Eine Frage Des Stils Begrüßungen brauchen Regeln

Leser Paul F. fragt: "Ein schlichtes ,Hallo' erscheint mir ein wenig mager - welche Form der Begrüßung hat Stil?"

Ein Freund erzählte mir kürzlich von dieser Begebenheit: Sein Vorgesetzter betrat das Großraumbüro, in dem der Freund am Schreibtisch saß, und warf ihm ein "Hi" zu. Dem Freund kam das komisch vor. Unpassend. Ein bisschen zu viel. "Hi" sage er, so der Freund, nur zu Leuten, die er mag. Er fragte sich also, warum der Vorgesetzte nicht "Hallo" oder "Guten Morgen" gesagt hat. Die Geschichte des Freundes und die Frage von Paul F. brachten mich ins Nachdenken: Wie geht die perfekte Verbalbegrüßung? Und braucht sie wirklich Regeln? Die Antwort ist: Ja. Ein paar wenige.

Das Wichtigste zuerst: Grußlos einen Raum zu betreten (wenigstens beim ersten Mal - wer immer wieder das Büro betritt und verlässt und betritt, ist ausdrücklich ausgenommen und entschuldigt) ist unterirdisch und geht gar nicht. Wer das macht, outet sich in genau dieser Sekunde als schrecklich unhöflich und überdies auch egoman.

Die Begrüßung sollte zu den Menschen passen, die man begrüßt. Der Geschäftsführung des Arbeitgebers ein munteres "Tach auch!" zuzuschnoddern, ist daneben. Je vertrauter das Miteinander, desto lockerer kann auch die Anrede sein.

Was immer geht: mit der Begrüßung die Tageszeit ansagen. Die Bäckerei vor der Arbeit mit "Guten Morgen" zu betreten und das Restaurant nach der Arbeit mit "Guten Abend", ist in jedem Fall richtig.

Mahlzeit, Hallöchen und Cheerio kann man mögen, muss man aber nicht. Meine, zugegeben sehr radikale, Meinung: nein. Ist nicht witzig und geht leider absolut gar nicht - und wenn einem doch mal "Mahlzeit" herausrutscht, sollten sich die beteiligten Personen bitte definitiv in einer Kantine befinden. Was auch nicht geht: die inflationär gebrauchte Phrase "Na, alles gut?" Ersetzt keine Begrüßung, weil der Frager die echte Antwort in diesem Moment garantiert nicht hören will. Weiß jeder, der auf sie schon einmal sein Herz ausgeschüttet hat. Dann lieber schlicht "Guten Tag".

Um Ihre Frage nach dem "Hallo" zu beantworten, lieber Herr F.: Für mich kann ein "Hallo" mager sein, muss es aber nicht. "Hallo" kann herzlich und ehrlich sein und wahrhafte Freude darüber ausdrücken, den anderen zu sehen. Es kommt halt auch bei der Begrüßung immer auf das Wie an.

Ihre Fragen? Bitte unter "Eine Frage des Stils" an kultur@rheinische-post.de

(RP)
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