Bayreuth Bayreuth: Große Vorfreude auf Dirigent Kirill Petrenko

Bayreuth · Auf unerklärliche Weise dringt vom Grünen Hügel derzeit kein Lüftchen zu uns. Der Orchestergraben des Bayreuther Festspielhauses scheint eine uneinsehbare Gruft, von der Bühne gibt es keine einzige Wasserstandsmeldung, und manche Insider glauben, Frank Castorf werde den "Ring des Nibelungen" mit einer genialischen oder sehr oberflächlichen Hemdsärmeligkeit zusammenkloppen.

Kurioserweise ist das Fachpublikum im Wagner-Jubiläumsjahr weniger am Regisseur als am Dirigenten interessiert. Kirill Petrenko ist einer der spannendsten Pultstars der Gegenwart. Er war Generalmusikdirektor der Komischen Oper Berlin und übernimmt nun in gleicher Funktion die Bayerische Staatsoper in München. Dort sind alle prophylaktisch aus dem Häuschen. Den Musikfreunden an Rhein und Ruhr ist Petrenko in wärmster Erinnerung durch sein erregendes, vibrierendes, auch die Tiefendimensionen auslotendes Musizieren von Wagners "Tristan und Isolde" mit den Duisburger Philharmonikern bei der Ruhrtriennale. Wer sich danach mit den Orchestermusikern unterhielt, hatte das Gefühl, sie hätten Kontakt mit einem Außerirdischen gehabt, der sie zur Höchstform motiviert hatte.

Petrenko ist ein ausgewiesener Opernfachmann, deswegen hat ihn Klaus Bachler, der Münchner Staatsopernintendant, auch geholt – und natürlich war Bachler anfangs verschnupft, dass er sein Debüt im Freistaat Bayern ausgerechnet im verfeindeten Bayreuth geben würde. Aber die Befriedigung, den Fisch an der Angel zu haben, überwog.

Die reinen Stimm-Freaks können sich auf eine großartige neue Brünnhilde freuen, die Engländerin Catherine Foster. Wolfgang Koch singt durchgehend den Wotan, Lance Ryan den Siegfried.

Und Castorf? Ja, auf den freuen wir alle uns natürlich auch.

(RP)
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