Alle Kultur-Artikel vom 12. September 2017
Wertvolle Privatheit

Kolumne Eine Frage Des StilWertvolle Privatheit

Felix muss ein Mistkerl sein. Ich kenne Felix nicht, aber das Mädchen, das neben mir in der Bahn sitzt und mit ihm telefoniert, lässt kein gutes Haar an ihm. Unsere gemeinsame Fahrt dauert nur zehn Minuten, aber danach glaube ich sehr genau zu wissen, was Felix alles so falsch gemacht hat. Nichts davon hätte ich wirklich wissen wollen. Was zu der Frage führt: Wie viel Privates verträgt die Öffentlichkeit? Wenn Menschen heute auf dem Weg sind, erledigen sie alle möglichen Dinge: Sie schreiben oder diktieren Arbeitsmails, schminken sich, wenn die Zeit zuhause dazu nicht mehr gereicht hat, sie hören das neue Lied der Lieblingsband oder telefonieren mit dem Freund (in dem konkreten Fall: jetzt sicher Ex-Freund) über das drängende Problem. Weil die Technik das zulässt, verlegen sie Dinge in den öffentlichen Raum, die dort früher nie stattgefunden hätten. Und fragen sich nicht mehr: Gehört das, was sie gerade tun, dort überhaupt hin? Belämmern sie damit womöglich andere Menschen? Arbeitsmails stören dann niemanden, wenn derjenige sie stumm in sein Telefon tippt. Wenn der Bahnnachbar aber mit der begriffsstutzigen Siri spricht und Worte oder Satzteile x-fach wiederholen muss, nervt das. Kurz mit dem Liebsten zu besprechen, was im Kühlschrank fehlt: okay. Mit eben diesem Liebsten die Beziehungsprobleme in epischer Breite zu bekaspern: nicht okay. Fix die Lippen in der Bahn nachzuziehen, ist völlig in Ordnung, ein Komplett-Make-up aufzulegen oder sich dort die Nägel zu feilen oder zu knipsen, ist sehr viel zu viel. Und zwar nicht wegen kleinkarierter "Das macht man nicht"-Spießigkeit, sondern aus zwei Gründen: weil es tragisch ist, wenn immer mehr nichts mehr den Schutz wertvoller Privatheit genießt. Und weil es tendenziell rücksichtslos und blind all denen gegenüber ist, die mit im Abteil, die neben einem im Restaurant sitzen, die zufällig auch in der Schlange auf den Mitnehmkaffee warten und denen dieser laute, aufdringliche Einblick zu viel sein könnte. Die Idee wäre also: jedem ein bisschen von diesem öffentlichen Raum zu geben, ein bisschen weniger an sich selbst und die eigenen Bedürfnisse und ein bisschen mehr auch an die der Mitmenschen denken - ginge das?

Arme Kinder machen selten Musik
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Alarmierende ErkenntnisArme Kinder machen selten Musik

Eine neue Studie belegt, dass Einkommen und Bildung der Eltern beeinflussen, ob Kinder ein Instrument erlernen.

Monika Grütters will Filmhaus in Berlin

BerlinMonika Grütters will Filmhaus in Berlin

Im Falle eines Wahlsiegs der Union will sich Kulturstaatsministerin Monika Grütters für ein Filmhaus in Berlin einsetzen. "Aus kulturpolitischer Sicht wäre das ein wichtiges Thema für einen Koalitionsvertrag", so die CDU-Politikerin. "Ein repräsentatives Filmhaus in der Hauptstadt wäre ein markantes Aushängeschild für den Filmstandort Deutschland, das auch im Ausland wahrgenommen würde." Das Haus soll nach ihren Vorstellungen mehreren Filmeinrichtungen Platz bieten - etwa die Berlinale, die Deutsche Filmakademie und die Deutsche Kinemathek.