Berlin Berliner Museum zeigt Schätze aus dem Rhein

Berlin · Der durch die Säle des Neuen Museums flanierende Besucher sieht zunächst noch nicht all die herrlichen Mitbringsel, die die Germanen einst bei ihren Raubzügen durch das römische Reich erbeuteten und dann auf dem Nachhauseweg aus bis heute unbekannten Gründen im Rhein versenkten. Denn zunächst fällt der Blick auf den "Lüttinger Knaben", jene bronzene römische Statue, die Fischer vor 150 Jahren bei Xanten aus dem Fluss zogen. Der bisher einsam im Bacchussaal vor sich hin dösende Bronzejüngling bekommt jetzt dauerhaft Besuch und gleich mehrhundertfachen Zuwachs: Der "Barbarenschatz von Neupotz", im 3. Jahrhundert n. Chr. im Wasser versunken und zwischen 1967 und 1997 mit Schaufelbaggern aus dem Kies eines verlandeten Altrheinarmes in Rheinland-Pfalz gefördert, findet auf der Berliner Museumsinsel eine neue Heimat.

Die über 1000 Fundstücke - von denen jetzt rund 300 als Dauerleihgabe gezeigt werden - sind ein Glücksfall für die Archäologie. Auch wenn bei der Bergung einiges beschädigt wurde: Es ist der umfang- und variantenreichste Fund römischer Metallobjekte nördlich der Alpen. Natürlich vergisst man gern, dass an den von germanischen Heiden geraubten Gegenständen Blut klebt: Gleichwohl erzählt die Beutekunst detailgenau vom Alltagsleben der damals an Rhein und Donau gelegenen römischen Siedlungen. Wir sehen kunstvoll gefertigtes Küchen- geschirr, unzählige Werkzeuge aus Eisen, Äxte, Zangen, Hacken, Hämmer, Sägen, deren Formen sich kaum von unseren heutigen Gebrauchsgegenständen unterscheiden und von einem hohen Stand antiken Handwerks künden. Es gibt klobige Vorhängeschlösser zum Schutz wertvollen Privateigentums, Eisenbeschläge römischer Lastwagen, Fußfesseln, die von Sklavenhandel und Strafvollzug berichten. Gefunden wurden auch römische Münzen aus Silber und Kupfer, die älteste aus dem Jahr 49 vor, die jüngste aus der Zeit um 280 nach Christi, geprägt im antiken Lugdunum, dem heutigen Lyon. Auf die meisten Gegenstände können sich Archäologen einen Reim machen. Nur wie und wann die zwei Schwerter, die wesentlich älter sind als alle anderen Fundstücke aus römischer Zeit, in den Fluss gelangten, wissen sie nicht genau. Auch der Lüttinger Knabe, der die Sammlung bewacht, weiß es nicht.

(RP)
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