Frankfurter Buchmesse Tumulte bei Höcke-Auftritt - Polizei muss eingreifen

Der AfD-Rechtsaußen Björn Höcke besucht die Frankfurter Buchmesse. Demonstranten stellen sich ihm und seinen Anhängern mit lautstarken Protesten entgegen.

 Björn Höcke (Archiv).

Björn Höcke (Archiv).

Foto: dpa, mkx tba jai

Es waren nur kleinere Unruhen am Rande, doch sie irritierten die weltgrößte Buchmesse ungemein: Durch die Teilnahme rechtspopulistischer Verlage kam es in Frankfurt immer wieder zu teilweise massiven Störungen von Veranstaltungen, bis hin zu Tätlichkeiten. Trauriger Höhepunkt war der Auftritt des Thüringer AfD-Politikers Björn Höcke am Samstag, der die Vorstellung des Buches "Mit Linken leben" des rechsgerichteten Antaios Verlags besuchte. Mit Transparenten und Rufen wie "Nazis raus" protestierten etliche Demonstranten gegen die Veranstaltungen, während Höcke-Sympathistanten "Jeder hasst die Antifa" skandierten. Bevor die Situation eskalierte, griff schließlich die Polizei schlichtend ein.

Die Auseinandersetzungen bewegten sich vor allem im Umfeld des von Götz Kubitschek geleiteten Antaios-Verlags. Unter anderem war es zu Gewalttätigkeiten gekommen: Am Stand der rechtsgerichteten Wochenzeitung "Junge Freiheit" war ein Zuhörer auf den Verleger des linken Trikont-Musikverlags zugegangen und soll ihn mit einem Faustschlag an der Lippe verletzt haben. Der Verleger ließ sich im Krankenhaus behandeln und erstattete Strafanzeige. Andere und kleinere Konfrontationen ließen zwar keinen Polizei-Einsatz nötig werden, sorgten aber immer wieder für Unruhe. So wollte der Katzenkrimi-Autor und Redner auf Pegida-Demos, Akif Pirincci, ein Interview am Stand des Börsenvereins geben. Dies wurde ihm untersagt; erst mit Nachdruck musste er gebeten werden, diesen Messebereich dann auch zu verlassen.

Veranstalter rechtfertigen Auftritt rechter Verlage

Neben diesen Auseinandersetzungen gibt es auch reichlich Diskussionen darum, ob die bewusste Entscheidung des Veranstalters richtig war, im Sinne der Meinungsfreiheit auch solche Verlage zuzulassen und nur dann einzuschreiten, wenn gegen deutsches Recht verstoßen wird. Dabei wurden Stimme laut, die davor warnten, dass in Deutschland nun ein "Kulturkampf von rechts" bevorstehe. War der Veranstalter möglicherweise politisch zu naiv, einen Dialog mit jenen suchende wollen und am Ende finden zu können, die keinen Dialog und keine Verständigung wünschen? Und ist dieses Vorhaben - so ehrenwert und nachvollziehbar es auch ist - am Ende zu politisch und von einem Umfeld wie dem der Buchmesse nicht mehr kontrollierbar? Der Intendant der Berliner Volksbühne erklärte auf einem der vielen Podien dazu: "Die Kultur ist überfordert, wenn wir ihr die ganze Verantwortlichkeit überlassen."

Die Auseinandersetzungen in Frankfurt haben die Messe nicht völlig überschattet. Aber sie waren mehr als nur ein Warnsignal. In der Nachbetrachtung werden die Veranstalter für sich zu klären haben, wie künftig mit der Teilnahme rechtspopulistischer Verlage verfahren werden muss. Ähnlichen Fragen mussten sich zuletzt auch andere Großveranstalter stellen, die auf die Freiheit des Wortes und auf Verständigung setzen - wie beispielsweise Kirchen- und Katholikentage.

Zum Abschluss der Messe gab es noch einmal eine offizielle Erklärung: "Die Frankfurter Buchmesse lebt von der Vielfalt der Meinungen und ist ein Ort des freien Dialogs. Das ist die unveränderliche Haltung der Frankfurter Buchmesse und des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Während der letzten Tage gab es auf der Frankfurter Buchmesse gezielte Provokationen, Sachbeschädigungen und tätliche Übergriffe zwischen linken und rechten Gruppierungen … Wir verurteilen jede Form der Gewalt. Sie verhindert den Austausch von politischen Positionen. Wir werden sie als Mittel der Auseinandersetzung nicht zulassen." Das deutet Handlungsbereitschaft an. Die Frankfurter Buchmesse 2017 wird in der Kultur der Auseinandersetzung auch darum nicht ohne Folgen bleiben.

(los)
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