Erich Kästner: Der kleine Mann

Mäxchen Pichelsteiner stammt zwar aus Pichelstein, doch ist er noch viel, viel kleiner als die ohnehin schon sehr, sehr kleinen Pichelsteiner. Nicht einmal fünf Zentimeter misst er! Darum schläft er ja auch in einer Streichholzschachtel und schafft höchstens den zehnten Teil eines Ananastörtchens (was recht mickrig ist).

Aber gemeinsam mit Professor Jokus von Pokus ist er unschlagbar; zwei tolle Typen, die im Zirkus Stilke die ganz große Nummer sind und die Taschen der Zuschauer mindestens so leer räumen, wie es die Wüste Gobi im fernen Asien schon ist. Schon bald gibt es tolle Angebote: Die Illustrierte "Life" bietet 100.000 Dollar für Mäxchens Memoiren; die amerikanischen Filmfirma Metro-Goldwyn-Mayer plant einen Film mit dem Duo; und ein Zündholzkonzern bittet um die Lizenz, seine Schachteln mit dem Schild "Der kleine Mann gibt ihnen Feuer" bekleben zu dürfen.

Goldige Zeiten, doch plötzlich ist der kleine Mann verschwunden, verschleppt vom kahlen Otto und Puddingbernhard, der Kanaille. Wie's ausgeht? Natürlich glimpflich. Aber das sollte man selber lesen, schließlich ist das nicht so anstrengend wie für Mäxchen. Denn der muss immer auf eine Leiter steigen, damit er die Seiten auch überschauen und lesen kann, muss danach runterklettern, um umzublättern, wieder rauf, um die nächsten beiden Seiten zu lesen, und wenig später wieder runter, um - und so weiter. Ganz schön mühsam. Aber was so eine richtige und selbst so winzige Leseratte wie Mäxchen ist, den kann natürlich auch so eine Klettertour durchs Buch niemals zurückschrecken.

Von LOTHAR SCHRÖDER

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort