Düsseldorf Beeindruckendes neues Album von Robert Plant

Düsseldorf · Wer es noch nicht kennt, möge sich so rasch wie möglich dieses Lied anhören: "A Stolen Kiss" von Robert Plant ist eine der schönsten Balladen, die seit langer Zeit veröffentlicht wurden; fünf Minuten Erschütterung, ein Lied für die Endlos-Schleife. Der 66-Jährige, der einst die Stimme von Led Zeppelin war, der "Kashmir" sang und sich am Ende von "Stairway To Heaven" in den Höhenrausch schrie, schmeichelt nun, er schluchzt und seufzt. Der Kerl mit dem wilden Haar und dem offenen Hemd leidet, und natürlich leidet er am Herzen. Er erzählt, wie er sich in die Folk-Sängerin Patti Griffin verliebte und wie die Liebe kaputtging und nichts mehr gut wurde.

Der Song ist das Zentrum von Plants neuem Album "Lullaby and The Ceaseless Roar". Plant experimentiert mit Elektronik, er legt Trance-Flächen aus dem Synthesizer unter einige Lieder, borgt sich Percussion aus der nordafrikanischen Folklore. Er mischt Blues und Rock, Psychedelik und Exotik mit keltischem Klimbim, und was sich liest wie eine Mischung, die man lieber nicht hören möchte, klingt bei Plant und seiner Band The Sensational Space Shifters schlüssig, zwingend, großartig.

Er könnte einfach daheim in der englischen Grafschaft Shropshire sitzen und 34 Jahre nach der Trennung von Led Zeppelin ein Leben als vergoldete Statue genießen. Aber Plant will wissen, wie die Gegenwart klingt. Für den göttlichen Schreihals ist jede Platte nur Übergang, musikalischer Transit.

Es gibt Rocksongs wie "Rainbow" auf dem neuen Album, Voodoo-Beschwörungen wie "Little Maggie". Plant singt: "To you I bare my soul /My summer's almost gone." Und immer gelingt es ihm, Atmosphäre zu schaffen, es brodeln zu lassen, die Spannung zu steigern. Eine faszinierende Veröffentlichung.

(RP)
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