unversöhnliche "Never B Peace", kommt auf Stücken wie "My Block" der ruhige Chronist einer Welt zwischen Tod, Gefängnis und Leid zum Vorschein. Die Adressaten von "Never B Peace", 2Pacs Erzfeinde im medial heraufbeschworenen "Krieg zwischen Ost- und Westküste", können bei entspannteren Songs wie das von einer bluesigen Gitarre getragene Titelstück durchatmen. Der Effekt des wütenden "Young Black Male", der im nächsten Moment zum zartbitteren Poeten werden kann, nutzt sich auch mehr als sechs Jahre nach dem gewaltsamen Tod Tupac Shakurs nicht ab. Trotz weniger, nachgemixter Füller - ein lebendiger 2Pac hätte mit dem R&B-Sternchen Mya wohl kein lahmes Stück wie "Fair Xchange" aufgenommen - ist Shakur ein Erlebnis pittoresker, kraftvoll-poetischer Sprache wie in Thugz Mansion": Tupac Amaru Shakur ist eine Legende Hype ist woanders.