Berlin Tochter und Haupterbin - Barbara Brecht-Schall ist tot

Berlin · Sonderlich reüssiert im Berliner Ensemble hatte die unter dem Namen Barbara Berg auftretende Schauspielerin nicht. Zu groß war womöglich der familiäre Schatten. Denn die junge Frau, die eigentlich Barbara Brecht hieß, war das zweite Kind von Bertolt Brecht und Helene Weigel, dazu Halbschwester der Schauspielerin Hanne Brecht, später Hiob. Ihre Mutter war nicht nur Intendantin am Berliner Ensemble, sie hatte auch die "Mutter" Brechts, die Pelagea Wlassowa, Teresa Carr und Anna Fierling gespielt.

Doch als Erbin fiel Barbara Brecht beträchtliche Macht zu. Vor allem in Ost-Berlin war ihr Einfluss auf das Berliner Ensemble einzigartig, Intendanten mussten kuschen, Regisseure wurden auf ihr Geheiß entlassen. Barbara Brecht-Schall war überzeugt, stets im Sinn ihres Vaters gehandelt zu haben. "Papa hätte das nicht erlaubt", erklärte sie sich einst. Verheiratet war sie seit 1961 mit dem Schauspieler Ekkehard Schall, der sich durch Brechts Werk hindurch spielte. Genau wie ihr Vater hatte auch ihr Mann einige Affären. Brecht-Schall kommentierte dazu: "Wir sind eine Theaterfamilie. Was wir machen, machen wir dramatisch." Aus ihrer Ehe entstammen die Schauspielerin und Regisseurin Johanna Schall und die Kostümbildnerin Jenny Schall.

Zuletzt ließ sie weitere Aufführungen von Brechts "Baal" am Münchner Residenztheater gerichtlich untersagen. Nun ist die Schauspielerin, Kostümbildnerin und Haupterbin Brechts mit 84 Jahren in Berlin gestorben.

(RP)
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