Eine Frage Des Stils Bei Rüpeln gelassen bleiben

Täglich herrscht vor Ihrem Haus ein Gedränge um die Parkplätze, und bisweilen müssen Sie mehrfach um den Block fahren. Immer freuen Sie sich wie ein Kind, wenn Sie Ihr Automobil abends ohne Verzögerung unter der Laterne zur Nacht abstellen können. Leider gibt es Zeitgenossen, die so ungünstig parken, dass sie mehrere Plätze beanspruchen; wo drei Fahrzeuge parken könnten, passen jetzt nur zwei hin.

Jeder erlebt täglich solche Momente der Gedanken- oder Rücksichtslosigkeit. Die rauchende Frau, die ihr Auto beim Discounter auf dem "Mit Kinderwagen"-Parkplatz abstellt. Der Rentner, der mit laufendem Motor auf dem Halteverbotszeichen vor diesem Discounter parkt, damit seine Frau keinen Meter zu viel laufen muss. Der Teenager, der mit notorischem "Booaah, Nico hat auch gesagt"-Gequake das Ruheabteil des ICE kontaminiert. In diesen Augenblicken erwacht in uns der Wunsch nach dem Ordnungshüter, nach einem schnellen Ahndungserfolg. Wir möchten diese Leute abstrafen, zur Räson bringen, in ihre Schranken weisen.

Solche Wünsche sind verständlich und menschlich, aber von Klugheit weit entfernt. Natürlich können Sie dem ungünstig parkenden Nachbarn einen anonymen Zettel in Druckschrift an die Windschutzscheibe hängen, darauf dies zu lesen: "Ihr asoziales Parkverhalten geht uns Nachbarn schwer auf die Nerven!" Der Effekt ist kaum zu kalkulieren. Vielleicht schaut der Nachbar in diesem Moment durch die Scheibe und merkt sich Ihr Gesicht. Stilvoll und weise ist es, auf dem Zettel um Einsicht zu werben: "Liebes Nachbarauto, könntest Du beim nächsten Parken darauf achten, dass auch ich noch Platz finde? Vielen Dank." Einen Nachbarn, den Sie kennen, können Sie natürlich höflich ansprechen.

Werbemaßnahmen für ein mitdenkendes Miteinander wirken oft Wunder. Und was die Blödparker vor dem Discounter betrifft: Der Menschheit gehören nun mal etliche Leute an, deren Frechheit mit Ignoranz gestraft gehört. Abgewöhnen sollten wir uns die Einstellung, wir seien die Oberstudienräte der Zivilisation. Trainieren Sie Gelassenheit! Und im Zug sollten Sie immer Ohrstöpsel dabei haben. Hat der Teenager nämlich aufgehört zu telefonieren, steigt im nächsten Bahnhof ein Kegelclub ein.

Haben Sie eine Stilfrage? Dann schreiben Sie uns an: stilfrage@rheinische-post.de

(RP)
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