Bonn Auerbachs Farblandschaften

Bonn · Das Kunstmuseum in Bonn zeigt Werke des Londoner Künstlers.

Frank Auerbach kennen in Deutschland nur einige Sammler. Der 84-Jährige lebt in London, wurde aber in Berlin geboren. Seine Eltern schickten ihn ein halbes Jahr vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs nach Großbritannien. Sie starben später in Auschwitz.

Nach seiner Ausbildung am Royal College of Art mietete Auerbach 1954 ein Atelier im Londoner Stadtteil Camden Town. Seither hat der scheue Künstler seinen Mikrokosmos kaum verlassen, nach Deutschland ist er nicht mal zur Eröffnung seiner Retrospektive im Bonner Kunstmuseum gekommen. Dort sind bis zum 13. September 71 Werke Auerbachs zu sehen. Die Ausstellung ist eine Kooperation mit der Tate Britain in London.

Auch wenn sein Name vielen kein Begriff ist, vermittelt die Ausstellung schnell ein Gespür für die Unverwechselbarkeit von Auerbachs Werk. Seine Bilder sind Farblandschaften, in den frühen Werken aus den 50er und 60er Jahren türmt sich die Farbe zu kleinen Gebirgen. Denn Auerbach trägt immer wieder neue Schichten auf. Einige Bilder wirken so plastisch wie Skulpturen. Auf dem Bild mit dem Titel "Studio with Figure on Bed II" von 1966 hat Auerbach rote Farbe aus der Tube direkt auf die Leinwand aufgetragen. Das Gemälde "E.O.W. Nude" (1953-4) hat die Anmutung von geschmolzenem Plastik. Seine Werke wirken nicht zweidimensional, man muss um sie herum gehen. Aus der Entfernung sieht man die Konturen der abgebildeten Objekte, die Struktur des Bildes sieht man nur von Nahem und kann sich ganz in sie hineinvertiefen. Eigentlich müsste man die Bilder im wahrsten Sinne des Wortes begreifen können, doch das verhindern nicht nur die Mitarbeiter des Museums, sondern auch Rahmen aus dunklem Holz und Glas. Meistens lässt Auberbach seine Werke direkt rahmen, wenn er mit der Arbeit fertig ist.

Seine Motive sind über die Jahrzehnte immer dieselben, doch die Bilder sind immer anders. Er malt städtische Szenen aus einem Viertel, die Underground-Station "Mornington Crescent", den Park "Primerose Hill", sein eigenes Studio und Modelle wie etwa seine Frau Julia. Die Ausstellung verdeutlicht, wie sich der Künstler entwickelt hat. Mit der Zeit werden die Farbschichten seiner Werke dünner, die Farben satter. Analysiert werden will der Künstler indes nicht. In einem Gespräch mit der Kuratorin Catherine Lampert sagte er : "Meine Hoffnung ist, dass die Werke nicht kontextuell, in ihren Bezügen betrachtet werden - das heißt, nicht zu chronologisch, zu stilistisch oder zu motivisch wahrgenommen werden."

Ausstellung bis zum 13. September im Bonner Kunstmuseum, Friedrich-Ebert-Allee 2, Eintritt kostet regulär sieben Euro.

(RP)
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